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Die Sünde der Brüder

Die Sünde der Brüder

Titel: Die Sünde der Brüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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glauben, Euch wäre ein Malheur passiert.«
    Grey lachte und trat beiseite, damit Tom das Bett vorwärmen konnte. Er zog Morgenrock und Hausschuhe aus und schlüpfte unter die Bettdecke, dankbar für die Wärme an seinen Füßen.
    »Ihr habt doch mehrere Brüder, oder, Tom?«
    »Fünf, Mylord. Bevor ich zu Euch gekommen bin, hatte ich nie ein eigenes Bett.« Tom schüttelte den Kopf und staunte über sein Glück, dann grinste er Grey an. »Aber Ihr braucht Euer Bett wohl nicht mit Mr. Wainwright zu teilen, oder?«
    Plötzlich sah Grey vor seinem inneren Auge Percy Wainwright neben sich im Bett liegen, und er wurde von einer so außerordentlichen Wärme durchpulst, dass sie nicht von der Wärmepfanne allein herrühren konnte.
    »Das bezweifle ich«, sagte er und zwang sich zu lächeln. »Ihr könnt die Kerze löschen, Tom, danke.«
    »Gute Nacht, Mylord.«
    Die Tür schloss sich hinter Tom Byrd, und Grey lag im Bett und sah zu, wie der Schein des Feuers über die Möbel flackerte. Er hängte sein Herz nie besonders an einen bestimmten Ort -
das war nicht gut für einen Soldaten -, und dieses Haus war auch kein besonderer Teil seiner Vergangenheit; die Gräfin hatte es erst vor ein paar Jahren gekauft. Und doch verspürte er eine plötzliche Wehmut - warum, hätte er nicht sagen können.
    Die Nacht war still und kalt, und doch schien sie von Unruhe und Bewegung erfüllt zu sein. Das Flackern des Feuers, das Flackern der Erregung, die in ihm brannte. Er spürte, wie sich unsichtbare Dinge regten, und hatte das merkwürdige Gefühl, dass nichts mehr so sein würde, wie es gewesen war. Das war natürlich Unsinn; es blieb ohnehin nichts, wie es war.
    Dennoch lag er lange schlaflos da und wünschte sich, die Zeit würde verweilen, wünschte sich, die Nacht, das Haus und er selbst könnten noch eine kleine Weile so bleiben, wie sie waren. Und doch erlosch das Feuer, und er schlief ein, und in seinen Träumen spürte er, wie draußen der Wind immer stärker wurde.

2
    Mein Bruder wettet nicht
    Grey verbrachte den nächsten Vormittag in einem zugigen Raum in Whitehall, wo er das notwendige Übel einer Offiziersbesprechung im Rüstungsministerium über sich ergehen ließ, in deren Verlauf Minister Adams eine nicht enden wollende Rede hielt. Hal hatte vorgegeben, anderweitig beschäftigt zu sein, und Grey an seiner Stelle geschickt - was bedeutete, dachte Grey, während er sich tapfer das Gähnen verkniff, dass Hal wahrscheinlich entweder noch zu Hause war und genüsslich frühstückte oder im White’s Chocolate House in Zuckergebäck und Gerüchten schwelgte, während sich Grey den Hintern taub saß und ringsum über Pulverzuteilungen diskutiert wurde. Es hatte eben Vorteile, wenn man der Ranghöhere war.
    Dennoch war ihm seine Lage gar nicht unangenehm. Das 46ste war glücklicherweise gut mit Pulver versorgt; sein Halbbruder Edgar besaß eine der größten Pulvermühlen im Land. Und da Grey jünger als die meisten anwesenden Offiziere war, brauchte er kaum etwas zu sagen und konnte daher seine Gedanken ungehindert zu Percy Wainwright abschweifen lassen.
    Hatte er sich geirrt, was die gegenseitige Anziehung betraf? Nein. Noch immer konnte er die große Wärme in Wainwrights Augen spüren - und die Wärme seiner Berührung bei ihrem Händedruck zum Abschied.
    Dass Percy dem Regiment beitreten könnte, war eine verlockende Vorstellung. Bei nüchternem Tageslicht betrachtet, konnte es jedoch auch gefährlich werden.
    Er wusste nicht das Geringste über den Mann. Natürlich sprach die Tatsache, dass er General Stanleys Stiefsohn war,
dafür, dass er zumindest diskret sein musste - aber Grey kannte eine ganze Reihe diskreter Ganoven. Und er durfte nicht vergessen, dass seine erste Begegnung mit Wainwright im Lavender House stattgefunden hatte, einem Ort, unter dessen polierter Oberfläche sich viele Geheimnisse verbargen.
    War Wainwright damals in Begleitung gewesen? Grey versuchte stirnrunzelnd, sich an die Szene zu erinnern, doch er war damals so sehr abgelenkt gewesen, dass ihm nur einige wenige Gesichter aufgefallen waren. Er meinte zwar, dass Percy allein gewesen war, aber … doch. Er musste allein gewesen sein, denn er hatte sich nicht nur vorgestellt - er hatte Grey die Hand geküsst.
    Das hatte er ganz vergessen; seine Hand ballte sich unwillkürlich zusammen, und seinen Arm durchfuhr ein Ruck, als hätte er etwas Heißes berührt.
    »Ja, ich würde ihn auch am liebsten erwürgen«, knurrte sein Nebenmann. »Dieser alte

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