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Die Sünde in mir

Die Sünde in mir

Titel: Die Sünde in mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alegra Cassano
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Blutkontrollen, intravenöse Flüssigkeit und Medikamentengabe. Eventuell eine Elektrokampftherapie?“
    „Sie sollen mich nicht danach fragen, sondern mir Antworten geben“, schmunzelte der Professor.
    „Welche Medikamente halten Sie für angebracht?“
    „Auf jeden Fall Diazepam, also Benzodiazepine. Eventuell auch Neuroleptika wie Haloperidol.“
    „Warum das?“
    „Diazepam wirkt krampflösend auf die Muskulatur. Außerdem beruhigt es und nimmt die Ängste. Neuroleptika unterbrechen die Reizübertragung von Dopamin, aber damit könnte man vielleicht warten, bis sie wieder wach ist.“
    „Sie ist doch wach“, warf der Professor ein.
    Frank schloss die Augen und murmelte: „Natürlich. Entschuldigung.“
    „Überlegen Sie sich gut, ob Sie die Patientin weiter betreuen wollen“, bat Professor Wieland.
    „Ich kenne den Fall so gut wie Sie und kann jederzeit übernehmen. Das ist keine Schande. Die Arzt Patientenbeziehung darf einfach nicht zu eng werden. Ich spreche da aus Erfahrung.“ Er lächelte traurig und hing einige Sekunden seinen Gedanken nach.
    „Warum hat sie so reagiert?“, wollte Frank wissen.
    „Wollen Sie, dass ich Vermutungen anstelle?“, hakte Wieland nach. Frank zuckte unsicher die Schultern.
    „Ich hätte sie nicht alleine lassen dürfen, dann wäre nichts passiert“, meinte er leise.
    „Sie wurden zu einem Notfall gerufen. Allerdings frage ich mich schon, warum Sie die Patientin doch hypnotisiert haben, obwohl ich meine Zustimmung noch nicht gegeben hatte.“
    „Ich habe sie nicht hypnotisiert“, begehrte Frank auf, „ich habe nur eine Traumreise mit ihr gemacht und sie hat wunderbar mitgespielt.“
    „Erzählen Sie mir davon.“
    „Ich habe aus den Dingen, die Frau Lindemann mir erzählt hat, eine Geschichte entwickelt. Nicole ist mir auf dem Weg gefolgt und hat das Geschehen gelenkt. Allerdings schlug sie einen großen Bogen um diese Kinderkur, in die sie gefahren ist. Sie sagte nur, das kleine Mädchen aus der Geschichte sei dort hingefahren und hätte es ganz schlimm gefunden, besonders den bösen Wolf. Es hätte sich gefreut nach Hause zurück zu dürfen. Doch als es heimkam, hätte es das zu Hause gar nicht mehr gegeben. Darüber wäre das kleine Mädchen sehr traurig gewesen. Der böse Wolf wäre ihr gefolgt und hätte schlimme Dinge getan. Leider wurde ich genau da weg gerufen.“
    „Interessant“, meinte der Professor, „vielleicht sollten Sie Frau Lindemann noch einmal besuchen. Sie kennt Sie ja schon.“
    „Dann darf ich mich also weiter um Nicole kümmern?“, fragte Frank hoffnungsvoll.
    „Wenn Sie sich dazu in der Lage fühlen und wenn Sie die angemessene Distanz wahren“, stellte der Professor seine Bedingungen.
     
     
     
     
     
     
     
     

Kapitel 62
     
     
    Grelles Licht. Piepen. Hastige Schritte. Alles fremd! Sie reden. Nicht mit mir. Weißer Stoff. Parfum. Eine Frau? Meine Augen werden nass.
     
     
    „Es wird schon wieder.“
     
     
    Alleine. Kann mich nicht bewegen. Sie hören mich nicht.
    Schuhe quietschen. Gänsehaut. Plastikschläuche.
     
     
    „Hallo, Frau Schütz. Ich wechsle nur schnell die Infusion.“
     
     
    Ruhig atmen. Ein und aus. Lass sie nicht entwischen! Konzentrier dich. Sie war nicht da! Du hast sie nicht gesehen! Es piept ganz laut.
     
     
    „Kommst du mal kurz? Sie hat wieder eine Tachykardie.“
     
     
    Bum, bum, bum! Der Vogel will raus! Kalt am Arm. Denk an was Schönes! Oma. Plätzchen essen und Kakao trinken. Weihnachten.
     
     
    „Warte! Ich glaube, sie beruhigt sich wieder.“
     
     
    Meine roten Stiefel. So schön. Schnee. Kirche. Alle Kinder dürfen nach vorne kommen. Geschenke! Mein Buch!
     
     
    „Darf ich mal?“
     
     
    Frank? Seine Stimme? Wo?
     
     
    „Hallo, Nicole. Du machst ja Sachen.“
     
     
    Er ist da! Schön. Streichelt meine Hand. Seine Augen. Blau. Lieb.
     
     
    „Es tut mir leid. Ich wollte nicht, dass du dich erschreckst. Wäre ich doch nur bei dir geblieben.“
     
     
    Atmen. Schlucken. Sprechen? Nein. Durst! So trocken. Wasser?
     
     
    „Ich mach dir die Lippen ein bisschen nass, okay?“
     
     
    Zitrone. Zu wenig! Frank? Bleib da! Geh nicht weg. Angst.
     
     
    „Es war einmal ein kleiner Junge, der hieß Häwelmann. Des Nachts schlief er in einem Rollenbett und auch des Nachmittags, wenn er müde war; wenn er aber nicht müde war, so musste seine Mutter ihn darin in der Stube umherfahren und davon konnte er nie genug bekommen.“
     
     
    Lausche. Schön. Augen gehen zu.

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