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Die Sünde in mir

Die Sünde in mir

Titel: Die Sünde in mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alegra Cassano
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Scherben wegnehmen wird. Dann habe ich gar nichts mehr!
    Die Frau schüttelt den Kopf, als sie auf meine nun geöffnete Hand sieht. Ich gucke auch hin. Es blutet nur ein bisschen und wehtut es auch nicht.
    „Los. Wir gehen zur Krankenstation“, sagt sie und meine Beine werden ganz weich. Ich will da nicht hin! Sie hat mich am Ellenbogen gepackt und ich kann mir nur noch schnell meine Pantoffel anziehen. Karin guckt uns hinterher, genau wie die anderen Kinder.
    „Jetzt stell dich nicht so an!“
    Sie zerrt mich über den Flur, aber meine Füße wollen nicht laufen. Da gibt sie mir eine Ohrfeige. Ich bin so geschockt, dass ich nun doch laufe. Meine Wange brennt.
    „Nichts als Ärger!“, schimpft die Frau.
    Ich versuche mir zu merken, wie sie aussieht, aber für mich sind sie hier alle gleich. Ich kann mir auch die Namen nicht merken.
    Wir erreichen die Krankenstation und mein Herz schlägt ganz schnell. Wolf! Ich habe Angst, dass er noch da ist. Vor Erleichterung wird mir ganz schwindelig, als ich eine Frau sehe, die in einem weißen Kittel auf uns zukommt.
    „Was ist passiert?“, will sie wissen. Die Frau, die mich hergebracht hat, dreht meine Handfläche nach oben. Ein paar Porzellansplitter fallen auf den Boden. Ich würde mich gerne bücken und sie aufheben, aber ich kann nicht.
    „Lass das liegen!“, werde ich angekeift, „oder willst du dich noch mehr schneiden?“
    Mein Kopf wird ganz heiß. Sicher bin ich rot im Gesicht. Die Frau im weißen Kittel sagt, dass ich mitkommen soll.
    „Verarzten Sie sie und schicken Sie sie dann zurück in den Schlafsaal“, sagt die Frau, die mich hergebracht hat.
    Mit einer Pinzette werden mir bereits Splitter aus der Hand gezogen. Das kenne ich. Mama hat das immer so gemacht, wenn wir Dornen oder Holzstückchen im Finger hatten. Jetzt tut es doch ein bisschen weh. Weinen tue ich aber nur wegen des Engels.
     
     
     
     
     
     
     
     

Kapitel 64
     
     
    „Ich würde gerne meine Frau besuchen“.
    Herr Schütz, ein großer stattlicher Mann mit vollem braunem Haar knetete nervös seine Finger.
    „Wie ist denn der Name?“
    „Nicole Schütz. Professor Wieland hat mich informiert, dass sie auf die Intensivstation verlegt wurde.“
    „Würden Sie sich bitte noch einen Moment setzen? Ich versuche den Professor zu erreichen.“
    „Aber ich möchte den Professor doch gar nicht sprechen. Ich wollte nur kurz nach meiner Frau sehen.“
    „Es tut mir leid, aber ohne Begleitung darf niemand zu der Patientin. Ihr Zustand ist zu instabil. Der Professor hat eine Notiz hinterlassen, dass er über jeglichen Besuch für Frau Schütz informiert werden möchte.“
    Die Schwester klang etwas ungehalten. Herr Schütz nickte verstehend und setzte ich auf die Besucherstühle, die aus harten Plastikschalen bestanden.
    Vielleicht war es ein Fehler, dass er hergekommen war. Sollte er einfach wieder verschwinden? Andererseits war er seit sechzehn Jahren mit Nicole verheiratet und kannte sie schon viel länger. Wie konnte er sich einfach so von ihr abwenden? Sie hatten viel zusammen erlebt, gute und schlechte Zeiten überstanden.
    Ein Mann näherte sich mit schnellen Schritten. Fragend sah er von der Aufnahmeschwester zum Wartebereich und steuerte dann direkt auf Herrn Schütz zu.
     
     
    „Guten Tag. Mein Name ist Stefan Wieland. Ich bin der behandelnde Psychiater ihrer Frau. Schön, dass ich Sie einmal persönlich treffe.“
    Herr Schütz nickte verhalten.
    „Ich wollte eigentlich nur kurz zu meiner Frau.“
    „Natürlich. Das können Sie. Ich werde Sie gerne begleiten und Ihnen auf dem Weg ein paar Informationen über ihren Zustand geben.“
    Die Männer gingen zu den Aufzügen hinüber.
    „Ihr Zustand?“, wiederholte Herr Schütz.
    „Sie hatte kurzzeitig eine Starre des ganzen Körpers. Wir nennen das Stupor oder Katatonie. Mittlerweile ist sie in einen kataleptischen Zustand übergegangen, das heißt, sie kann durch andere bewegt werden, ist also nicht mehr starr. Aber sie bewegt sich kaum selbst und kommuniziert auch nicht.“
    „Wieso ist dieser Zustand eingetreten?“, fragte Herr Schütz.
    „Das können wir nicht mit Sicherheit sagen. Jedoch ist so ein Stupor immer das Symptom einer schweren psychischen Krankheit. Meist entsteht er aus einer heftigen emotionalen Situation heraus. Der Patient erleidet quasi eine Schreckstarre.“
    „Was hat sie denn so erschreckt? Ich dachte, sie sei bei Ihnen gut aufgehoben!“
    „Bitte beruhigen Sie sich, Herr Schütz. Wir haben alles

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