Die suesse Rache des Scheichs
stellte sich heraus, dass Shipley ein echtes Computer-Genie war. Schon seit geraumer Zeit hatte er sich in die E-Mails der Firma gehackt – zum Test sozusagen.
An dem Abend, an dem Grace aus New York floh, verschickte sie zwei E-Mails: eine an Shipley, die besagte, dass sie mit sofortiger Wirkung kündige, und die andere an Salim, in der sie ihm mitteilte, dass sie ihn verlasse, weil er sie nicht mehr in seinem Leben haben wolle.
Shipley löschte beide Nachrichten, unterschlug via Computer die zehn Millionen Dollar, setzte sich zurück … und wartete.
Doch sobald Salims Detektive eine erste Spur fanden, kam alles heraus.
Und was Grace anging … Salim zuckte innerlich die Schultern, während er seine Krawatte band.
Nie würde er es sich verzeihen, sie für schuldig gehalten zu haben. Als Wiedergutmachung hatte er getan, was er konnte: Ein diskretes Telefonat mit einem alten Freund, der eine Investment-Firma in San Francisco besaß, und Grace wurde zu ihrer Vizepräsidentin, auch wenn sie niemals erfahren würde, dass Salim seine Hände dabei im Spiel gehabt hatte.
Der Rest? Die Tage auf der Insel, die Leidenschaft, die Ekstase …
Salim rückte die Krawatte zurecht.
Sex. Fantastischer, unglaublicher Sex, der noch dadurch gesteigert wurde, dass sie dem Tod nur knapp entronnen waren und sich auf einer absolut paradiesischen Insel befanden. Wer hätte einer solchen Kombination widerstehen können?
Aber Liebe? Er runzelte die Stirn, während er einen kurzen Blick in den Spiegel des Foyers warf.
Nein, es war keine Liebe gewesen. Er hatte von Anfang an recht gehabt. Ihre Affäre hatte sich von selbst dem Ende zugeneigt. Wahrscheinlich hätte er schon vor Monaten einen klaren Schlussstrich ziehen sollen.
Aus dem Augenwinkel heraus erhaschte er eine Bewegung. Der Falke kam auf die Terrasse zugeflogen, doch er war nicht allein. Ein dunklerer, größerer Vogel begleitete ihn. Ein Weibchen? Salim beobachtete, wie die beiden auf der Terrasse landeten. Sein ach so unabhängiger Falke drehte der Gefährtin den Kopf zu, ließ eine kleine Beute zu ihren Füßen fallen und schaute sie mit einem Ausdruck in den Augen an, den man nur als hoffnungsvoll bezeichnen konnte.
Salim starrte das Pärchen an. Dann schüttelte er den Kopf, griff nach seinen Autoschlüsseln, murmelte „Viel Glück, Kumpel“ und ging eilig auf den Fahrstuhl zu.
Sein Handy klingelte, gerade als er in die Kabine trat. Rasch warf er einen Blick auf das Display und lächelte. Der Anrufer war sein alter Freund Khalil.
„Hallo, Fremder“, grüßte Salim. „Ich dachte schon, du hättest meine Nummer verloren.“
„Dasselbe könnte ich von dir behaupten, mein Freund. Seit unserem Gespräch nach deiner Rückkehr von den Toten habe ich nichts mehr von dir gehört. Du hattest weder Zeit, unsere Einladung nach London anzunehmen, noch die nach Aruba.“
„London ist so nass im Frühling“, versetzte Salim, während er den Fahrstuhl verließ und dem Concierge zunickte. „Und was Inseln anbelangt … ich habe eine Weile genug von ihnen.“
„Das meinst du nicht ernst.“
„Aber natürlich, jedes Wort.“ Salim murmelte dem Portier, der ihm die Tür aufhielt, ein „Danke schön“ zu und ging rasch zu seinem Porsche Carrera GT hinüber, den man bereits für ihn vorgefahren hatte. „Die nächsten Monate werde ich mich mit meinem Pool begnügen.“
„Ah, das ist aber wirklich schade. Tariq und ich haben uns ein Objekt in der Karibik angesehen. Wir dachten, wir drei könnten eine Insel kaufen.“
„Ebenso gut könntest du versuchen, einem Eisbären Schnee zu verkaufen“, erwiderte Salim trocken und glitt hinters Lenkrad.
„Stell es dir doch mal bildlich vor, ja? Grüne Hügel, weiße Sandstrände, azurblaues Wasser …“
Ein anderes Bild tauchte vor Salims innerem Auge auf. Eine Frau, die ihn anlachte und deren honigblondes Haar sich über ihre nackten Schultern ergoss.
„Nein“, erklärte er scharf. „Vielen Dank, aber ich bin nicht interessiert.“ Ein kurzes Schweigen, dann: „Es tut mir leid, Khalil, ich will dich wirklich nicht abwürgen, aber ich habe eine Verabredung.“
„Aha. Ein heißes Date. Womöglich mit der Lady, mit der du auf dieser Insel gestrandet bist?“
„Nein.“
„Ihr seid nicht zusammen?“
„Nein, natürlich nicht. Wie kommst du darauf?“
„Nun, ward ihr nicht vergangenes Jahr ein Paar? Tariq und ich dachten, da ihr zusammen den Absturz überlebt und diese Tage auf der Insel verbracht habt
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