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Die Suessen Kleinen

Die Suessen Kleinen

Titel: Die Suessen Kleinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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mich.
    Auch der Himmel hilft mir nicht. Ich bin ans Fenster getreten und habe hinausgeschaut, ob sich dort oben etwas bewegt. Aber es regnet.
    Ich schicke meinen Sohn in sein Zimmer zurück und empfehle ihm, über seine dumme Frage selbst nachzudenken, damit er sieht, wie dumm sie ist.
    Amir entfernt sich beleidigt.
    Kaum ist er draußen, stürze ich zum Lexikon und beginne fieberhaft nach einem einschlägigen Himmelsforscher zu blättern … Ko … Kopenhagen … da: Kopernikus, Nikolaus, deutscher Astronom (1473–1543) … Eine halbe Seite ist ihm gewidmet. Eine volle halbe Seite und kein einziges Wort über die Erddrehung. Offenbar haben auch die Herausgeber des Lexikons vergessen, was man ihnen in der Schule beigebracht hat.
    Ich begebe mich in das Zimmer meines Sohnes. Ich lege meinem Sohn mit väterlicher Behutsamkeit die Hand auf die Stirn und frage ihn, wie es ihm geht.
    »Du hast überhaupt keine Ahnung von Astronomie, Papi«, lässt mein Sohn sich vernehmen.
    Höre ich recht? Ich habe keine Ahnung? Ich?! Unverschämt, was so ein kleiner Bengel sich erfrecht!
    Die Erinnerung an Salman Levisch gibt mir neue Kraft.
    »Und sie bewegt sich doch!«, erkläre ich mit Nachdruck. »Das hat Galileo vor seinen Richtern gesagt. Kapierst du das denn nicht, du Dummkopf? Und sie bewegt sich doch!«
    »In Ordnung«, sagt Amir. »Sie bewegt sich. Aber wieso um die Sonne?«
    »Um was denn sonst? Vielleicht um die Großmama?«
    Kalter Schweiß tritt mir auf die Stirn. Mein väterliches Prestige steht auf dem Spiel.
    »Das Telefon!« Ich sause zur Tür und in mein Zimmer hinunter, wirklich zum Telefon, obwohl es natürlich nicht geläutet hat. Vielmehr rufe ich jetzt meinen Freund Bruno an, der als Biochemiker oder etwas dergleichen tätig ist.
    »Bruno«, flüstere ich in die Muschel, »wieso wissen wir, dass sich die Erde um die Sonne dreht?«
    Sekundenlange Stille. Dann höre ich Brunos gleichfalls flüsternde Stimme. Er fragt mich, warum ich flüstere. Ich antworte, dass ich heiser bin, und wiederhole meine Frage nach der Erddrehung.
    »Aber das haben wir doch in der Schule gelernt«, stottert der Biochemiker oder was er sonst sein mag. »Wenn ich nicht irre, wird es durch die vier Jahreszeiten bewiesen … besonders durch den Sommer …«
    »Eine schöne Auskunft, die du mir da gibst«, zische ich ihm ins Ohr. »Das mit den vier Jahreszeiten bleibt ja auch bestehen, wenn die Lampe bewegt wird und die Schachtel mit den Reißnägeln nicht herunterfällt! Adieu.«
    Als Nächstes versuche ich es bei meiner Freundin Dolly. Sie hat einmal Jura studiert und könnte von damals noch etwas wissen.
    Dolly erinnert sich auch wirklich an das Experiment mit Fouchers Pendel aus der Physikstunde. Soviel sie weiß, wurde das Pendel an einem freistehenden Kirchturm aufgehängt und hat dann Linien in den Sand gezogen. Das war der Beweis.
    Allmählich wird mir die Inquisition sympathisch. Freche, vorlaute Kinder, die nur darauf aus sind, ihre Altvorderen zu blamieren, sollten sich hüten! Woher weiß ich, dass die Erde sich um die Sonne dreht? Ich weiß es und Schluss. Ich spüre es in allen Knochen.
    Mühsam schleppe ich mich an meinen Schreibtisch zurück, um weiterzuarbeiten. Wo ist der Radiergummi?
    »Papi!« Der Rotkopf steht schon wieder vor mir. »Also bitte – was dreht sich?«
    Tiefe Müdigkeit überkommt mich. Mein Kopf schmerzt. Man kann nicht sein ganzes Leben kämpfen, schon gar nicht gegen die eigenen Kinder.
    »Alles dreht sich«, murmle ich. »Was geht’s dich an?«
    »Du meinst, die Sonne dreht sich?«
    »Darüber streiten sich die Gelehrten. Heutzutage ist alles möglich. Und zieh schon endlich deine Socken hinauf!«

Wie unser Sohn Amir das Schlafengehen erlernte
    Manche Kinder wollen um keinen Preis rechtzeitig schlafen gehen und quälen ihre Eltern damit. Wie anders unser Amir! Er geht mit einer Regelmäßigkeit zu Bett, nach der man die Uhr stellen kann: auf die Minute genau um halb neun am Abend. Und um sieben am Morgen steht er frisch und rosig auf, ganz wie’s der Onkel Doktor will und wie es seinen Eltern Freude macht.
    So gerne wir von der Folgsamkeit unseres Söhnchens und seinem rechtzeitigen Schlafengehen erzählen – ein kleiner Haken ist leider dabei: Es stimmt nicht. Wir lügen wie alle Eltern. In Wahrheit geht Amir zwischen 23.30 und 2.15 Uhr schlafen. Das hängt vom Sternenhimmel ab und vom Fernsehprogramm. Am Morgen kriecht er auf allen vieren aus dem Bett, so müde ist er. An Sonn- und Feiertagen

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