Die Tänzer von Arun
gebadet hast«, sagte Elli, »wählst du dir einen Mantel aus. Aber natürlich darfst du den nicht behalten, du mußt ihn zurückbringen.«
Neben dem Unterteich stand ein Gebilde, das wie ein Haus aussah, aber es schien keine Ecken zu haben ... Die Rundwand war bedeckt mit einer aus Perlen gefertigten Zeichnung. Kerris erinnerte sich an dieses Perlmuster auf der Tür des Hauses in Galbareth. Es wurde ihm klar, daß der Bau aus Häuten bestand, die über Holzrahmen gespannt waren. Der Wind stand auf ihn zu. Er roch den stechenden Geruch von menschlichem Schweiß.
Elli erklärte: »Das Dampfzelt.«
Sie streifte die schmierigen Kleider ab und ging nackt auf das Zelt zu. Als sie die Zeltklappe beiseite schlug, wölkte Dampf hervor, und Ilene kam heraus. Sie lief über das Gelände und sprang in den Unterteich. Sie sank unter die Wasseroberfläche und kam wieder nach oben geschossen, wendig wie ein Flußaal. Sie schwamm in großen Zügen an den Teichrand, der mit Steinen eingefaßt war. Sie hob dort etwas auf und begann sich damit abzureiben. Kerris trat näher und sah, daß überall Töpfe voll Seife am Rand des Teiches verteilt standen.
Eine zweite Frau kam aus dem Zelt, gefolgt von einem dunkelhäutigen Mann. Sie ging an den oberen Teich. Der Bauch der Frau war dick von dem Kind, das sie trug. Der Mann hielt sie stützend fest, als sie über die schlüpfrigen Steine kletterte, und sie lachte und sagte etwas zu ihm, das auch ihn lachen machte. Dann tauchten sie ins Wasser, und dann standen sie am flachen Teichende und hatten die Arme umeinander geschlungen.
Ilene sagte: »Kerris, hast du keine Lust zu baden?« Sie wies auf das Dampfzelt. »Komm mit, ich geh und schwitze die Seife weg!«
»Ach nein. Danke.«
Sie ging vom Teich fort. Elli trat heraus, ihre Haut schimmerte. Sie hechtete ins Wasser und kreischte dabei wie ein Kind. Wasser spritzte durch die Luft. Kerris trat vom Rand des Beckens zurück. Die anderen Chearis kamen heran. Sefer war auch dabei, dicht neben Kel. Kel zog sich aus. Er küßte Sefer auf den Mund, ehe er in das Schwitzzelt trat.
Jensie und Riniard drängten Cal in die Mitte des unteren Teiches. Sie riefen ihm einander widersprechende Anweisungen zu. Prustend paddelte er umher, versank und tauchte fluchend wieder auf.
Sefer kam langsam an Kerris' Seite herübergeschlendert. »Was stellen die da bloß an?« fragte er amüsiert.
»Ich glaube, sie wollen ihm das Schwimmen beibringen«, antwortete Kerris.
Die Chearis trugen ihre schmutzigen Kleider zu Sefers Haus. Elli schob den Arm unter den von Kerris. »Fühl mal!« Er prüfte die Textur ihres Ärmels. Es war Samt von einer prächtigen goldenen Schattierung. Ilenes Schwester war zu den Badeteichen gekommen und hatte Ilenes kleinen Jungen mitgebracht. Er war dunkel und pausbackig und wackelte mit weitaufgerissenen dunklen Augen neben seiner Mutter her. Kel sah glücklich aus, seine Haut war gerötet. Er ging neben Sefer. Das Haar stand in einem wehenden Busch über seinem Kopf. Am Leib trug er eine dunkelblaue Seidenrobe, die an den Säumen der Ärmel und am unteren Rand mit Silberstickerei bedeckt war.
Eine Frau kam vorbei, sie trug eine Hacke über der Schulter. Sie blieb stehen und redete mit Sefer. Die Spitze der Hacke schimmerte rot in der untergehenden Sonne, und Kerris sah, daß es eine stählerne Hellebardenspitze war. Er spähte zum Rand der schüsselartigen Senke hinauf, in deren Mitte das Dorf lag, aber er konnte die Wachtposten nicht sehen, die im Dickicht und zwischen den Felsen versteckt waren. Aber er spürte ihre Anwesenheit ... Er fragte sich, ob wohl die Asech in dieser Nacht angreifen würden. Die Frau beendete ihr Gespräch mit Sefer und ging davon. In der kühlen Abendluft schritt sie leicht dahin, das breite Gesicht wie aus Stein geschnitten.
Elli sagte: »Kerris, ich möchte später mit dir etwas besprechen.«
»Ist gut«, gab er zurück.
Sie aßen das Abendmahl in Sefers Haus: warmes Brot mit Butter, kalte Essigbohnen, Käsestangen, Fisch in Stücken. Ilene fütterte ihren Sohn, Borti, bis er in ihren Armen einschlief. Neben den farbenprächtigen Mänteln der Chearis kam Kerris sich schmuddelig und klebrig vor. In der Mitte des Tisches standen zwei Schalen mit choba-Lichtern und warfen einen sanften Firniß über den Raum. Von der Nähe der Treppe drang pulsierend das Zirpen einer Grille. Kerris fragte sich, wo das Insekt sein mochte. Paula hatte ihm erzählt, daß Grillen im Haus Glück brächten. Die Chearis
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