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Die Sünde aber gebiert den Tod

Die Sünde aber gebiert den Tod

Titel: Die Sünde aber gebiert den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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sein?«
    »Vor Mitternacht schon, hat der Bruder Infirmarius geschätzt. Möglicherweise während alle in der Christmette waren. Keinen besseren Zeitpunkt hätte der Mörder wählen können, nicht wahr?«
    »Seht Ihr, genau das meine ich: Wenn das so wäre, kann sie nicht die Kindesmutter sein, denn dann hätte sie kopflos und bloß in die Kirche rennen und dort das Kind ablegen müssen.«
    »Da ist was dran. Wenn sie die Mutter ist, muss sie also vorher umgebracht worden sein. Aber auch das ist möglich. Die Mönche pflegen zwischen der Komplet und Mitternacht zu ruhen. In dieser Zeit kann jemand, der es wirklich will, in das Kloster eindringen und dort weitgehend ungestört seinen Verrichtungen nachgehen.«
    »Wenn ihm jemand die Pforte öffnet.«
    »Was spricht dagegen, dass der Ritter genau dieses tat?«
    »Fast alles. Stellt Euch vor: Mutter und Kind werden von dem Ritter durch eine Seitentür eingelassen. Sie legt in aller Seelenruhe das Kind hinter dem Altar ab, dann hetzt sie der Ritter von der Kirche hinüber in die Speisekammer. Derweilen verliert sie ihre Kleider und später dann auch noch den Kopf? Nein, das kann sich nicht lautlos abgespielt haben. Und was hätte den Ritter daran gehindert, auch das Kind zu einem Engelein zu machen.«
    »Ihr macht Euch lustig darüber!«
    Almut war pikiert; die herzlose Art, in der Franziska über die Ermordete sprach, gefiel ihr nicht.
    »Nein, ich mache mich nicht lustig darüber. Ich versuche Euch nur zu erklären, warum Ihr nicht zu einfache Schlussfolgerungen ziehen solltet.«
    »Schön und gut, aber es ist passiert. Irgendwie muss die Frau ins Kloster gekommen sein und das Kind in der Kirche abgelegt haben. Und zwar unbemerkt von dem Ritter, denn sonst hätte er – da habt Ihr Recht – sicher das Kind auch verschwinden lassen. Mitsamt dem Brief.«
    »Richtig. Das lässt darauf schließen, dass die Frau vor ihm geflohen ist.«
    »Und er hat sie dann in der Küche oder in diesem Vorratsraum gestellt.«
    »Schon besser, Almut.«
    »Bleibt das Problem der Kleider. Mhhh – dieser Trottel von Vogt hat natürlich sofort den einzig männlichen Schluss daraus gezogen und den Mönchen einen Lustmord unterstellt. Aber was wäre, wenn sie und der Rittersich in den leeren Säcken miteinander vergnügen wollten. Dann wäre das Kind sicherlich auch im Weg gewesen.«
    »Ihn packte dann die Leidenschaft so heftig, dass er sie umbrachte.«
    »Dummes Huhn!«
    »O heilige Sankt Marta, wann kommt Ihr endlich drauf?«
    »Dass sie schon tot war, als ihr der Kopf abgeschlagen wurde?«
    »Und dass es nicht im Kloster geschehen sein muss!«
    »Sondern dort, wo sich Kopf und Kleider befinden. Wie Ihr schon festgestellt habt. Möglich wäre es. Aber...« Almut schüttelte den Kopf. »Wenn das Eure Idee ist, dann male ich Euch auch ein schauriges Bild – von einem Mörder, der in der Christnacht eine kopflose, nackte, blutende Leiche durch die Stadt schleppt, mit ihr über die Klostermauer steigt und sie im Vorratsraum ablegt. Auch ein bisschen weit hergeholt, meint Ihr nicht?«
    Franziska hatte die Augen geschlossen und sich wohl genau dieses Bild vorgestellt. Sie biss sich auf die Unterlippe und knetete die Hände im Schoß.
    »Mir scheint, Ihr seid ziemlich zart besaitet, Franziska. «
    »Schon gut. Es... da ist eine Hinrichtung gewesen...« »Ich habe es immer für völlig idiotisch gehalten, sich solche Veranstaltungen anzusehen. Da seht Ihr, was dabei herauskommt. Sollen wir unser Gespräch beenden?« »Nein, nein. Es geht schon.« Dann, nach einer Weile stieß Franziska giftig hervor: »Oh, das, was Ihr da ausgemalt habt, ist übrigens leichter zu bewerkstelligen, als Ihr denkt. Ein Karren, ein paar Lumpen darüber. Es muss auch nicht in der Nacht gewesen sein, sondern nur vorder Sext des nächsten Tages. Wenn man das unterstellt, kann sie durchaus auch jemand durch die Pforte gebracht haben. Ein Lieferant, ein Handwerker...«
    »Franziska? Ihr hört Euch so komisch an. Habt Ihr jemanden im Verdacht?«
    Die Köchin sah Almut mit einem trostlosen Blick an, aber dann schüttelte sie den Kopf.
    »Berichtet es mir lieber, wenn Ihr irgendwas beobachtet habt.«
    »Hab ich nicht. Nein, beobachtet habe ich nichts.« »Na gut – außerdem – Franziska, Ihr seid auf dem Holzweg! Ihr habt das Kind vergessen!«
    Die Köchin schwieg betroffen, dann aber hellte sich ihr Gesicht auf.
    »Falls sie überhaupt die Kindsmutter war. Oder – wenn sie es war, dann hat sie womöglich das Kind ihrem

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