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Die Sünde in mir

Die Sünde in mir

Titel: Die Sünde in mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alegra Cassano
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Endlich!
     
     
    „Nun lag der kleine Häwelmann eines Nachts in seinem Rollenbett und konnte nicht einschlafen; die Mutter aber schlief schon lange neben ihm in ihrem großen Himmelbett.“
     
     
    Schön. Schlafen. Nicht aufhören. Werde weich. So müde.
     
     
    „Lesen Sie weiter. Ich glaube, sie entspannt sich.“
     
     
     
     
     
     
     
     

Kapitel 63
    Früher
     
     
    Im Schlafsaal ist alles wie immer. Gerade haben wir Mittagsruhe und alle müssen im Bett liegen und dürfen sich nicht rühren. Kaum jemand schläft. Karin sieht mich an und lächelt, als ich hereinschleiche. Nur keinen Krach machen. Ich trage noch den Schlafanzug, den mir jemand auf die Krankenstation gebracht haben muss. Es ist meiner. Orange mit einem Muster in Weiß und Hellblau. Aber wo sind meine anderen Sachen?
    Ein Schreck durchfährt mich.
    Mein Engel! Er war in meiner Hosentasche, als ich beim Inhalieren war. Wo ist er jetzt? Ich kann im Moment nicht fragen, weil ich mich hinlegen muss, sonst schimpft die Frau, die die Aufsicht hat, gleich wieder. Sie hat sich schon aufgeregt, weil ich zu dieser Zeit zurückgekommen bin.
    Ich lege mich in mein Bett und ziehe die Decke bis zum Kinn hoch. Es ist komisch, dass sie nicht festgesteckt ist, wie sonst immer. Als ich mich auf die Seite drehe, kann ich Karin ansehen. Sie versucht ihren Arm unter ihrer Decke hervorzuziehen. Ich beobachte sie stumm. Wir wollen alle keinen Ärger.
    Meine Puppe ist noch da. Sie hat hier auf mich gewartet. Ich halte sie unter der Decke ganz fest an mich gepresst. Sie ist ein Schlummerle und heißt Anja. Zu Hause habe ich noch eine andere Puppe, aber ich durfte nur eine mitnehmen und Mama meinte, die andere sei schon zu schäbig. Die habe ich nämlich zu meiner Geburt bekommen. Hoffentlich ist die jetzt nicht traurig, dass sie zu Hause bleiben musste.
    Karin hat es geschafft ihre Hand zu befreien. Sie streckt sie mir zur Faust geballt entgegen. Ich verstehe erst nicht, was sie von mir will, aber dann strecke ich auch die Hand hin und sie gibt mir etwas. Ich starre die weißen Teile an, die sie mir gegeben hat. Es dauert etwas, bis ich begreife, dass das mal mein Engel war. Was ist passiert?
    Mein Hals brennt und die ersten Tränen fallen aufs Kissen. Karin rollt die Lippen nach innen und sieht mich traurig an.
    Ich schließe meine Faust um die Porzellanstücke. Es ist mir egal, ob ich mich daran schneide. Oma hat mir den Engel gegeben, damit er auf mich aufpasst. Nun ist er so kaputt, dass ich ihn nicht mehr kleben kann. Ob er schon kaputt war, als ich auf die Krankenstation kam? Vielleicht wäre alles anders gekommen, wenn ich besser auf den Engel aufgepasst hätte. Vielleicht wäre Wolf dann gar nicht da gewesen.
    Ich drehe mich von Karin weg und versuche beim Weinen keine Geräusche zu machen. Die Aufsicht soll nicht reinkommen. Sie mögen es hier nicht, wenn Kinder weinen. Sie sagen, dass die anderen davon angesteckt werden und dass dann alle heulen.
    ‚Es tut mir so leid, Oma‘, denke ich und stopfe mir den Zipfel des Kissens in den Mund. Hätte ich doch nur aufgepasst! Hätte ich den Engel doch nur woanders aufbewahrt. Aber wo? Außer dem Stuhl und dem Bett haben wir nichts. Meine Augen brennen und meine Nase läuft. Ich vergewissere mich, dass es nur Schnodder ist und kein Blut. Ich will kein Nasenbluten mehr bekommen, sonst bringen sie mich wieder auf die Krankenstation und da will ich nicht mehr hin.
    Heute Nacht darf ich schlafen, hat Wolf gesagt. Aber dann will er mich wieder holen kommen. Ich habe jetzt schon Angst. Hoffentlich schickt er die Karte schnell ab, damit Mama sie liest. Ich hoffe so, dass sie herkommen wird. Wenn sie sieht, wie es hier ist, nimmt sie mich bestimmt mit.
     
     
    „Aufstehen!“
     
     
    Die Mittagsruhe ist vorbei. Eine der Frauen kommt an mein Bett. Sie hat Anziehsachen auf dem Arm.
    „Hier. Ausnahmsweise bekommst du heute schon frische Wäsche.“
    Ich strecke die Hände nach den Sachen aus, lasse die eine aber geballt, damit mir die Reste des Engels nicht herunterfallen.
    „Was hast du denn da gemacht?“
    Erschreckt sehe ich auf mein Bett, weil sie dorthin starrt.
    Die Ecke des Kissens ist voller Sabber und auf dem Laken ist ein bisschen Blut. Ich schaue auf meine Hand. Eine Scherbe muss mich geschnitten haben.
    „Zeig mal her“, verlangt die Frau und greift nach meiner Faust. Ich will sie ihr nicht zeigen und zerre an meinem Arm.
    „Na!“, ermahnt sie mich und guckt ganz böse. Ich weiß, dass sie mir die

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