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Die Sünde in mir

Die Sünde in mir

Titel: Die Sünde in mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alegra Cassano
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sonst mich hören konnte. Ich hoffe so, dass er nicht aufgibt!
    Ich will hier nicht sein. Ich will in mein Bett! Warum kann ich mich denn nicht bewegen? Hat die Frau das gemacht? Ich will nicht an sie denken, denn ich habe Angst, dass ich den Deckel nicht mehr zu bekomme, wenn ich auch nur eine Sekunde an die Sachen denke, die da drin versteckt sind. So lange Zeit waren sie ruhig und jetzt rumoren sie herum und wollen raus. Alle auf einmal! Ich würde sie gerne freilassen, wenn sie dann verschwinden würden, aber ich weiß, dass sie das nicht tun. Sie bleiben bei mir und hüpfen die ganze Zeit vor meiner Nase herum und ärgern mich. Sie wollen, dass ich sie beachte, aber ich kann nicht.
    Es tut so weh!
    Ich möchte weinen. Weine ich? Ich weiß es nicht. Vielleicht schreie ich ja auch. Die Frau hat geschrien, ganz furchtbar geschrien. Ich konnte es gar nicht mit anhören. Deshalb musste sie weg! Es ging gar nicht anders. Und jetzt muss ich aufhören an sie zu denken, sonst kommt sie noch heraus.
    Frank soll mir helfen! Er hat es versprochen! Er hat gesagt, er passt auf mich auf. Aber er war nicht, da als die Frau kam. Er hat nicht aufgepasst. Die Erwachsenen passen alle nicht auf. Sie sehen nicht, was passiert. Vielleicht sind sie blind. Sie hören auch nicht auf Kinder. Was Kinder sagen ist nicht wichtig. Die Erwachsenen sind dumm! Ich will nie erwachsen sein und ich habe es Oma ja auch versprochen. Versprechen muss man halten! Sabine hat auch gesagt, dass ich nicht größer werden soll. Sie hat gesagt, als sie klein war, war alles schön. Da war sie die Prinzessin. Papa hat sie immer mehr lieb gehabt, als mich. Sie war ja auch zuerst da. Aber Sabine mag Papa nicht mehr. Das hat sie mir mal nachts im Bett erzählt, als sie nur geweint hat und ich habe sie gefragt, was denn los sei. Sie konnte erst gar nicht sprechen, weil sie immer komisch atmet beim Weinen und dann keine Luft bekommt. Dann hat sie gesagt, dass Papa nur zu kleinen Kindern lieb ist und dass ich nicht größer werden soll.
    Ich möchte Frank sagen, dass die böse Frau hier ist. Ich will ihn warnen, aber ich kann noch nicht mal meine Zunge bewegen. Es tut so weh! Ich will gar nicht mehr da sein! Ich will zu Oma!
    „Mach die Augen zu, dann bist du bei mir“, hat Oma immer gesagt. Ich kann die Augen aber nicht zumachen! Ich kann gar nichts machen!
    Schatten huschen vorbei und ich sehe bunte Kleidung. Dann starren mich zwei blaue Augen ängstlich an. Frank! Warum hat er Angst? Ich spüre mein Herz in der Brust hämmern. Es schlägt ganz heftig gegen meine Rippen, so als wolle es raus. Es benimmt sich wie ein Vogel im Käfig, der es nicht gewohnt ist, eingesperrt zu sein. Ich bin eingesperrt! Meine Stimme und mein Körper funktionieren nicht mehr. Nicht mal um Hilfe kann ich rufen.
     
     
     
     
     
     
     
     

Kapitel 60
    Früher
     
     
    Endlich darf ich die Krankenstation verlassen! Ich freue mich so darauf Karin zu sehen.
    „Warte mal“, ruft Wolf und hält mich am Arm fest. Sofort bekomme ich Gänsehaut. Was will er denn noch von mir?
    „Willst du dich denn nicht von Christian verabschieden?“
    Ich schlucke, obwohl mein Hals ganz trocken ist. Eigentlich will ich nur gehen, aber es ist unhöflich, nicht tschüss zu sagen. Wolf geht mit mir zu Christians Bett. Dem Kleinen geht es schon besser. Er sitzt aufrecht und grinst dumm.
    „Tschüss, Christian“, sage ich leise. Wolf schüttelt den Kopf und schiebt mich näher zu dem Jungen hin.
    „Gib ihm die Hand, wie es sich gehört“, befiehlt er.
    Ich strecke die Hand aus, aber ich möchte Christian gar nicht anfassen. Dem läuft Sabber über das Kinn. Schnell schüttele ich seine Hand und lasse sie dann wieder los. Hoffentlich ist Wolf jetzt zufrieden.
    „Gestern hast du dich aber viel besser um ihn gekümmert“, meint der. Ich senke beschämt den Kopf. An gestern will ich gar nicht denken.
    „Du schuldest mir noch zwei Gefallen.“
    Wolf geht ein bisschen von mir weg und ich rücke schnell von Christians Bett ab. Der Junge ist mir unheimlich. Wie er gestern erst geheult hat und dann gelacht, als die Murmeln ins Klo plumpsten. Ich fühle mich schlecht und sehe Wolf verlegen an. Was will er denn?
    „Keine Angst, ich werde die Postkarte frankieren und abschicken. Deine Mama bekommt sie in den nächsten Tagen. Da du kein Geld hast, um die Briefmarke zu bezahlen, musst du etwas für mich tun. Ich werde mich bei dir melden. Jetzt habe ich erst mal frei, weil ich die ganze Zeit auf euch aufgepasst

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