Die Tänzer von Arun
irgendwo sein. Wenn sie die Gabe besitzen, dann können sie ein ganzes Heer durch Arun führen, und keiner könnte es merken, bis sie verschwunden sind!«
»Ich weiß«, sagte Lara und strich Cleo über das Gesicht. »Du hast recht getan, meine Tochter. Nun kehrt zurück! Sagt den Truppen, daß die Asech im Tageslicht zurückkehren werden, und sagt, daß sie sie erneut durchlassen sollen!«
»Wie viele werden es sein?« fragte Cleo. »Und wann werden sie kommen?«
»Das weiß ich nicht«, antwortete Lara.
Aus dem Dunkel tauchte Kel auf. Er sagte: »Elli! Ilene! Kommt mit!« Der Rest des chearas stand hinter ihm geschart. Er trug Stiefel – nicht die hochhackigen Reitstiefel, sondern dicksohlige Halbschäfter fürs Gelände. An der Hüfte hing sein Messer. Sein Haar war geflochten und mit einem Ebenholzkamm auf dem Kopf hochgesteckt.
Der Qualm der Fackeln hing noch immer bitter in der Luft. Elli fragte. »Wohin gehen wir?«
»Wir holen Riniard zurück!«
»Ganze sechs von euch?« fragte Cleo.
Kel schaute sie an. Seine Augen waren wie Granit. »Ganz recht. Wir folgen ihren Spuren bis zu ihrem Lager.« Er starrte Elli und Ilene an. Wortlos gesellten sie sich zu den anderen. »Wir kommen zurück. Auch wenn es vielleicht eine Weile dauert.« Er wandte sich ab. Kerris erhaschte einen Blick auf das Gesicht Arillards. Es war verkrampft und sorgenvoll.
Ein Mann trat herzu. »Lara, sollen wir ...?« begann er zu sprechen, aber dann verlor sich seine Stimme. Unsicher blickte er zwischen Lara und Kel hin und her.
»Nika«, sagte Sefer. »Nein!«
Kel drehte sich um. Sefer schaute ihm direkt ins Gesicht. Kel trat zu ihm. Sefer stand ganz still. Er neigte den Kopf kaum merklich zur Seite, um dem Blick seines Geliebten zu begegnen. Der Lärm in der Straße schien zu verebben. Ohne nachzudenken, griff Kerris mit seinem Gehirn nach seinem Bruder. Es war, als berührte er erhitztes Metall.
Kels Hände ballten sich an seinen Schenkeln zu Fäusten, bis die Knöchel weiß hervortraten.
Er wirbelte mit einem Satz aus dem chearas heraus und ging davon. Elli fragte: »Sollen wir ...?«
»Nein«, sagte Sefer. »Er wird nicht gehen!«
»Wir hätten sie in ihrem Lager angreifen müssen.«
»Sie hätten uns zwischen den Felsen abschießen können.«
»Nicht alle von uns, das hätten sie nicht geschafft. Wir hätten ihr Lager anzünden sollen. Die Hexer hätten das tun können.«
»Wir können es ja noch immer machen. Jetzt!«
»Nein, sie würden den Rotschopf umbringen – oder ihm noch Schlimmeres antun, und dafür will ich nicht verantwortlich sein.«
»Verflucht sollen sie sein! Vor zehn Jahren hätten wir ihr Lager überfallen und sie im Schlaf abmurksen sollen, wie sie es mit uns machen.«
Stumm gingen die Chearis durch die Straßen bis zu Sefers Kate. Rings um sie erhoben sich die zornigen Stimmen der Dorfbewohner, laut und verstummten dann wieder. Als sie in den langen Hauptraum traten, begann Jensie zu zittern und stieß einen Schrei aus.
Ilene trat sofort zu ihr. »Ai, chelito, es wird ihm nichts geschehen. Denk nicht daran!« Sie legte der zuckenden Gestalt den Arm um die Hüften und zog sie auf die Kissen nieder. Dann wiegte sie das Mädchen, wie sie ihren kleinen Sohn gewiegt hatte.
»Bald ...«, sagte Elli in die Dunkelheit hinein. »Was heißt das, bald?« Niemand gab ihr Antwort. Calwin brachte eine Ölschale vorn Tisch herüber. Unter der Treppe klagte die Grille.
Arillard holte die Zunderschachtel aus seinem Pack und entzündete eine Lampe. Kerris setzte sich auf sein Bettzeug. Die Augenbrauen brannten ihm von dem Rauch, seine rechte Ferse war wund und schmerzte.
Jensie hob das Gesicht von Ilenes Brüsten. Angst hatte tiefe Altershöhlen in ihre Züge gegraben. »Warum hat uns Sefer aufgehalten?«
»Weil es eine törichte Idee war«, sagte Ilene sanft. Sie strich unablässig über Jensies Haar. »Wenn die Asech Hexer sind, dann würden sie spüren, wenn wir kommen. Und sie würden Riniard was antun, ihn vielleicht sogar töten.«
Wieder wurde Jensie von einem Zittern geschüttelt. Arillard sagte leise zu Ilene: »Und du hast gewußt, daß Sefer ihm Einhalt gebieten würde.«
Sie drehte ihm den Kopf zu. »Natürlich. Du etwa nicht?«
Cal sagte: »Das Volk auf der Straße ist zornig. Vielleicht denken sie sich etwas Verrücktes aus.«
Ilene schüttelte den Kopf. »Das werden sie nicht tun.«
Kerris fragte sich, wo Kel blieb. Seine Ferse stach. Er stand auf und humpelte zur Speisekammer. Tastend
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