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Die Tänzer von Arun

Titel: Die Tänzer von Arun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth A. Lynn
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durch eine Willensanstrengung den Lärm und das Gelächter von sich fort. Kels Arm lag ihm um die Schultern, stützte ihn. Er legte sich in diesen Arm. Seine Konzentration schwamm – er zwang sie nach außen, wie ein Maulwurf, der die Nase aus seinem Erdhaufen streckt ...
    Der Geruch nach Himmelskraut verdichtete sich. Er stand im Sternenlicht, seine Klinge lag vor seinen Füßen auf dem Boden. Sein Handgelenk war zerkratzt. Er schluckte und schmeckte im Speichel den Geschmack seiner eigenen Furcht. Der Mann, der vor ihm stand, gestikulierte mit seinem Messer. Seine Stimme klang undeutlich und verwischt, sie klang zornig: »Mit dir bin ich noch nicht fertig«, sagte die Stimme. »Heb es auf!« Das rote Haar fiel ihm über die Stirn. Unmutig strich er es zurück.
    Kerris kehrte in sein eigenes Gehirn zurück. Der Lärm war verstummt. Alle Chearis schauten zu ihm her. »Es ist Riniard«, sagte er. »Er prügelt sich mit jemand.«
    Kel stieß einen Fluch aus. »Ich brech ihm das Genick! Beim chea, warum hat denn nicht einer von euch ein Auge auf ihn gehabt?« Er blitzte die Chearis wütend an. Sie schauten einander an, antworteten aber nicht. Cal zog sich das Hemd über den Kopf. »Mit wem schlägt er sich?«
    »Mir irgendeinem Jungen.« Kerris suchte nach dem Namen. »Jerem heißt er.«
    Das älteste Mädchen sagte: »Aber Jerem kämpft sonst nie.«
    »Du kämpfst, wenn man dich angreift«, sagte Kel. Er wies ruckartig mit dem Kopf zur Tür. »Kommt wir müssen sie finden!«
    Ein Junge fragte: »Ist Riniard der mit den roten Haaren?«
    »Das ist er«, sagte Jensie mit trüber Stimme.
    »Er und Jerem sind zusammen rausgegangen, um die Messertechnik zu üben. Ich glaube, ich hab' eine Ahnung, wo sie hingegangen sein können.«
    »Zeig uns den Weg!« befahl Kel. Am anderen Ende des Saales kicherte einer der alten Männer. »Aber leise!«
    Sie traten auf die Straße. Kerris hinterdrein. Er war sich des Messers an seiner Hüfte stark bewußt. Verzweifelt wünschte er sich, es benutzen zu können. Er hatte die Angst Jerems gefühlt, hatte sie mit ihm geteilt, hatte sie im eigenen Mund geschmeckt. Wenn er wirklich Jerem gewesen wäre, dann wäre er jetzt tot, tot wie ein geschlachteter Hammel, tot wie seine tote Mutter.
    »Ihr anderen wartet hier!« befahl Kel den Möchtegern-Chearis. »Wir kommen bald zurück. In welche Richtung gehn wir?« fragte er ihren Führer.
    Der Junge deutete nach Süden ins Korn hinein. »Da gibt's einen Pfad«, sagte er. »Er mündet auf der Weide, westlich von der alten Scheuer.« Wind bog den zarten Weizen zu Boden. Kerris zuckte fröstelnd zusammen, er glaubte die brütende Stärke Galbareths um sie herum zu spüren. Er fragte sich, ob die anderen sie ebenfalls wahrnahmen. Er wollte nicht in dieses Getreidefeld hineingehen.
    Ilene sagte sanft: »Führe uns hin!« Der Junge nickte. Er hatte keine Schuhe an. Der Mond versilberte die Spitzen der Ähren. Der Wind ließ sie leise zischeln. Als sie auf das Feld zuschritten, hoben sich in der Dunkelheit rote Augen in die Luft und verschwanden. Kels Finger schlossen sich um Kerris' Handgelenk.
    Sie tauchten in das Feld ein.
    Sie gingen einer hinter dem anderen: der Junge zuerst, dann Ilene, dann Kel. Die Chearis bewegten sich, wie sie es immer taten – leicht und leise wie Katzen. Kerris hielt sich dicht hinter Kels Hacken und versuchte, nicht zu stolpern. Ihr Eindringen schreckte ein äsendes Kaninchen auf. Es pfiff. Der Weizen sang. Kerris tat die Brust weh. Durch seinen Schädel tröpfelte ein Gedanke, in einer Stimme, die nicht die seine war: »Hab keine Angst! Du bist nicht allein!« Kerris strengte sich an zu sehen, was vor ihm war. Er sah nur den Sternenschimmer auf Kels Haar, sonst nichts.
    Sie hatten das Feld hinter sich gelassen. Kerris hörte ein rhythmisches Geräusch: Swisch, swisch ... Der Wind, dachte er, aber dann sah er die zwei Schattengestalten kreisen und kreisen. Die Lichtpunkte ihrer Messerspitzen blitzten. Kerris' Kehle krampfte sich zusammen. Nicht der Wind, dachte er, das sind Atemzüge. Kel ließ seine Hand los. Er erstarrte. Die anderen Chearis flogen davon.
    Riniard hörte sie und wirbelte herum, doch Kel und Ilene waren schon bei ihm, warfen ihn zu Boden, preßten ihm die Glieder auf die kühlen Stoppeln. Er war hart aufgeprallt, und er stieß die Luft mit einem rauhen schluchzenden Laut aus den Lungen. Plötzlich herrschte ein bestürzendes Schweigen.
    »Mach Licht!« befahl Ilene.
    Arillard kniete nieder und machte mit

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