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Die Sünde aber gebiert den Tod

Die Sünde aber gebiert den Tod

Titel: Die Sünde aber gebiert den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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zu ihm. Geht mit meinem Segen, Tochter. Und sollte er in der Lage sein, Euch zu hören, so richtet ihm aus, er brauche sich um nichts zu sorgen. Ich werde die Angelegenheit in meine Hände nehmen.« Er lächelte etwas schmerzlich und fügte hinzu: »Es wird augenscheinlich Zeit, Euren Rat zu befolgen und mich etwas zu bewegen!«
    Er zog das Kreuzzeichen über Almut und entließ sie. Bruder Johann, der im Gang saß und in seinem Stundenbuch las, stand auf und führte sie in den Krankenbereich.
    Hier in den stillen Räumen brannte ein warmes Feuer, und zusätzlich glühten Kohlebecken, in denen heilende Kräuter ihren Duft verströmten. Der untersetzte Mönch mit dem runden Gesicht stellte sich als Bruder Markus vor und lächelte ihr zaghaft zu.
    »Die Jungen da draußen haben mir berichtet, was geschehen ist. Den dreien habt Ihr einiges zu reden gegeben, will mir scheinen, Frau Begine.«
    »O je. Ja, ich fürchte, mein Benehmen war nicht besonders vorbildlich.«
    »Aber sehr wirkungsvoll. Ihr wollt sehen, wie es meinem Patienten geht, nicht wahr?«
    »Ja, Bruder Markus. Wird er wieder gesund?«
    »Pater Ivo ist ein zäher, abgehärteter Mann. Die Wunden auf seinem Rücken sind schmerzhaft und tief, aber nicht tödlich. Drei Tage Fasten bringen ihn auch nicht um, und wir haben ihm einiges an Flüssigkeit einflößen können. Doch was ihm wirklich zugesetzt hat, ist der Aufenthalt in der Kälte. Wobei man da sogar noch von Glück reden kann, denn diese alten Lagerhallen – man vermutet, sie stammen noch aus der Zeit der Römer – liegen so tief in der Erde, dass der Frost sie noch nicht erreicht hat. Ja, seltsamerweise ist es dort unten sogar recht warm, was irgendwie mit den Luftströmungen unserer Kamine zusammenhängt. Dennoch, er wird fiebern, und ich hoffe, er wird die Schwäche daraus überleben.«
    »Ihr werdet Medikamente haben, die ihm helfen?« »Natürlich. Folgt mir. Hier haben wir ihn gebettet. Ermuss auf dem Bauch liegen, was etwas unbequem scheint. Aber die Wunden dürfen nicht belastet werden.«
    Pater Ivo lag auf einem erhöhten Bett, ein Leinenhemd bedeckte seine Schultern, darunter wölbten sich Verbände. Wollene Decken hielten ihn warm, und sein Kopf lag auf einem weichen Kissen.
    »Darf ich eine Weile bei ihm sitzen bleiben, Bruder Markus?«
    »Nur zu gerne, Frau Begine. Ich möchte jetzt nämlich mit dem Abt sprechen. Pater Ivo wird schlafen, denke ich, und in den nächsten Stunden nicht aufwachen. Sollte er dennoch etwas benötigen, so lasst mich rufen. Ein Novize sitzt immer im Vorraum. Nehmt dort Platz.« Er wies auf einen Stuhl neben dem Bett und meinte dann mit einem kleinen, fürsorglichen Lächeln: »Aber Euch verordne ich jetzt auch noch eine Arznei, denn Eure Lebenskräfte sind in Aufruhr geraten und bedürfen der Beruhigung.«
    Er stellte neben Almut einen Krug auf einen Tisch und goss daraus dunkelroten Wein in einen Becher. »Danke, Bruder Markus.«
    Stille breitete sich in dem Krankenzimmer aus, dann und wann zischte ein Kohlestückchen. Die Dämmerung kroch grau durch die Läden, und nur das Kerzenlicht erhellte noch das Krankenlager. Almut saß geduldig neben dem Mann, der ruhig zu schlafen schien. Er hatte das Gesicht ihr zugewandt, und seine rechte Hand lag neben seinem Kopf. Oft schon hatte sie ihre Zeit an den Betten Leidender verbracht und wusste die Anzeichen von Krankheit zu deuten. Sie lauschte seinem Atem und betrachtete sein Gesicht. Die seltsame Ruhe, die es unten in dem Keller ausgestrahlt hatte, war verschwunden, und strenge Falten gruben sich nun in seineStirn ein. In seinen Träumen mochte er die Pein wieder durchleben, die er hatte erdulden müssen. Mit einer unwillkürlichen Bewegung beugte sie sich vor und strich ihm mit den Fingern sacht über Stirn und Wangen. Dann legte sie ihre Hand auf die seine und hielt sie fest.
    Seine Augenlider flatterten, und verwirrt hob er seinen Blick. Doch dann leuchtete Erkennen darin auf, und er flüsterte: »So habe ich mich nicht getäuscht. Ihr wart es, Begine.«
    »Ja, ich bin es, Pater.«
    Er atmete tief ein.
    »Ich soll Euch von Eurem Abt ausrichten, dass Ihr Euch jetzt um nichts Sorgen machen müsst. Er wird sich um alles kümmern.«
    Nur ein Brummen war die Antwort. Dann schien er wieder eingeschlafen zu sein, so ruhig ging sein Atem. Doch plötzlich fragte er noch einmal: »Auch in den Kellern?«
    »Auch in den Kellern war ich es, Pater. Und nun schweigt und schlaft. Euer Leben hing an einem dünnen Fädchen, und Ihr

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