Die Tätowierung
Zettel glättete. Irene konnte m it Mühe das m it rot e m Filzsti f t g eschriebene W ort » W asserwacht« aus m achen. Darunter stand eine Telefonnummer, die Andersson jetzt wählte.
»Hallo. Hier Andersson. Habt ihr was gefunden ? «
Seine Miene verdüsterte sich, als die Person am anderen Ende antwortete.
»Nein, nein. Die Taucher auch nicht …? Nein, nein.«
Die Enttäuschung in seiner Stimme war nicht zu überhören.
»Lasst von euch hören … ich m eine … falls ihr was findet. Schön. Vielen Dank.«
Er versuchte, sich nichts an m erken zu lassen, als er sein Handy wieder einsteckte, aber Irene kannte ihren Chef viel zu gut, um si ch täuschen zu lassen.
Andersson lehnte sich gegen die W i ndschutzscheibe und starrte dü s ter auf die drei Fel s blöcke. Lange saß er so da und fixierte die Steine im W asser. Die Sonne verbarg sich hinter dünnen grauen Wolke n schleiern, aber einzelne Strahlen brachen durch und überzogen die Wogen m it einem silbernen Schimmer. Tief kreisten die Möwen über dem W asser und reflektierten das Licht m agnesiumweiß. Andersson verschwendete kei n en Blick auf die Schönheit um sich heru m , sondern saß in Gedanken versunken da. Irene sagte nichts, sondern wartete darauf, dass er das Schweigen brechen würde.
» W ie zum Teufel ist der Sack nur dort hingeko mm en ? «
»Ich glaube an deine Theorie, dass er bei einem Stu r m zwischen die Steine gespült worden ist. Sonst hätten wir noch weitere Säcke an dersel b en Stelle oder in der Nähe gefunden.«
» W o k a m er her ? «
Irene zuckte m it den Achseln.
»Keine Ahnung. Vielleicht von einer der Inseln.«
»H m . Styrsö liegt direkt vor der Küste. Donsö auch. Aber ich habe keine Ahnung, w i e die Strö m ung verläuft. Vielleicht kam der Sack auch von der Vrångö. Wir m üssen uns das m it den Strö m u ngen genauer anschauen. Obwohl so ein Sack wahrscheinlich nicht sehr weit treibt.«
Ire n e n i ck t e.
»Ich überprüfe das.«
Es kam ihr ein Gedanke.
»Ich werde Birgitta fragen, ob sie eine Seekarte hat. Sie segelt zie m lich viel.«
»Es ist schon fast halb fünf. Ich fahre dich nach Hause. Oder bist du heute m it dem Auto da?«, wollte Andersson wissen.
»Nein. Heute hat Krister den W agen. Er ist erst nach Mitternacht fertig.«
Zwei Autos konnten sie sich nicht leisten. Ihr System f unktionie r te lei d lich. Der W agen stand immer auf d e m Parkplatz hinter dem Präsidiu m , und der war nur fünf Minuten v o m Szenere s taura n t Glady’s Corner entfernt. Hier arbeitete Kri s ter als Küchenchef. W er von ihnen morgens zuerst m it der Arbeit begann, m eist Irene, fuhr m it d e m Auto. W enn sie zusam m en loskonnten, taten sie das. W er zuletzt aufhörte, fuhr m it dem W agen nach Hause. Dankbar nahm sie deshalb jetzt Anderssons Angebot an. Der Gedanke, im über f üllten Bus sit z en zu müssen, war alles andere als verlockend.
Sie fuhren auf d e m Län s väg 158 durch die zartgrüne Natur zurück. O b wohl eini g e Gebiete d i c h t m it Einfa m ilien- und Reihenhäusern bebaut w aren, war es in anderen Gegenden im m er noch sehr idyllisch. Irene unterließ es tunlichst, ihre Begeisteru n g zu zeige n , da sie wusste, dass i h r Chef im Augenblick nichts für die Schönheiten der N atur übrig hatte.
»Zerstückelte Leichen sind ungewöhnlich. Jetzt bin ich seit fast fünfundzwanzig Jahren bei der Kri m inalpolizei, und in dieser Zeit hat es nur drei oder vier solcher Fälle gegeben. I c h habe n u r in einem da v on er m itt e lt. Das hier ist der zweite«, sagte er plötzlich.
» W er war da m als das Opfer ? «
»Eine Prostitui e rte, Dr o gen m ilieu. Das sind die, denen am ehesten so was zustößt. Irgendwie haben die Psychopathen es immer auf sie abgesehen. Ver m utlich eine Art Berufsrisiko. Ist m an Schlangenbeschwörer, muss m an halt da m it rechnen, irgendwann m al gebissen zu werden.«
»Diese Frauen sind wir k lich sehr verletzbar.«
Andersson brum m t e zustim m end. Irene fragte weiter: » W ar diese Leiche auch aufgeschlitzt und ausgeweidet worden ? «
»Nee. Es war so ein gestörter Typ, der sie nach einem extrawilden Sexspiel in sei n er W ohnung getötet hatte. E r wusste nicht, wie er die Leiche loswerden sollte, und geriet in Panik. Also hat er sie in der Badewanne zerstückelt und die Teile in drei große Reisetaschen gestopft. Dann hat er die Reisetaschen in einen großen Container auf einer Baustelle in der Nähe geworfen.«
»Hat es lange
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