Die Sünde aber gebiert den Tod
daran, es war im Herbst 1375.«
»Natürlich, Herr Gero. Ich lebe in dieser Stadt. Welche Rolle war die Eure in diesem unsinnigen Spiel?«
»Ich trug letztlich zum Scheitern dieses Überfalls bei, denn ich weigerte mich, mit meinen Mannen bei diesem hinterhältigen Angriff die erzbischöflichen Truppen zu unterstützen.«
»Wer, Herr Gero, plante denn den Überfall, wenn nicht Friedrich selbst?«
»Ich weiß es nicht, Frau Almut. Wenn ich es wüsste, hätte wahrscheinlich auch der Mörder einen Namen. Es stehen und standen etliche der Schöffen und der Vogt Scherfgin selbst eng mit dem Erzbischof in Verbindung. Insbesondere Gerhard de Benasis hat sich um die öffentlichen Klagen gegenüber dem Kaiser gekümmert und Friedrichs Rechte vertreten.«
»Frau Bettinas Bruder?«
»Eben der.«
»Er würde doch wohl seine Schwester nicht ermorden, oder glaubt Ihr das?«
Der Ritter schüttelte den Kopf und starrte ins Feuer.
»Andererseits – was macht Euch da so sicher? Ich meine, wusste er von Eurer Beziehung zueinander?«
»Sie war seit Jahren bekannt, Bettina machte keinen Hehl daraus. Ja, sie kam, als sie ihre Schwangerschaft bemerkte, sogar zu ihm nach Bonn, um Aufsehen zu vermeiden. Es wäre der Familie nicht recht gewesen, hätte jedermann hier in Köln das Offensichtliche gesehenund darüber geklatscht. Sie selbst kümmerte so etwas wenig, aber da sie wusste, ich würde in jedem Fall meiner Lehnspflicht nachkommen und Quartier am Hof des Erzbischofs beziehen, beugte sie sich dem Wunsch ihrer Eltern.«
»Verstand sie sich mit ihrem Bruder gut?«
»Nicht besonders. Sie trägt nicht nur ein Feuermal, sie hat auch einen Feuerkopf. Oh, mein Gott, was rede ich da.«
Er stand auf und ging zum Fenster, um seiner Erregung Herr zu werden.
Fredegar hatte die ganze Zeit schweigend dabeigesessen und zugehört. Er sagte jetzt leise: »Sie haben sich oft gestritten. Nicht über persönliche Dinge, Frau Almut. Nicht über meinen Herrn, sondern über Ansichten und Politik und so. Ich habe nicht viel davon verstanden. Frau Bettina war sehr klug, wisst Ihr.«
Almut nickte. Der Ritter hatte seine Fassung wiedererlangt und kam zum Kamin zurück.
»Sie waren Geschwister, Frau Almut. Sie hatten ihre Streitereien, und das wohl schon von Kindheit an. Er war vier Jahre älter als sie, aber ich glaube, sie war ihm an Reife schon immer überlegen. Aber Hass, der bis hin zum Mord geht, möchte ich ihm nicht unterstellen.«
»Gut, Ihr kennt ihn, ich nicht. Ich verlasse mich auf Euer Urteil. Doch nun sollten wir ergründen, was es mit dem Schreiben auf sich hatte, das Frau Bettina dem Kind in die Windeln steckte, bevor sie es aussetzte. Ich bin sicher, Ihr könnt Licht in diese Angelegenheit bringen.«
»Ja, Ihr erwähntet gestern etwas davon. Verzeiht, mir ist inzwischen so viel durch den Kopf gegangen, dass ich dem keine Aufmerksamkeit schenkte. Was ist das für ein Schreiben? Habt Ihr es noch?«
»Ich gab das Pergament Pater Ivo. Wo er es aufbewahrt, kann ich Euch nicht sagen. Aber ich kann Euch den Inhalt in etwa wiedergeben. Es war ein Brief von einem der beiden inhaftierten Kleriker, dem Johann von Wevelinghoven. Er richtete das Schreiben an einen so genannten ›edlen Freund‹ und bestätigt darin, er habe dessen Instruktionen befolgt. Er schreibt, er habe innerhalb der Stadtmauern den Angriff von Seiten der erzbischöflichen Truppen vorbereitet. Die Tore würden rechtzeitig geöffnet. Außerdem meldet er, dreihundert Söldner rekrutiert und sie unter die Führung der Ritter von Oefte gestellt zu haben.«
»Allmächtiger, diesen Brief hatte Bettina bei sich? Das heißt, sie wusste, wer hinter den Anschlägen steckt. Sie hat es herausgefunden.«
»Zusammen mit der Tatsache, dass durch Eure Ermordung die Friedensverhandlungen zum Scheitern gebracht werden sollten. Ein wahrhaft brisantes Wissen. Fredegar, hat Frau Bettina mit irgendeinem Wort erwähnt, wer die Mörder gedungen hat?«
»Nein, nein. Sie wollte mir so wenig wie möglich anvertrauen. Nur meinen Herrn sollte ich warnen. Er wüsste schon, wer ihm auf den Fersen sei.«
»Die Feme. Ja, aber nicht, wer in Person«, antwortete der Ritter.
Almut fragte nach: »Die Feme untersteht dem Erzbischof. Hat er sich selbst schließlich gegen Euch gewandt? «
»Das kann ich Euch nicht sagen. Als ich die Vorladung erhielt – ich muss Euch nicht verraten, dass kein mir bekannter Bote sie überbrachte –, hatte ich keine Gelegenheit mehr, ihn zu sprechen. Bettina flehte
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