Die Tänzer von Arun
beide dort fest. Solange er es wagte, dann zog er sich aus Riniard zurück und brach die Verbindung mit Kel ab. Die Knie zitterten ihm. Er fragte sich, ob er umfallen würde. Aus dem Nirgendwo kam ein Arm, half ihm, sich zu setzen. Jemand schluchzte irgendwo. Er wartete, daß die Welt aufhörte, um ihn zu wirbeln. Der Arm gehörte zu Elli. Und das Weinen – das war Riniard, auf den Knien, den Kopf in die zuckenden Hände vergraben.
Kel ging zu ihm. »Riniard.« Er faßte ihn an den Handgelenken und zwang die Hände von dem Gesicht weg. »Du kleiner Narr.« Riniard mochte nicht aufschauen. Kel streichelte ihm die Haare. »Ilene, Elli, Arillard – helft mir!« Kerris fühlte, wie Elli ihm die Hand drückte und von ihm fortging. Die Chearis bildeten einen engen kleinen Kreis um Riniard in der Mitte. Unablässig streichelte Kel dem Rothaarigen den Kopf. »Du bist einer von uns, Riniard. Roterchen! Du, du selber, und nicht irgendeine imaginäre Person mit allen Vorzügen und Tugenden, denen keiner jemals gerecht werden könnte, die wir nicht erkennen könnten, wenn wir auf sie stoßen würden. Dich haben wir ausgewählt! Hörst du mich? Dich! Wir lieben dich. Wir werden dich nicht fortschicken, Rotfuchs, ganz gleich, was du tust, es sei denn, du willst es. Willst du das, Riniard? Bist du uns so früh leid geworden?« Die Hand hielt in ihrem stetigen Streicheln inne. »Sag es uns! Willst du von uns fortgehen?«
»Nein.« Riniards Stimme war ein Flüstern.
»Du Idiot«, sagte Kel. Er hob Riniards Kinn in der Handfläche hoch. »Schau mich an!« Riniard hob das Gesicht. Seine Wangen waren naß. »Du bleibst bei uns, weil wir dich brauchen und dich lieben. Und wenn du das nächstemal Himmelskraut brauchst, dann sag es uns! Wir bleiben dann bei dir und sorgen dafür, daß du nicht in Schwierigkeiten kommst, und wenn dir dann die Augen zufallen, dann stecken wir dich ins Bett, damit du deinen Rausch ausschlafen kannst. Gut so?«
»Gut so«, sagte Riniard. Seine Stimme schwankte, doch die Farbe war in sein Gesicht zurückgekehrt.
»Und das nächstemal, wenn du versuchst einen Streit vom Zaun zu brechen, verdresche ich dich, daß du nicht mehr denken kannst. Und du weißt, daß ich das kann!«
Riniard versuchte schüchtern zu lächeln. »Das kannst du, jederzeit!«
Kerris kroch auf eine der Matten. Der Kopf schmerzte ihn zwar nicht mehr, doch fühlte er sich noch immer kalt und müde, viel müder, als er sich je zuvor im ganzen Leben gefühlt hatte. Er rollte auf den Rücken. Durch den Türbogen kamen Cal und Jensie und blieben stehen, als sie den Kreis der Chearis um Riniard erblickten. Kel sagte: »Tröste ihn, Jen.« Seine hohe Gestalt glitt vor der Kerze vorbei. Er neigte sich zu Kerris herunter. Auch er war müde, doch die scharfen Linien um seinen Mund waren verschwunden, und seine Augen waren ruhig, ohne Zorn. »Du hast da etwas recht Schwieriges vollbracht«, sagte er ruhig. »Und du hast es gut gemacht. Ich weiß nicht, was passiert wäre, wenn du nicht dagewesen wärst. Ich bin froh, daß du da bist.« Dann trat er durch die Tür und verschwand im Flur.
Elli setzte sich an seine Seite. »He?« fragte sie. »Was hast du gemacht? Ich weiß, du hast irgendwas gemacht!«
»Ich habe Kel gezeigt, was Riniard fühlte«, sagte Kerris.
Elli hob die Brauen. »Ich nehme an, du kannst es mir nicht genauer erklären?« fragte sie.
»Ich täte es gern, wenn ich es nur selber begreifen würde.« Die Antwort klang schärfer, als er es beabsichtigt hatte. Aber er war zu erschöpft, um sich zu entschuldigen. Sein Gehirn fühlte sich zerschlagen an, genau wie am Tag zuvor während des Gewitters.
»Macht nichts«, sagte Elli. Sie hob die Arme und streifte sich das Hemd über den Kopf. »Wahrscheinlich würde ich's nicht begreifen, auch wenn du's mir erklären könntest. Ich verstehe es auch nicht immer, wenn Kel von Mustern redet.« Sie ließ sich auf die Matte neben Kerris fallen. Die Kanten ihrer beider Lager berührten sich.
Aus der Ecke drang Jensies Gemurmel, ein sanfter, liebevoller Ton. Ilene stand nackt auf und löschte die Kerze im Wandhalter mit den Fingern aus.
Leise, so daß nur Kerris sie hören konnte, sagte Elli: »Ich will dich nicht noch länger vom Schlafen abhalten. Ich wollte dir nur sagen – ich mag dich. Mir hat gefallen, wie du es zugelassen hast, daß dich der kleine Junge heute anfassen durfte. Und mir gefällt, daß du Riniard geholfen hast. Und es gefällt mir, daß du dich nicht scheust, um
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