Die Tätowierung
hohen Wangenknochen aus. Hoppla! Zum ersten Mal in den zwei fahren, die Hannu jetzt schon bei ihnen war, ließ er so etwas wie Gefühle erkennen. Ir en e m alte sich sofort ein ro m antisch e s Tête - à-tête m it einer Unbekannten aus. Oder vielleic h t m it e i nem Mann? Eige nt lich h atte s i e k e ine Ahnung, ob Hannu m it je m and e m zusam m enl e bte, ob er verheiratet oder ein S i ngle war.
Sie kam fast um vor Neugier d e, wusste aber, dass ihr Hannu nichts verraten würde. V i elleicht sollte sie eine interne Er m ittlung in Gang setze n ? Ein hässlicher Gedanke, aber gerade deshalb äußerst verlockend. Ohne m it einer Miene erkennen zu geben, was sie dachte, m einte Ire n e l e icht h i n: »Schade. Für m i ch, m eine ich. Dann bis um zwei.«
Das Ganze war fast zu einfach. Irene hörte, wie Hannu seine Tür schloss und den Korr i dor entlangeilte. Sie stellte sich hinter das Fenster ihres Zimmers. Hannu verließ das Präsidium und ging quer über den Parkplatz. Z i elstrebig hielt er auf einen kleinen, klapprigen VW Golf zu. Er öffnete die Beifahrertür und stieg ein.
Dieses Auto erkannte Irene proble m l os. Nur noch wenige Exemplare aus den A c htzigerjahren rollten auf Göteborgs Straßen u m her, und Kri m inalinspektorin Birgitta Moberg besaß eines von ihnen. Sie hütete den Wagen wie ihren Augapfel, und es wäre ihr nie eingefallen, ihn auszuleihen. Mit größter S i cherheit saß also Bir g itta selbst am S t euer.
» W as f ällt ihr ei n ! I mm er noch nicht f e r ti g ? Jet z t i s t es schon zwei, und sie hatte den ganzen Tag Zeit!«
K o mmissa r An d ersso n wa r au ß e r sich , al s di e Nachricht au s de r Pathologi e k a m . Iren e hatt e d a s Ge s präch entgeg e ngenomm e n un d ihre n Ch e f i nfo r m ier t . E r sa h Irene wüten d un d vorwu r f svol l an . Si e nah m e s gelas s en , d a s i e wusst e , d a s s diese r Blic k Fra u P ro f esso r S tridne r galt.
Andersson ging zum Fenster und sah durch die sch m utzige Scheibe auf den Ern s t Fontells Pl a t s. Sei n em lei s en Ge m u r m el entna h m Irene, da s s er nachdachte. Nach einer W eile drehte er sich um und sagte: » W ir fahren zur Pathologie. Irgendwas muss die Stridner schließlich zu sagen haben! Dann geht’s weiter nach Killevik. Ich will die Fundstelle sehen.«
I mme r w e n n e r da s Geb ä ud e de r Pathologi e betra t , überk a m Andersso n e i n große s Unbehag e n . Ir e n e wusst e d a s . Si e sah e s ih m auc h an , ta t abe r so , a l s bemerk e si e e s nicht . Dass de r blond e Bodybuilde r , de r dor t al s P f örtne r arbeitete, ihne n mitteilte , di e Fra u Pro f esso r se i i m Obduktionssaal, macht e da s Ganz e nich t besser . Auc h e r wuss t e , das s der Kommissa r Obduktion e n ver a bsch e ute , un d w a r f ih m ein cha r m a ntes , abe r gerad e desw e ge n p r ovozierend e s Läche l n zu . Sein e st r ahlen d we iß e n Z ä hn e kontrastierte n mi t seiner sonn e ngebr ä unte n Haut . Mi t sein e m Pferdes c hw a n z wirk t e e r i n diese r Umgebun g vollkomme n feh l a m Pl a tz , abe r er arbeitet e scho n sei t viele n Jahre n au f de r Pathologie . Irene kannt e nu r seine n Vorn a m e n , S e bastian , de r auc h auf sein e m N a mensschil d st a nd.
Der Geruch war das S c hlim m ste. W ar m an ihm täglich ausgesetzt, gewöhnte m an sich vielleicht daran, dachte Irene. Aber wenn m an wie sie und der Kom m issar die Räu m e nur ab und zu betrat, m achte er einem i mmer von neuem zu schaffen.
Andersson blieb vor der Tür stehen. Zu ihrem Erstaunen stellte Irene fest, dass er sie vor sich herschob. E s blieb ihr nichts anderes übrig, als bis zu d em Stahltisch weite r zugehen, an dem Yvonne Stridner gerade den aufgefundenen Brustkorb sezierte.
Sie schaute über die Oberkante ihrer Lupe n brille u n d runzelte verärgert die St irn.
» W as wollen Sie denn hie r ? «, fragte sie scharf.
Da der K o m m issar nichts sagte, fühlte s i ch Irene aufgefordert, zu antworten.
» W ir fragen uns, ob S i e nic h t vielleicht doch etwas … Brauchbares herausgefunden haben?«
Stridner schnaubte verächtlich.
» W enn ich fertig bin, sage ich Ihnen Bescheid.«
» W issen Sie schon, ob es sich um einen Mann oder eine Frau handelt ? «
»Nein, aber der Pectoralis m ajor, also der große Brust m uskel, ist auf bei d en Seiten fa st voll s tän d ig ent f ernt worden. W as seltsam ist.«
»Inwiefern ist das seltsa m ? «, erdrei s t ete sich Anderss o
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