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Die Suessen Kleinen

Die Suessen Kleinen

Titel: Die Suessen Kleinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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Wende ein. Wir verbrachten den Abend bei den Birnbaums, zwei netten Leuten gesetzten Alters, keine außergewöhnlichen Erscheinungen, aber sehr sympathisch. Im Lauf der Unterhaltung kamen wir auch auf Amir und das Kindgartenproblem zu sprechen und schlossen unsern Bericht mit den Worten: »Kurz und gut – er will nicht.«
    »Natürlich nicht«, sagte Frau Birnbaum, eine sehr kultivierte, feingebildete Dame. »Sie dürfen ihm Ihren Willen nicht aufnötigen, als wäre er ein dressierter Delphin. So kommt man kleinen Kindern nicht bei. Auch unser Gabi wollte anfangs nicht in den Kindergarten gehen, aber es wäre uns nie eingefallen, ihn zu zwingen. Hätten wir das getan, dann wäre aus seiner Abneigung gegen den Kindergarten späterhin eine Abneigung gegen die Schule geworden und schließlich gegen das Lernen überhaupt. Man muss Geduld haben. Zugegeben, das hat gewisse Schwierigkeiten im Haushalt zur Folge, es kostet auch Zeit und Nerven, aber die seelische Ausgeglichenheit eines Kindes ist jede Mühe wert.«
    Meine Frau und ich wurden gelb vor Neid.
    »Und hat Ihr System Erfolg?«
    »Das will ich meinen! Wir fragen Gabi von Zeit zu Zeit ganz beiläufig: ›Gabi, wie wär’s morgen mit dem Kindergarten?‹ Und das ist alles. Wenn er nein sagt, dann bleibt’s eben beim Nein. Früher oder später wird er schon einsehen, dass man nur sein Bestes will.«
    In diesem Augenblick steckte Gabi den Kopf durch die Tür. »Papi, bring mich ins Bett.«
    »Komm doch erst einmal her, Gabi«, forderte ihn mit freundlichem Lächeln Herr Birnbaum auf. »Und gib unseren Freunden die Hand. Auch sie haben einen kleinen Sohn. Er heißt Amir.«
    »Ja«, sagte Gabi. »Bring mich ins Bett.«
    »Gleich.«
    »Sofort.«
    »Erst sei ein lieber Junge und begrüße unsere Gäste.«
    Gabi reichte mir flüchtig die Hand. Er war ein hübscher Kerl, hochgewachsen und wohlgebaut, von frappanter Ähnlichkeit mit Rock Hudson, allerdings etwas älter.
    »Jetzt müssen Sie uns entschuldigen«, sagte Vater Birnbaum und verließ mit seinem Sohn das Zimmer.
    »Gabi!«, rief Frau Birnbaum hinterher. »Möchtest du morgen nicht in den Kindergarten gehen?«
    »Nein.«
    »Ganz wie du willst, Liebling. Gute Nacht.«
    Wir blieben mit der Mutter allein.
    »Es stört mich nicht im Geringsten, dass er nicht in den Kindergarten gehen will«, sagte sie. »Er ist ohnehin schon zu alt dafür. Nächstes Jahr wird er zum Militärdienst einberufen. Was soll er da noch unter den Kleinchen?«
    Ein wenig betreten verließen wir das Birnbaum’sche Haus. Bei allem Respekt vor den erzieherischen Methoden unserer Gastgeber schien uns das Resultat denn doch ein wenig anfechtbar.
    Ich wurde nachdenklich. Immer dieser dumme Kindergarten. Was der nur für Komplikationen verursacht! Als wäre das Leben nicht schon schwer genug. Wo steht denn eigentlich geschrieben, dass es Kindergärten geben muss? Bin ich als kleines Kind vielleicht in den Kindergarten gegangen?
    Jawohl. Also?
    Wir mussten den Alpdruck endlich loswerden. Am nächsten Tag suchten wir unsern Hausarzt auf, um uns mit ihm zu beraten.
    Er teilte unsere Bedenken und fügte abschließend hinzu: »Außerdem ist es gar nicht ungefährlich, den Kleinen jetzt in den Kindergarten zu schicken. Wir haben den Erreger dieser neuen Sommerkrankheit noch nicht entdeckt – und es besteht größte Infektionsgefahr. Besonders wenn viele Kinder beisammen sind.«
    Das war die Entscheidung. Das war die Erlösung. Zu Hause angelangt, machten wir Amir sofort mit der neuen Sachlage vertraut.
    »Du hast Glück, Amirlein. Der Onkel Doktor erlaubt nicht, dass du in den Kindergarten gehst, weil du dir dort alle möglichen Krankheiten holen könntest. Die Bazillen schwirren nur so in der Luft herum. Das wär’s. Den Kindergarten sind wir los.«
    Seither gibt es mit Amir keine Schwierigkeiten mehr. Er sitzt den ganzen Tag im Kindergarten und wartet auf die Bazillen. Und er würde um keinen Preis auch nur eine Minute früher nach Hause gehen, als er muss.
    Wenn unsere Nachbarn uns fragen, wie wir das zustande gebracht haben, antworten wir mit undurchdringlichem Lächeln: »Durch medizinische Methoden.«

Das Fernsehen als moralische Anstalt
    »Wunder dauern höchstens eine Woche«, heißt es im Buche Genesis. Wie wahr!
    Nehmen wir zum Beispiel das Fernsehen: Während der ersten Wochen waren wir völlig in seinem Bann und saßen allnächtlich vor dem neu erworbenen Gerät, bis die letzte Versuchsstation im hintersten Winkel des Vorderen Orients ihr

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