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Die Sünde in mir

Die Sünde in mir

Titel: Die Sünde in mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alegra Cassano
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habe.“
    Ich atme auf. Er hat frei und wird nicht da sein. Also kann er mich auch nicht anfassen und er kann keine komischen Spiele mehr mit mir spielen.
    Jetzt kommt er ganz dicht an mich ran, was ich gar nicht haben will. Er legt seine Hand in meinen Nacken und kommt mit seinem Gesicht ganz nah. Sein komischer Bart kitzelt mich am Kinn.
    „Du wirst niemandem erzählen, was wir hier gemacht haben“, zischt er, „ich warne dich! Ich habe deine Adresse und deine Telefonnummer. Wenn du irgendwem etwas erzählst, werde ich es erfahren und dann gehe ich zu dir nach Hause und hole deine Familie. Hast du verstanden?“
    Ich bin vor Schreck wie erstarrt. Was hat er gesagt? Was meint er? Ich will sowieso nicht darüber reden, was wir gemacht haben. Und besonders nicht darüber, was ich mit dem kleinen Christian gemacht habe. Warum sagt er so was?
    „Hast du mich verstanden?“, fragt Wolf und quetscht meinen Nacken. Er hat gestern komische Sachen gesagt. Er meinte, mein Hals wäre so dünn, dass er ihn ohne Mühe durchbrechen könnte. Ich glaube, Wolf ist doch der böse Wolf.
    „Ich sag nichts!“, stoße ich schnell hervor. Ich will nur hier weg.
    „Gut!“ Er lacht und sein Gesicht ist ganz verändert. Jetzt sieht er wieder nett und freundlich aus, wie am Anfang. Ich klammere meine Arme um meinen Oberkörper.
    „Heute Nacht kannst du schlafen“, sagt er und streicht mir meine Ponyfransen aus dem Gesicht.
    „Morgen Nacht wirst du etwas machen, wofür du auf dem Flur stehen musst. Ich komme dich dann dort abholen.“
    Ich starre ihn an. In meinem Bauch zieht sich alles zusammen.
    „Oder soll ich die Karte doch nicht abschicken? Dann bleibst du noch ein paar Wochen hier“, fragt er.
    Ich sehe auf die bunte Postkarte in seiner Hand. Wenn Mama die liest, wird sie mich doch sofort abholen, oder? Ich würde so gerne mit Mama sprechen.
    „Bist du also in der übernächsten Nacht auf dem Flur?“
    Ich nicke. Er fasst mein Kinn und drückt es nach oben. Seine Lippen legen sich auf meine. Sein Bart piekt.
    „Ich freu mich schon“, flüstert er in meinen Mund und lässt mich dann los. Seine Zunge kommt wieder hervor und leckt eine Weile über sein Kinn. Ich habe die ganze Zeit überlegt, woran mich das erinnert. Dann ist mir dieses grüne Tier eingefallen, das auch immer die Zunge so raushängen hat.
    „Du kannst gehen“, sagt Wolf und wendet mir den Rücken zu, so als würde er sich gar nicht mehr für mich interessieren. Schnell laufe ich aus dem Zimmer. Nur weg von hier!
     
     
     
     
     
     
     
     

Kapitel 61
     
     
    „Ich ziehe Sie von dem Fall ab. Sie sind zu stark emotional involviert.“
    Professor Wieland sah mitleidig auf seinen Assistenzarzt, der den Kopf in die Hände gestützt hatte und vorgebeugt auf einem Stuhl im Besprechungszimmer saß.
    „Nein. Tun Sie das bitte nicht“, entgegnete Frank mit zittriger Stimme.
    Professor Wieland stieß die Luft seufzend aus.
    „Ihr Tick hat sich verschlimmert“, begann er zu erklären. „Sie haben sich zu sehr um diesen einen Fall gekümmert und ich hätte das viel eher unterbinden müssen.“
    Frank schüttelte den Kopf und zwang seine Hände ruhig zu bleiben. Wenn er nervös war, rieb er sie ständig über die Oberschenkel. Eine lästige Angewohnheit.
    „Nicole braucht mich“, wandte er ein.
    „Sie hat einen Stupor, was vermutlich auf eine katatone Schizophrenie zurückzuführen ist. Wollen wir hoffen, dass es sich nicht um eine perniziöse Katatonie handelt. Können Sie mir diese Begriffe erklären?“
    Frank nickte sofort und verschränkte die Finger beider Hände fest ineinander.
    „Ein Stupor ist ein Starrezustand des ganzen Körpers, wobei das Bewusstsein jedoch erhalten bleibt. Das heißt, der Patient bekommt alles mit, was um ihn herum passiert, er kann sich aber nicht bewegen und sich nicht mitteilen.“
    Professor Wieland nickte. Er spürte, dass er mit seiner Absicht, Frank zu beruhigen, auf dem richtigen Weg war.
    „Eine perniziöse Schizophrenie ist eine Unterart der katatonen Schizophrenie, die lebensbedrohlich ist. Außer dem Stupor finden wir hier noch eine sehr hohe Körpertemperatur. Es kann zu Elektrolytverschiebungen kommen und der Kreislauf muss ständig überwacht werden.“
    „Welche Maßnahmen würden Sie ergreifen?“
    Franks Daumen hatten sich selbstständig gemacht und kreisten umeinander.
    „Ich würde die Patientin intensivmedizinisch überwachen lassen, damit der Kreislauf unter Beobachtung ist. Dann natürlich

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