Die Suenden der Vergangenheit
verstanden.
Zurück in der Stadt war die überglückliche Nico wieder auf dem Boden der Tatsachen aufgekommen. In ihrer Wohnung gab es die Anzeichen zu beseitigen, die die Überwältigung und Unterbringung ihres Vaters hinterlassen hatte. Und dann war es nicht so einfach wie im Schloss fern von allem, Zeit mit Damon zu verbringen. Sie wohnten schließlich nicht zusammen und Nico zögerte, seine Wohnung zu betreten. Sie war nicht unbedingt eifersüchtig, aber sie wollte sich auch nicht freiwillig seinem Vorleben stellen müssen. Also zog sie es vor, ihn bei sich übernachten zu lassen. Es war ja kein Problem mehr, sich schnell in die Fortress zu begeben. Damon konnte das auch bei Tag. Nico brauchte die Dunkelheit, da ihre Kräfte noch zu wachsen schienen, als könnten sie nicht entscheiden, welche Fähigkeit zuerst ausreifen sollte.
Gestern Nacht hatte sie allerdings tatsächlich bei Damon übernachtet. Sie hatte sich in der Bibliothek der Fortress in einem alten Folianten fest gelesen und Damon hatte sie nach Mitternacht darauf aufmerksam gemacht, dass es schon sehr spät war, nachdem er sie endlich in der hintersten Ecke der Bibliothek gefunden hatte, wo sie auf dem Boden kauerte mit dem schweren Buch auf ihren Schenkeln. Allerdings kannte er ihre Hartnäckigkeit bezüglich der Aneignung von Wissen noch nicht. Es ging in dem Buch um die sagenumwobenen Sieben und sie hatte es noch nicht mal zur Hälfte durch. Ihr Latein war mehr als eingerostet, obwohl sie das Große Latinum absolviert hatte, weil sie ja zuerst geplant hatte, Medizin zu studieren.
„Ich bin noch nicht müde… Ich kann später nach Hause… Das ist gerade so spannend!“, hatte sie gemurmelt, ohne aufzusehen. Sie hatte nicht einmal an das Abendessen gedacht. Sie wollte gut vorbereitet sein, wenn sie sich am Donnerstag zur allgemeinen Belustigung der Krieger von Chryses die Leviten lesen ließ.
Ihr kam es schon vor, als würde Cat Karten zu einer lang erwarteten Sportveranstaltung feilbieten, wenn sie das könnte.
Vielleicht würde sie auch Bier und Popcorn an die Zuschauer verteilen oder doch eher Champagner, weil sie Geburtstag hatte?
Nico schnappte ungläubig nach Luft, als der Foliant ihr vom Schoß gerissen wurde. Sie sah empört zu Damon auf, der sie tatsächlich wie ein eingeschnapptes Kleinkind ansah. Sie war sprachlos.
„Das ist kindisch!“, sagte sie in einem leicht rügenden Tonfall, ohne ihre Ruhe dabei zu verlieren, wobei sie geschmeidig auf die Füße sprang.
Das kostbare Buch flog in hohem Bogen durch die Luft, Nico wollte hinterher, doch er hielt sie auf. Zu seinem Glück landete es auf dem Tisch und schien keinen Kratzer abbekommen zu haben.
„Kleine Mädchen sollten vor einem großen Kampf lange schlafen!“, grollte er und klang immer noch beleidigt, als hätte sie ihm etwas getan. Nico verstand nur Bahnhof. Ihr waren diese Schulhofspielchen völlig fremd, bei denen Jungs die Aufmerksamkeit von Mädchen erregten, indem sie sie an den Haaren zogen.
Es gab ein kurzes Gerangel, bei dem er die Oberhand behielt, da Nico sehr zu ihrem Ärger von seiner Nähe aus dem Konzept gebracht worden war. Das war doch die Höhe! Sie wollte sich doch vorbereiten! Und hatte gerade mal drei Kriegerleben durch. Chryses sollte die Waffen wählen. Sie kannten nicht alle und würde wieder sehr dumm dastehen!
„Damon, hör auf mit dem Unsinn! Das ist doch kindisch! Ich…“
Er wollte sie mit unfairen Mitteln zum Schweigen bringen, das war gemein, weil ihre Knie sofort weich wurden, als er sie an die Wand drängte und ihr einen Kuss stehlen wollte.
Es war sein Pech, dass Marduk in dem Buch an zweiter Stelle erwähnt worden war. Nico wusste nicht genau warum, aber sie konnte das Wissen plötzlich abrufen. Damon landete bald ziemlich unverhofft auf dem Rücken, mit Nico rittlings auf ihm, die ihm dann die Handgelenke über dem Kopf festhielt. Sie musste so sehr lachen, dass ihr der Bauch wehtat und ihre Konzentration nachließ. Das nutzte Damon für sich aus und ab da war das Buch dann wirklich endgültig in Vergessenheit geraten…
Nico hatte verschlafen. Das Buch hätte sie niemals so lange vom Schlaf abhalten können wie Damon. Sie nahm nur einen schnellen Tee zu sich, da sich mit nicht so vollem Magen sowieso besser trainieren ließ. Zudem war sie gut mit Blut versorgt, das ja sowieso viel mehr Energie spendete als richtiges Essen. Es blieb gerade noch Zeit, sich in der Umkleide die dort lagernden Trainingsklamotten überzustreifen, dann
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