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Die Suenden der Vergangenheit

Die Suenden der Vergangenheit

Titel: Die Suenden der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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Kampf, bei dem sich Nathan nicht einmal ganz sicher war, ob Chryses ihn tatsächlich gewinnen würde. Cat hatte versucht, Wetten zu starten, bei denen ein besonderer Einsatz gebracht werden musste, doch er hatte sich dem wohlwissend entzogen. Wenn er wettete, ging das meistens nach hinten los. Chryses würde der Sophora nicht wehtun wollen. Ein wenig schubsen und die Klingen aneinander rasseln, ja. Aber ernsthaft auf sie einstechen und Kräfte messen? Niemals.

    Nico atmete tief durch, umspannte die Griffe der perfekt geformten Waffen fest, als wollte sie eine Symbiose damit eingehen. Sie blendete die Gefährlichkeit ihres Gegners vorerst aus. Er war von Jugend an zu einem tödlichen Kämpfer ausgebildet worden. Sie würde niemals jemanden unterschätzen, aber sie durfte sich nicht davon beirren lassen, dass sie ihn kannte und respektierte.
Ihr Blick wurde leer, während sie daran dachte, was sie über den mächtigen Krieger gelesen hatte, auf den sogar der Wandel in einer Glaubensrichtung gründete. Anscheinend half ihr das Buchwissen irgendwie, das eigene zu aktivieren. Sie spürte regelrecht, wie sich Blockaden in ihrem Gehirn auflösten. Sie blinzelte und fokussierte ihre Gedanken wieder auf die Gegenwart.
Es war schon ziemlich merkwürdig, mit den Kräften ausgestattet zu sein, die Rys’ Großvater gehörten.
    Sie würden kämpfen, bis das Blut floss… Wer zuerst blutete, verlor.
    Nico schürzte ihre kirschroten Lippen, der einzige Teil ihrer sichtbaren Haut, die gut durchblutet schien. Eigentlich müssten ihr die Extremitäten absterben, wenn man ihre Blässe als Blutarmut wertete. Sie hatte auf Schuhe verzichtet, da sie auf diese Weise einfach einen besseren Stand besaß. Für sie gab es nichts Schlimmeres als ihre Füße in beengendes Schuhwerk zu stecken.
Sie hatte vorhin einen kurzen Blick in Damons Schrank erhascht und ihr war beinahe die Kinnlade bei dem Anblick der vielen Sachen heruntergeklappt. Er besaß scheinbar zehn Mal so viel Kleidung wie sie. In Miami war das auch sehr leicht gewesen. Hier in New York gab es noch kalte Jahreszeiten, für die sie noch nicht richtig ausgestattet war.
    Die anderen nahmen am Boden Platz und die beiden Kontrahenten stellten sich Diagonal zueinander auf, als wären sie zwei Boxer, die auf das Einläuten der ersten Runde warteten. Rys testete sie aus. Er war sich seiner Überlegenheit bewusst und wollte ihr wahrscheinlich nicht unnötig wehtun aber schnell feststellen, wo ihre Schwachstellen lagen. Pech gehabt.
Ihre Schwachstellen verschwanden zunehmend, je mehr Chryses versuchte, eine Lücke in ihrer Deckung zu finden. Es ging noch viel schneller als bei dem Speer oder dem Ringen gestern. Das Wissen schien einfach so in ihre Hände zu fließen, die ein unheimliches Eigenleben entwickelten. Bald erfüllte das Aufeinanderklirren von Stahl den Trainingsraum. Nico hörte die gerufenen Kommentare kaum, sie war zu sehr auf den Kampf konzentriert. Sie ließ Rys keine Sekunde aus den Augen, die schon nach wenigen Minuten zu glühen begonnen hatten. Ein Zeichen, dass sich das abgerufene Wissen nun voll entfaltet hatte.
    Es sah schon äußerst grotesk aus, wie sie beide aufeinander hieben. Rys mochte perfekt austrainiert sein, dennoch verfügte er nicht über die Leichtfüßigkeit eines Mädchens, das eben nicht durch Muskelpakete behindert wurde. Ihr Körper war sehnig und durch Meditation und Kings Training überaus biegsam. Sie konnte seinen gefährlichen Hieben mehrmals durch akrobatische Verrenkungen ausweichen, die vermutlich zu Godhs besonderem Kampfstil gehörten. Nico gab Rys keine Gelegenheit, seine Kraft gegen sie auszuspielen, indem sie die Klingen ineinander verhaken ließ. Sie brachte es immer wieder fertig, die Klingen zu befreien, was Rys immer mehr zu verwundern schien. Es stand nun einmal nicht alles in den Lehrbüchern. Es schien, als wäre ein Teil von Godh in ihr zurückgeblieben.
    „Na los, Rys! Die Kleine macht ernst! Du hast schon ein Luftloch in deinem Shirt!“, rief Cat lachend, wobei sie in die Hände klatschte und sich königlich über dessen dummen Gesichtsausdruck amüsierte.
    Sie hatte Recht. Nico wusste auch nicht, wie sie das fertig gebracht hatte. Sie hätte Rys beinahe getroffen! Danach hatte sie keine Gelegenheit, Luft zu holen, geschweige denn nachzudenken. Rys legte einen Zahn zu. Allerdings schien Godhs Können bei Weitem noch nicht ausgeschöpft zu sein.
Sie wich einem Stich in die Seite geschickt aus, wobei sie gleichzeitig seine

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