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Die Suessen Kleinen

Die Suessen Kleinen

Titel: Die Suessen Kleinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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Mensch. Wenn er gewinnen will, dann soll er eben besser spielen. Als ich in seinem Alter war, sammelte ich Schmetterlinge und konnte jeden Wecker klaglos auseinandernehmen.
    Ich versuchte ihm meine Haltung zu erklären.
    »Pass auf, Amir. Ich bin groß, und du bist klein, stimmt das?«
    »Ja.«
    »Was würdest du von einem Papi halten, der sich von seinem kleinen Sohn schlagen lässt? Wäre ein solcher Papi in deinen Augen etwas wert?«
    »Nein.«
    »Warum machst du dann so ein Theater, wenn du verlierst?«
    »Weil ich gewinnen will!«
    Und er begann heftig zu schluchzen.
    An dieser Stelle griff seine Mutter ein.
    »Lass ihn doch nur ein einziges Mal gewinnen, um Himmels willen«, flüsterte sie mir zu. »Du musst auf seine Selbstachtung Rücksicht nehmen. Wer weiß, was für seelischen Schaden du ihm zufügst, wenn du immer gewinnst …«
    Ich unternahm eine übermenschliche Anstrengung, um seine Selbstachtung zu steigern. Immer wenn einer seiner Pelés den Ball gegen mein Tor trieb, holte ich meinen Tormann höflich aus dem Weg, nur um meinem armen, misshandelten Kind eine Chance zu geben, wenigstens einmal ein Tor zu schießen. Aber nichts da. Er kann sehr gut kopfrechnen, aber er wird wohl nie imstande sein, einen hölzernen Ball selbst in ein Tor zu treiben.
    Angesichts solcher Unfähigkeit verfiel ich auf den verzweifelten Ausweg, ein Eigentor zu schießen. Ich drehte die Kurbel meines Mittelstürmers … der Ball sprang an die Querstange … sprang zurück … und rollte langsam und unaufhaltsam in Amirs Tor.
    Neuerliches Geheul war die Folge und wurde von einem hemmungslosen Wutausbruch abgelöst. Der leicht erregbare Knabe packte das Tischfußballspiel, schleuderte es zu Boden, mitsamt allen Querstangen, Spielern und dem Holzball. »Du willst mich nicht gewinnen lassen!«, brüllte er. »Das machst du mit Absicht!«
    Ich hob das verwüstete Spiel auf und installierte es behutsam auf dem Tisch. Dabei merkte ich, dass drei meiner Spieler ihre Köpfe verloren hatten und nur noch halb so groß waren wie zuvor.
    »Jetzt hast du mir die Mannschaft zerbrochen«, sagte ich. »Wie soll ich mit diesen Stürmern weiterspielen? Sie kippen ja um und können den Ball nicht weitertreiben.«
    »Macht nichts.« Mein eigen Fleisch und Blut blieb ungerührt. »Spielen wir trotzdem weiter.«
    Und in der Tat: Kaum hatten wir das Match wiederaufgenommen, gewann Amir allmählich die Oberhand. Ich konnte meine verkürzten Spieler drehen und wenden, wie ich wollte – sie waren zu Statisten verurteilt. Auf Amirs Seite hingegen wanderte der Ball unbehindert von Bloch zu Pelé, von Pelé zu Pelé II – und endlich – endlich – ich hob sicherheitshalber das eine Ende des Tisches ein wenig hoch – endlich landete der Ball in meinem Tor.
    »Hoho!« Aus Amirs Siegesruf klang unverhohlener Triumph. »Tor! Tor! 1:0 für mich! Ich hab dich geschlagen! Hoho! Ich bin der Sieger …«
    Am nächsten Tag waren alle meine Spieler kopflos. Ich hatte sie geköpft. Für das Selbstbewusstsein meines Sohnes ist mir nichts zu teuer.

Kleine Geschenke erhalten Vater und Sohn
    Amir, mein zweitgeborener und, wie man weiß, rothaariger Sohn, hatte ziemlich mühelos das Alter von dreizehn Jahren und damit nach jüdischem Gesetz seine offizielle Mannbarkeit erreicht. Dies äußerte sich unter anderem darin, dass er – am ersten Sabbat nach seinem Geburtstag – in der Synagoge zur Verlesung des fälligen Thoraabschnitts an die Bundeslade gerufen wurde.
    Es äußerte sich ferner in einer abendlichen Feier, die wir nach Elternsitte für ihn veranstalteten und zu der wir zahlreiche Freunde sowie, vor allem, wohlhabende Bekannte einluden.
    Kurz vor Beginn des Empfangs machte ich meinem zum Manne gewordenen Sohn die Bedeutung des Anlasses klar.
    »Generationen deiner Vorfahren, mein Junge, blicken heute stolz auf dich nieder. Du übernimmst mit dem heutigen Tag die Verantwortung eines volljährigen Bürgers dieses Landes, das nach zweitausend Jahren endlich wieder …«
    »Apropos zweitausend«, unterbrach mich mein verantwortungsbewusster Nachfahre. »Glaubst du, dass wir so viel zusammenbekommen?«
    »Wer spricht von Geld?«, wies ich ihn zurecht. »Wer spricht von Schecks und von Geschenken? Was zählt, ist das Ereignis als solches, ist sein spiritueller Gehalt, ist …«
    »Ich werde ein Bankkonto auf meinen Namen eröffnen«, vollendete Amir laut und deutlich seinen Gedankengang.
    Dennoch war er ein wenig unsicher, als die ersten Gäste erschienen. Er

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