Die Sünderin
wo ich gebraucht werde. Ich werde meinen Vater pflegen. Das habe ich mir vorgenommen. Waschen und kämmen und füttern, was man halt tun muss für einen alten Mann, der ans Bett gefesselt ist. Ich werde auch Mutter zurückholen. Sie müssen sie mir doch zurückgeben, oder? Sie ist nicht gefährlich, sie tut keinem Menschen etwas. Und dann sorge ich dafür, dass Magdalena ihr Feuer bekommt. Ich weiß noch nicht, wie ich das anstellen soll. Aber irgendwie schaffe ich das schon. Und wenn ich sie nachts auf dem Friedhof ausgraben muss. Irgendwie schaffe ich das.»
Ein paar Sekunden lang schwieg sie, dann begann sie zu lächeln, warf ihm einen raschen Blick zu und sagte: «Keine Angst! Ich sage das nur. Der Chef hat gesagt, es ist Leichenschändung oder Störung der Totenruhe oder so. Ich werde niemanden schänden und niemanden stören. Ich habe auch nicht vergessen, wo mein Vater ist. Ich werde nie wieder etwas vergessen, befürchte ich. Es ist rein theoretisch. Ich stelle es mir eben gerne vor, wie ich an seinem Bett sitze und mit ihm rede. Ich hätte ihm das alles gerne noch erklärt.»
Dann strafften sich ihre Schultern, ihre Stimme wurde hart. «Denken Sie daran, die Einbauküche. Die lasse ich gleich nach Buchholz schaffen. Und meine persönlichen Sachen. Geld will ich nicht. Geld habe ich genug. Ein Haus habe ich auch. Und ein Auto. Es ist zwar alles alt. Aber es ist alles noch da. Und es muss sich ja einer darum kümmern, dass es nicht völlig vergammelt. Können Sie sich vorstellen, wie der Vorgarten aussieht? Das war immer Vaters Stolz. Der Vorgarten und die Gardinen. Wie es im Haus aussah, war ihm nie so wichtig. Aber die Gardinen mussten sauber sein. Herr Grovian sagte, bei seinem letzten Besuch wäre alles ordentlich gewesen. Aber das ist ja lange her.»
Sie seufzte. «Haben Sie nochmal was von Herrn Grovian gehört?» Eberhard Brauning schüttelte den Kopf. Und sie zuckte noch einmal mit den Achseln. Vorbei war vorbei. Das ging schnell.
Nur vergessen, das ging nicht mehr. Das ging nur mit der letzten Sünde. Mal sehen. Wenn es unerträglich wurde … Eine Tagesklinik. Und die Nächte in Margrets Wohnung. Margret machte oft Nachtschicht. Und sie hatte immer einen Haufen Arznei-Zeug in dem kleinen Schränkchen neben ihrem Bett.
Informationen zum Buch
Cora Bender hat einen Mann getötet. Alle stehen vor einem Rätsel. Was hat diese stille, liebenswürdige junge Mutter veranlasst, mit einem Messer blindwütig auf einen Fremden einzustechen? Für die Polizei ist die Beweislage klar. Nur Hauptkommissar Rudolf Grovian weigert sich, den Fall abzuschließen, und stellt auf eigene Faust Nachforschungen an. Was er aufdeckt, ist ein Albtraum.
«Meisterlich genau zeichnet Hammesfahr in ihrem beklemmenden, intelligenten Roman die Gedanken einer jungen Frau am Rande des Wahnsinns nach.» . (Der Spiegel)
«Spannend bis zum bitteren Ende.» . (Stern)
Informationen zur Autorin
Petra Hammesfahr schrieb bereits mit siebzehn ihren ersten Roman. Seitdem hat sie einen Bestseller nach dem anderen veröffentlicht. Sie lebt mit ihrem Mann in der Nähe von Köln.
Weitere Veröffentlichungen:
Die Mutter
Der Puppengräber
Lukkas Erbe
Das Geheimnis der Puppe
Bélas Sünden
Roberts Schwester
Die Chefin
Merkels Tochter
Meineid
Die Lüge
Das letzte Opfer
Ein süßer Sommer
Mit den Augen eines Kindes
Seine große Liebe
Der Schatten
Am Anfang sind sie noch Kinder
Ein fast perfekter Plan
Impressum
Rowohlt Digitalbuch, veröffentlicht im Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg, März 2011
Copyright © 1999 by Rowohlt Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg
Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt, jede Verwertung bedarf der Genehmigung des Verlages
Umschlaggestaltung Hafen Werbeagentur, Hamburg
(Foto: © Mark Owen/plainpicture/Arcangel)
Schrift DejaVu Copyright © 2003 by Bitstream, Inc. All Rights Reserved. Bitstream Vera is a trademark of Bitstream, Inc.
Konvertierung Koch, Neff & Volckmar GmbH, KN digital – die digitale Verlagsauslieferung, Stuttgart
ISBN Buchausgabe 978 - 3 - 499 - 25706 - 3 (1. Auflage 2011)
ISBN Digitalbuch 978 - 3 - 644 - 20641 - 0
www.rowohlt-digitalbuch.de
Weitere Kostenlose Bücher