Die Tätowierung
Löcher ge h ackt hatten. Schnell watete die Frau auf den Hund zu und schrie: »Nein! Allan! Nein!«
Sie packte den Hund i m Nacken. Mit wütend e m Knurren verteidigte der seine B eute. Unter Einsatz ihrer ganzen Kräfte gelang es der Frau, die H i nterbeine des großen Labradors zu packen und ihn herumzuwerfen. Jetzt ragten seine Beine in den sta h lblauen Him m el. Erst da ließ er ab. Jaulend plumpste er ins W ass e r. Nur noch sein Kopf ragte über die Oberfläche. Schnell d r ückte sie ihm eine Hand gegen die Gurgel und hielt m it der anderen die eine Vorderpfote in einem eisernen Griff. Dur c hdringend starrte sie dem Hund in die Augen, während sie gleichzeitig ein brum m e ndes Geräusch von sich gab. Er knurrte wütend zurück und starrte sie aus rot unterlaufenen Augen an. Schließlich ver s tum m te er und schaute zur Seite, um z u zeigen, dass er aufgab. Langsam ließ sie ihn wieder aufstehen. Mit klammen Fingern leinte sie ihn an. Erst dann warf sie einen B lick auf den durchlöcherten Sack.
Erst hielt sie es für einen Ste m p e l vom Schlachthof. Sekunden später erkannte sie jedoch, dass es sich nur um eine Tätowierung handeln konnte.
KAPITEL 1
Einzig Kommissar Sven Andersson, Inspektorin Irene Huss und ihr Kollege Jonny Blom hatten sich an diesem Abend im Zimmer des Kom m issars im Polizeipräsi d ium versam m elt. Es war schon fast halb acht. Der Kom m issar hielt es für unnötig, sä m tliche Ins p ektoren d es Dezernats für Gewaltverbrechen zusam m enzu t rom m eln. Die zwei, die am Tatort gewesen waren, mussten genügen. Die Übrigen würden am nächsten Tag bei de r Morgenbesprechung alles erfahren.
Mit ihren da m p fenden Kaffeebechern m achten sie es sich um d e n Schreibtisch herum beque m . Ohne weitere Vorrede begann Sven Andersson: » W as habt ihr rausgekriegt ? «
»Die Meld u ng kam m ittags herein. Eine Da m e m ittleren Alters w a r a m Strand m it i h rem Hund spazieren gegangen …«
Fast schroff unterbrach d e r Kommissar Jonny: »Wo a m Strand ? «
»Bei der Insel Stora Amundön. Eher etwas unterhalb, fast vor der Insel Grundsö. Dort gibt es einen schönen kleinen Sandstrand, der Killevik heißt. Besonders auffallend sind ein p aar Felsen, d i e ein Dreieck bilden. In diesem Dreieck hat der Hund der älteren Da m e einen schwarzen P l astiksack gefunden und …«
»Entschuldige, dass ich dich unterbreche, aber d i e ältere D a m e ist auch nur zwei Jahre älter als ich und drei Jahre jünger als du. Außerdem hei ß t sie Eva Melander. Sie wohnt in S kintebo am Kly f teråsvägen. Nicht weit von Kille v i k«, sagte Irene H u ss.
»Hat sie k e inen Jo b ? I c h m eine, weil s i e m itt e n in d e r Woche freihat ? «, wollte Andersson wissen.
»Sie ist Kinderkranke n schwester und hatte am Wochenende Dienst. D eswegen hatte sie zwei Tage frei. Gestern blies der W i nd zu stark. Da war sie m it dem Hund nicht am Strand, aber heute war ja auf ein m al Superwetter. So schönes W etter hatten wir seit Ostern nicht m ehr. Seither hat es doch nur noch gestür m t und geregnet. W i rklich ein fürchterlicher Frühling.«
»Könnten wir aufhören, übers W etter zu reden, und uns auf das W e sentliche konzentrieren?«, sagte Jonny Blom scharf.
Ehe die beiden anderen noch etwas darauf erwidern konnten, fuhr er fort, wo er unterbrochen worden war: »Im Sack war ein großes L och, für das wahrscheinlich die Vögel verantwortlich sind. Offenbar hat der Hund seine Schnauze in dieses Loch ges t eckt und die Leiche m it den Zähnen gepackt. Am Ende v o m A r m s tu m p f k ann m an deutlich den Abdruck seiner Zähne erkennen, und das Gewebe ist zer f et z t. Die Ar m e sind etwa zehn Z enti m eter unterhalb der Achseln abgetre n nt worden. Auf der rechten Achsel befand sich eine große m ehrfarbige Tätowierung. Das ist alle s , was wir bisl a ng wissen. Die Pathologie wird uns wahrscheinlich bald m ehr über das Leichenteil sagen können.«
» W as heißt Leichenteil? Es gibt also weder Kopf noch Un t er l e i b ? «
»Nein. Der Größe nach zu urt e ilen s cheint d e r Körper in der Mitte geteilt worden zu sein.«
»Ihr wisst nicht, ob es sich um einen Mann oder um eine Frau handelt ? «
Irene und Jonny sahen sich an, ehe Jonny etwas zögernd m einte: »Nein. Das w i ssen wir nicht, aber wir haben darüber nachgedacht. Irene und ich haben gesehen, dass dort, wo die Brust hätte sein sollen, nur eine einzige gro ß e Wunde ist … Natürlich könnten auch Vögel dort
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