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Die Tänzer von Arun

Titel: Die Tänzer von Arun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth A. Lynn
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seiner Zunderbüchse eine Flamme. Als sie heller wurde, sah Kerris Riniard auf dem Rücken liegen. Kel stand über ihm. Der Zorn in seinen Augen glühte hell wie rotglühendes Eisen.
    Cal und Jensie standen über den Jungen gebeugt. Er hockte auf der Erde und hielt sich den rechten Arm. Vor seinen Füßen lag ein Messer. »Es ist bloß ein Kratzer«, sagte er mit hoher Jungenstimme. »Es ist d-d-doch bloß ein Kratzer.«
    Kel sagte zu Ilene: »Halt ihn da fest!« Er trat neben den Jungen. »Du bist Jerem, nicht wahr? Mein Name ist Kel.« Er kniete nieder.
    Jensie benutzte das eigene Messer, als sie dem Jungen den zerfetzten Ärmel von unten bis zur Achsel aufschnitt. »Es ist doch bloß ein Kratzer«, sagte der Junge nochmals.
    »Wie alt bist du?« fragte Kel.
    »Vierz-z-zehn.«
    In dem zuckenden fahlen Licht aus der Zunderbüchse lag das Blut wie eine schwarze Linie auf der Haut.
    Kel hob das Messer auf. »Das ist eine feine Klinge«, sagte er und drehte sie in den Fingern hin und her. Er steckte das Messer sacht in die Scheide an der Hüfte des Jungen. »Erzähl uns, was passiert ist!«
    Der Junge sagte: »Wir sind hier r-rausgegangen, um z-z-zu t-t-trainieren.« Jensie machte etwas mit seinem Arm, und er stieß ein Keuchen aus.
    »Ich will da einen Druckverband darauflegen«, sagte Jensie. »Haben wir sauberes Tuch?«
    »Weiter!« befahl Kel dem Jungen. Er zog sich das Hemd aus und begann es in Streifen zu zerreißen.
    »Wir haben ein bißchen Himmelskraut geraucht. Ich hatte was dabei. Dann machten wir Scheingefechte – ich weiß nicht, was passiert ist. Ich muß was Blödes gesagt haben, plötzlich wurde er wütend ...«
    »Und trotzdem hast du ihn in Schach gehalten«, sagte Kel. »Das hast du gut gemacht!« Er reichte Jensie die Leinwandstreifen nacheinander zu. Sie faltete zwei davon zu einem Polster und legte sie auf die Wunde, dann band sie zwei weitere darüber fest. »Es gibt nicht viele erwachsene Männer, die einen Cheari in Schach halten können.«
    »Ich glaube, er hat mich nicht im Ernst verletzen wollen«, sagte Jerem. Die Flamme erlosch. Seine Stimme sprach schmerzhaft deutlich durch das Dunkel weiter: »Einmal habe ich mein Messer verloren. Er befahl mir, es aufzuheben.«
    Kels nackte Schultern hoben sich und senkten sich wieder. Er stand auf. »Bring ihn zu dem Haus!« sagte er zu Ilene. Er schaute nicht zu Riniard hinüber. »Kannst du auf den Beinen stehen?« fragte er Jerem. Der Junge stand mühsam auf, die Bandagen an seinem Arm hoben sich ab. »Gut. Cal, du bringst ihn nach Hause. Sage seiner Familie, wir werden jede Entschädigung, die sie für rechtens halten, bezahlen. Jensie, du gehst mit ihm!«
    Jensies Kopf zuckte zurück. »Warum sollte ich, zum Kuckuck ...« Sie verstummte. »Schon gut. Ich geh ja schon.« Auch sie blickte nicht zu Riniard hin. »Ich heiße Jensie«, sagte sie fröhlich zu Jerem. »Jenézia, genau, aber niemand außer meiner Mutter ruft mich so.« Sie schob dem Jungen die Hand unter die linke Achsel. »Gehn wir in diese Richtung?«
    »Ja«, sagte der Junge. Dann fügte er hinzu: »Ich heiße Jeremeth.« Sie wandten sich dem Pfad zu. Ilene hatte Riniard noch immer eine Hand auf die Schulter gelegt. Jetzt zwang sie ihn aufzustehen. Er tat es. Und einen Augenblick lang standen sie sich Auge in Auge gegenüber: der Junge und der Mann.
    Riniard bückte sich, und als er sich wieder aufrichtete, hielt er sein Messer in der Hand. Er steckte es in die Scheide. Leise sagte er: »Jeremeth, es tut mir leid, daß ich dich verletzt habe.«
    Der Junge schwankte. Jensie verstärkte ihren Haltegriff. Er stammelte etwas, so leise, daß man es nicht verstehen konnte. Ilene und Riniard tauchten zwischen den Weizenhalmen unter, und Jensie und Jeremeth folgten ihnen. Elli redete mit dem andern Jungen, der sie auf das Feld geführt hatte, und zog ihn, eifrig schwatzend, gleichfalls auf den Pfad zurück. Ein Nachtvogel verursachte ein wehendes Geräusch. Kerris hörte das Klicken der Zunderbüchse Arillards. Im Licht der kleinen Flamme sah man Kel – er stand da und starrte zu Boden. Der Wind spielte in seinem gelösten Haar. Seine Muskeln schimmerten wie polierter Stein. Die Flamme erlosch.
    »Nun«, sagte Arillard.
    Kerris fragte sich, ob er nicht besser auch verschwinden sollte.
    »Was machen wir?« fragte Kel. Er warf die Arme nach vorn, die Handflächen zum Himmel gerichtet, als wolle er tanzen.
    Arillard antwortete: »Was können wir denn schon tun?«
    Kel ließ die Hände sinken,

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