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Die Sünde in mir

Die Sünde in mir

Titel: Die Sünde in mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alegra Cassano
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gesessen, während Papa auf dem kurzen Stück sitzt. Jetzt muss ich rücken, um Platz für Tanja zu machen. Es ist alles viel zu eng.
    Der Engel sitzt da, den Kopf gesenkt und macht keine Anstalten zu essen. Wenn ich mich so benehmen würde, hätte Papa mich schon in mein Zimmer geschickt, aber Tanja darf so dasitzen und ihr Butterbrot anstarren.
     
     
     
     
     
     
     
     

Kapitel 4
     
     
    „Sind Sie zu einer ersten Einschätzung gekommen?“
    Professor Wieland sah auf. Er war noch ganz in Gedanken. Die Patientin, bei der er gerade gewesen war, beschäftigte ihn, und nicht nur ihn, sondern auch das Gericht. Das hier war ein interessanter Fall. Die Frau schien tatsächlich verdrängt zu haben, was sie getan hatte. Natürlich hätte er sie sofort mit der Tat konfrontieren können, aber dafür war es viel zu früh und er vermutete, dass er sie damit nur noch mehr verwirren würde.
    Die Tatsache, dass sie sich offenbar in ihre Kindheit geflüchtet hatte, war ein interessanter Aspekt. Er fragte sich, was damals passiert war. Entweder sie hatte sich in eine Welt geflüchtet, in der sie sich sicher fühlte, oder sie war zu dem Moment zurückgekehrt, als ihr Trauma seinen Anfang nahm. Grübelnd rieb er sich das Kinn.
    „Sie wird wohl eine Weile unser Gast sein“, tat er schließlich seine Meinung kund. „Es wird dauern, bis ich ihre Geschichte kenne.“
    „Denken Sie bitte an das Schreiben für den Richter?“
    „Ja. Natürlich. Ich werde es gleich aufsetzen.“
    Professor Wieland fühlte sich, wie üblich überrumpelt. Das Gericht drängte in solchen Fällen immer auf eine schnelle Antwort.
     
     
    „Keine vollständige Diagnose, Professor, nur eine erste Einschätzung“, klangen ihm die Worte von Richter Baumann noch in den Ohren, nachdem er bei einem anderen Fall erklärt hatte, so schnell keine vollständige Analyse durchführen zu können. Ein psychologisches Gutachten brauchte immer seine Zeit.
    Die beiden Männer gingen den Flur zum Bürotrakt hinunter, der Professor immer noch in Gedanken versunken. Was für ein interessanter Fall!
    „Meinen Sie, sie ist unzurechnungsfähig?“
    „Es ist noch viel zu früh, um mich dazu zu äußern.“
    Professor Wieland schloss die Tür zu seinem Büro auf und ließ den Beamten vorgehen.
    „Kaffee?“
    „Ja, gerne.“
    Er schenkte zwei Tassen aus einer Thermoskanne voll und gab eine davon ab.
    „Sie ist vierzig“, sinnierte er, während er den heißen Becher in den Händen drehte. „Sie hat zwei Kinder und ist verheiratet. Was muss passieren, um eine unauffällige Hausfrau zu so einer Wahnsinnstat zu treiben?“
    Obwohl er es hier täglich mit Gewaltverbrechen zu tun hatte, faszinierte ihn immer wieder die Motivation zu einer Tat. Einige Dinge waren offensichtlich, wie zum Beispiel, wenn jemand aus Eifersucht einen eigentlich geliebten Menschen umbrachte, aber viele Verbrechen blieben ein Rätsel. Der Auslöser für eine Tat konnte Jahre zurückliegen. Dann fehlte nur noch ein Schlüsselreiz und schon ging die Bombe hoch.
    Der Beamte trank einen Schluck Kaffee und seufzte tief. Was sollte er dazu sagen? Er war hier nicht der Fachmann. Ihm war nicht ganz wohl dabei, dass der Professor ihm solche Dinge erzählte. Zwar unterlag auch er der Schweigepflicht, aber es war ihm lieber, die Irren nicht so nah an sich heranzulassen. Die Frau, um die es hier ging, war eine ganz normale Hausfrau und dazu noch schlank und zierlich. Herrgott noch mal! Wenn sie zu so etwas in der Lage gewesen war, dann war wohl jedem auf der Welt eine ähnliche Tat zuzutrauen. Der Beamte schüttelte sich bei diesem Gedanken, aber das Unwohlsein blieb.
     
     
     
     
     
     
     
     

Kapitel 5
    Früher
     
     
    Meine große Schwester und ich sind uns schnell einig. Tanja muss wieder weg! Sie stört und sie bringt alles durcheinander. Ständig müssen wir Rücksicht auf sie nehmen.
    Tanja muss schon um 18 Uhr ins Bett und ab da dürfen wir nicht mehr ins Kinderzimmer, um sie nicht zu stören. Die Wohnung ist klein und das Fernsehprogramm für uns uninteressant. Papa guckt Sport oder Nachrichten und will dabei nicht gestört werden. Die Sendungen für Kinder kommen nur am Samstagnachmittag und am Sonntagmorgen. Sich in der Küche aufzuhalten ist auch kein Vergnügen. Mama kocht bis spät in die Nacht alles ein, was Papa aus seinem Schrebergarten mitbringt. Sie macht Marmelade und Säfte selbst. In unserem Keller türmen sich Hunderte von Einmachgläsern und Flaschen.
    Sabine und ich haben

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