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Die Sünde aber gebiert den Tod

Die Sünde aber gebiert den Tod

Titel: Die Sünde aber gebiert den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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nickte.
    »Möglicherweise musste es Euch so erscheinen.«
    »Ja, vergessen wir es. Denken wir weiter darüber nach, was Frau Bettina plante. Dass sie das Kind dabei hatte, scheint unter den gegebenen Umständen sinnvoll gewesen zu sein. Sie wohnte im Adler, weil die Familie Euren Bastard nicht bei sich haben wollte.«
    »Es klingt grausam, aber so ist es nun mal.«
    Almut schlug sich plötzlich mit der flachen Hand an die Stirn. »Ich habe etwas vergessen. Herr Gero, Frau Bettina hat einen Brief geschrieben. Der Wirt des Gasthauses wusste zu berichten, sie habe Feder und Tinte verlangt. Irgendein Bote hat dieses Schreiben jemandem überbracht!«
    »Was weiß der Wirt darüber?«
    »Nichts, dummerweise. Es war viel Betrieb an jenem Christtag, und wer der Bote war, daran konnte er sich nicht erinnern. Aber ich hätte da eine Möglichkeit, es herauszufinden. Fredegar?«
    »Muss das sein?«
    »Ich dachte, ihr würdet euch jetzt miteinander vertragen.«
    »Na ja...!«
    »Fredegar!« Mahnend sah ihn sein Herr an. »Du gehorchst Frau Almut so, als ob ich es wäre, der dir einen Auftrag erteilt.«
    »Ich soll den Päckelchesträger beschwatzen!« »Klar!«, bestätigte Almut in Pitters Tonfall, und Fredegar grinste leicht.
    »Na gut, aber wenn der mich wieder mit Schnee einseift, dann...«
    »Dann kaufst du ihm einen süßen Wecken. Ein geringer Baderlohn, will mir scheinen!«
    »Du hast dich von diesem spillerigen Jungen einseifen lassen, Fredegar?«, fragte der Ritter ungläubig.
    »Ihr habt mich selbst gelehrt, Schwächeren gegenüber Milde zu zeigen. Natürlich hätte ich ihm eine Abreibung verpassen können, an die er sich noch Tage erinnert.«
    »Wahre Ritterlichkeit spricht aus dir, Fredegar!«,
    lobte Almut ihn. »Pitter ist klein und spillerig, weil er selten genug zu essen bekommt und schon von Kindesbeinen an hart arbeiten musste. Aber er weiß ungeheuer viel über diese Stadt, und wenn er nicht selbst der Bote war, den Frau Bettina beauftragt hat, so habe ich doch große Hoffnung, dass er es herausfindet, wer ihr diente und wohin das Schreiben gebracht wurde.«
    »Dann werde ich ihn wohl mal suchen müssen.« »Probiere es in der Nähe vom Eigelsteintor. Dort ist er häufig anzutreffen.«
    Fredegar stand auf und wollte den Raum verlassen, als Almut ihm noch etwas hinterherrief.
    »Ah, noch etwas. Er wollte mir gestern, glaube ich, noch etwas Wichtiges mitteilen. Aber das ist dann in den Ereignissen untergegangen. Frag ihn bitte, was es war!«
    »Gut, mache ich, Frau Almut. Ich nehme an, Ihr bleibt noch etwas länger hier?«
    »Ich will nachher noch in die Infirmerie und nachschauen, wie es Pater Ivo geht.«
    Gero von Bachem war wieder aufgestanden und zum Fenster gegangen. Unten auf dem Innenhof fegte ein Laienbruder den frisch gefallenen Schnee zu einem Haufen zusammen, zwei Mönche gingen, die Hände tief in den Kuttenärmeln verborgen und die Kapuzen über dem Kopf, disputierend zur Kirche, drei schwarze Krähen flatterten krächzend auf und ließen sich auf dem Dachfirst nieder.
    »Ihr seid recht findig, Frau Almut.«
    »Ich gehorche den Notwendigkeiten.«
    »Ein guter Grundsatz. Ihr habt es gestern mit Erfolg bewiesen.«
    »Nein, da war ich außer mir. Ein schlimmer Zug vonmir. Ein guter Freund hat mir vor kurzem erklärt, die Sterne, in diesem Falle Mars in Taurus, würden mich geneigt machen, dem Jähzorn nachzugeben.«
    »Ich habe den Prior Rudgerus zuvor schon kennen gelernt und kann ein gewisses Verständnis für diese Neigung aufbringen, Frau Almut. Macht Euch darüber keine allzu großen Sorgen. Er ist ein überheblicher, selbstgerechter Mann, der die Krücken einer strengen Ordnung braucht, um das untadelige Bild von sich vor sich selbst aufrechtzuerhalten.«
    »Die Krücken einer Ordnung. Seltsam ausgedrückt, Herr Gero. Das würde ja bedeuten, er wäre ein schwacher Mensch, denn wer Krücken braucht, hat keinen eigenen Halt.«
    »Das wollte ich damit andeuten.«
    »Und dennoch ist er von den Mönchen zu ihrem Prior gewählt worden.«
    »In der Ordnung zu leben, bedeutet ihnen viel, glaube ich. Es schützt sie vor Anfeindungen, Versuchungen und Aufregungen. Sie befolgen klare Regeln, ihre Welt ist übersichtlich gegliedert und geschützt. Und Rudgerus ist ein verlässlicher Ordnungshüter.«
    Almut schwieg einen Augenblick, betroffen von dem, was der Ritter gesagt hatte. Denn auch sie hatte noch in der Nacht zuvor von dem sicheren Hort des Konvents gesprochen. Doch entschieden schob sie die Zweifel

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