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Die Suende der Engel

Die Suende der Engel

Titel: Die Suende der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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hatte: Freiheit, Leichtigkeit, ein sorgloses, neugieriges Abwarten dessen, was kommen mochte.
    Andrew wohnte am Chelsea Square. Als Janet bei »Davies« klingelte, spürte sie, daß sich ihre Wangen gerötet hatten, wußte sie, daß ihre Augen den müden Ausdruck verloren hatten. Der Summer erklang, sie trat ein. Andrew beugte sich über das obere Treppengeländer und fragte: »Janet?«
    Nach der Helligkeit draußen hatten ihre Augen Schwierigkeiten mit dem Dämmerlicht. Sie blinzelte.
    »Ja, ich bin es.« Sie ging die Treppe hinauf.
     
    Als Mario am Abend nach Hause kam, war er erstaunt, seinen Vater im Garten anzutreffen. Phillip machte sich in seiner langsamen, umständlichen Art am Rosenbeet zu schaffen. Er hatte überhaupt keine Beziehung zu Pflanzen und besaß nicht die mindeste Geschicklichkeit im Umgang mit ihnen; daher vermied er jegliche gärtnerische
Tätigkeit nach Kräften. Er mußte sich in einer akuten Krise befinden, wenn er das Haus verließ und in der Erde zu wühlen begann.
    »Ich dachte, du wolltest nach Schottland«, sagte Mario.
    Phillip hielt eine Gartenschere wie ein Bajonett in den Händen und schnitt die Rosensträucher zu winzigen Krüppeln zusammen.
    »Ich habe bei Grant angerufen«, erklärte er wütend, »dieser Mann ist der arroganteste Mensch, der mir je begegnet ist. Nachdem es Janet nicht für nötig befunden hat, zum vereinbarten Termin pünktlich zu erscheinen, so sagte er, habe er den Platz bereits anderweitig vergeben.«
    Phillip spitzte den Mund und imitierte Mr. Grant mit affektierter Fistelstimme. »Was glauben Sie, wie lang die Liste unserer Anfragen ist? Ich kann es mir nicht leisten, andere Hilfebedürftige warten zu lassen, nur weil Ihre Frau sich nicht entscheiden kann!«
    Ein zorniges Schnappen der Schere folgte, und ein dikker Zweig mit einer dunkelroten Knospe daran flog durch die Luft. Mario hielt Phillips Hand fest. »Was machst du denn mit den armen Rosen?«
    »Die muß man doch ab und zu zusammenschneiden, oder?« meinte Phillip etwas unsicher.
    »Im Herbst eher. Jedenfalls bestimmt nicht jetzt«, sagte Mario. Er nahm seine Sonnenbrille ab, mit der er wie ein charmanter, leichtsinniger italienischer Schauspieler aussah. »Wann kommt Janet?«
    Phillip gab es auf, die Rosen zu traktieren, und legte die Schere weg. Langsam zog er die Gartenhandschuhe aus. »Ich weiß nicht«, antwortete er »ich habe seit gestern abend nichts mehr von ihr gehört.«
    Mario starrte ihn überrascht an. »Sie hat sich nicht mehr gemeldet?«
    »Nein.«

    »Ja, aber... das sagst du so einfach? Vielleicht ist ja etwas passiert!«
    »Was soll ich denn deiner Ansicht nach tun?«
    »Ich weiß nicht... aber wir können doch auch nicht einfach nichts tun!«
    »Vielleicht besucht sie Freunde von früher. Ich habe ihre Tante Liz in Ely angerufen. Falls Janet bei einem von ihnen auftaucht, wird Liz das erfahren und mich verständigen.«
    »Ich finde das nicht richtig von Janet«, sagte Mario verärgert, »sie gondelt irgendwo in England herum und läßt uns völlig im Ungewissen!«
    »Ich denke, im Augenblick läuft sie vor der Last der Probleme davon. Sie weiß genausowenig wie ich, was mit Maximilian werden soll, und da taucht sie einfach unter.«
    »Wirklich, Vater, ich verstehe das alles nicht. Warum kann er nicht einfach wieder bei uns leben?«
    »Niemand hier weiß, daß es ihn überhaupt gibt. Wie sollen wir denn sein Auftauchen erklären?«
    »Geht es dir nur um die Leute?«
    »Wir haben uns hier etwas aufgebaut, Mario. Ich bin Steuerberater. Ich bin darauf angewiesen, daß die Leute zu mir kommen und mir vertrauen. Ich weiß, daß das gerade in deiner Generation als spießig gilt, aber für mich ist es existentiell wichtig, einen guten Ruf zu haben. Wenn sich herumspricht, daß mein Sohn...« Er sprach nicht weiter. Achtlos warf er seine Handschuhe ins Gras. »Komm. Wir gehen hinein und sehen nach, was wir uns zum Abendessen machen könnten.«
    Als sie beide in der Küche standen, Tomaten schnitten und Gurken raspelten, sagte Mario beiläufig: »Tina macht am Montag ihre mündliche Abiturprüfung.« Phillip stutzte, dann fiel es ihm wieder ein. Tina, das Mädchen, von dem Mario am Abend zuvor berichtet hatte.

    »Wie lange kennst du sie schon?« fragte er.
    »Seit Anfang Februar.«
    »Du hast nie etwas gesagt.«
    Mario zuckte mit den Schultern. »Ich wollte es eben erst mal für mich behalten.«
    »Verstehe. Und nun macht sie Abitur?«
    »Ja. Und eine Woche später, am Pfingstmontag,

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