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Die Suessen Kleinen

Die Suessen Kleinen

Titel: Die Suessen Kleinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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einmal her, Schragele!« Ich rief den kleinen Tunichtgut zu mir. »Nun sag doch: Warum wirfst du alle Schlüssel ins Klo?«
    »Weiß nicht«, antwortete Schragele achselzuckend. »Macht Spaß.«
    Jetzt ergriff Frau Lustig das Wort.
    »Wir haben sogar einen Psychiater konsultiert. Er verhörte Schragele zwei Stunden lang und bekam nichts aus ihm heraus. Dann fragte er uns, ob wir den Buben nicht vielleicht als Baby mit einem Schlüssel geschlagen hätten. Natürlich Blödsinn. Schon deshalb, weil ja ein Schlüssel für so etwas viel zu klein ist. Das sagten wir ihm auch. Er widersprach, und es entwickelte sich eine ziemlich lebhafte Diskussion. Mittendrin hörten wir plötzlich die Wasserspülung … also was soll ich Ihnen viel erzählen: Schragele hatte uns eingesperrt, und erst als nach stundenlangem Telefonieren ein Schlosser kam, konnten wir wieder hinaus. Der Psychiater erlitt einen Nervenzusammenbruch und musste einen Psychiater aufsuchen.«
    In diesem Augenblick erklang abermals das ominöse Geräusch. Unsere Nachforschungen ergaben, dass der Schlüssel zum Hauseingang fehlte.
    »Wie tief ist es bis in den Garten?«, erkundigten sich die Lustigs.
    »Höchstens anderthalb Meter«, antwortete ich.
    Die Lustigs verließen uns durch das Fenster und versprachen, einen Schlosser zu schicken.
    Nachdenklich ging ich auf mein Zimmer. Nach einer Weile stand ich plötzlich auf, versperrte die Tür von außen, nahm den Schlüssel und spülte ihn die Klosettmuschel hinab.
    Die Sache hat etwas für sich. Macht Spaß.

Die Kraftprobe
    Wenn Sie dieser Tage zufällig durch unsere Gegend kommen und auf der Straße zwei oder mehrere in hitzigem Gespräch begriffene Menschen sehen, können Sie jeden Betrag darauf wetten, dass über das derzeit wichtigste Thema gesprochen wird, nämlich: »Geht Amir Kishon in den Kindergarten oder nicht?«
    Die Quote steht 3 :1 für »nicht«.
    Wir bekommen im Durchschnitt zehn Anrufe täglich, alle mit der Frage: »Bleibt er zu Hause?«
    Amir bleibt.
    Das war nicht immer so. Als wir ihn zum ersten Mal in den Kindergarten brachten, schien er sich dort ungemein wohl zu fühlen, fand sofort Anschluss an die anderen Rangen, tollte fröhlich mit ihnen umher, baute Plastikburgen und tanzte zu den Weisen einer Ziehharmonika. Aber schon am nächsten Morgen besann er sich auf sich selbst.
    »Ich will nicht in den Kindergarten gehen«, plärrte er. »Bitte nicht! Papi, Mami, bitte keinen Kindergarten! Nein, nein, nein!«
    Wir fragten ihn nach den Gründen des plötzlichen Umschwungs – gestern hätte es ihm doch so gut gefallen, warum wollte er plötzlich nicht mehr, was ist denn los? Amir ließ sich auf keine Diskussion ein. Er wollte ganz einfach nicht, er weigerte sich, er war bereit, überall hinzugehen, nur nicht in den Kindergarten. Und da er in der Kunst des Heulens meisterhaft ausgebildet ist, setzte er auch diesmal seinen Willen durch.
    Das Ehepaar Selig bemängelte unverhohlen unsere Schwäche, und als wir Amir – der ja schließlich uns gehörte und nicht den Seligs – in Schutz zu nehmen versuchten, bekamen wir’s mit Erna Selig zu tun.
    »Lauter Unfug«, keifte sie. »Man darf einem kleinen Kind nicht immer nachgeben. Man muss es vor vollendete Tatsachen stellen. Nehmen Sie den Buben bei der Hand, liefern Sie ihn im Kindergarten ab und fertig.«
    Wir kamen nicht umhin, den Mut dieser energischen Person zu bewundern. Endlich ein Mensch, der sich von Kindern nichts vorschreiben lässt! Wirklich schade, dass Erna Selig keine Kinder hat.
    Mit ihrer Hilfe zerrten wir Amir in den Wagen und unternahmen eine Spazierfahrt, die zufällig vor dem Eingang des Kindergartens endete. Amir begann sofort und im höchsten Diskant zu heulen, aber das kümmerte uns nicht. Wir fuhren ab. Der Fratz soll nur ruhig heulen. Das kräftigt die Stimmbänder.
    Nach einer Weile, vielleicht eine volle Minute später, wurden wir trotzdem nachdenklich. In unseren Herzen stieg die bange Frage auf, ob er denn wohl noch immer weinte.
    Wir fuhren zum Kindergarten zurück. Amir hing innen am Gitter, die kleinen Händchen ins Drahtgeflecht verklammert, den kleinen Körper von konvulsivischem Schluchzen geschüttelt, aus dem die Rufe »Mami« und »Papi« klar hervordrangen.
    Die Politik der Stärke hatte kläglich versagt. Gewalt erzeugt Gewalt, das ist eine altbekannte Tatsache. Eine Stunde später wusste man in der ganzen Nachbarschaft, dass Amir zu Hause war und nicht im Kindergarten.
    Und dann, wie immer im Leben, trat eine

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