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Die Tage des Zweifels: Commissario Montalbano träumt von der Liebe (German Edition)

Die Tage des Zweifels: Commissario Montalbano träumt von der Liebe (German Edition)

Titel: Die Tage des Zweifels: Commissario Montalbano träumt von der Liebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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rutschen.«
    Sie verzog das Gesicht wie ein Kind, das im nächsten Moment losheult.
    »Wo soll ich denn hin?«
    »Nehmen Sie das Nötigste mit und kommen Sie in meinen Wagen.«
    Sie sah ihn an, ohne eine Antwort zu geben. Montalbano begriff, dass sie ihm, einem Fremden, misstraute.
    »Ich bin Polizeikommissar.«
    Vielleicht war es die Art, wie er das sagte, jedenfalls schien sie nun überzeugt. Sie griff nach ihrer Reisetasche und stieg aus.
    Nebeneinanderher liefen sie zu seinem Wagen, und Montalbano öffnete ihr die Tür.
    Sie waren beide so pitschnass, dass das Wasser aus ihren Jeans und seiner Hose spritzte, als sie sich hinsetzten.
    »Ich heiße Montalbano.«
    Das Mädchen beugte sich zu ihm hinüber, um ihn näher in Augenschein zu nehmen.
    »Ach ja. Jetzt erkenne ich Sie. Ich habe Sie im Fernsehen gesehen.«
    Sie fing an zu niesen und konnte gar nicht mehr aufhören. Als ihr Niesanfall endlich vorbei war, standen ihr Tränen in den Augen. Sie nahm die Brille ab, wischte sie trocken und setzte sie wieder auf.
    »Ich heiße Vanna. Vanna Digiulio.«
    »Sie werden einen ordentlichen Schnupfen kriegen.«
    »Tja.«
    »Wollen Sie vielleicht mit zu mir nach Hause kommen? Ich habe ein paar Sachen von meiner Freundin im Schrank. Sie könnten was davon anziehen, bis Ihre Sachen trocken sind.«
    »Ich weiß nicht, ob sich das schickt«, entgegnete sie zögernd.
    »Ob sich was schickt?«
    »Dass ich mit zu Ihnen nach Hause komme.«
    Was dachte die nur von ihm? Dass er über sie herfallen würde, sobald sie im Haus waren? Sah er so aus? Und im Übrigen: Hatte sie sich eigentlich schon mal im Spiegel betrachtet?
    »Hören Sie, wenn Sie mir nicht …«
    »Wie kommen wir denn zu Ihnen nach Hause?«
    »Zu Fuß. Ist nur fünfzig Meter von hier. Bis uns hier jemand rausholt, wird es Stunden dauern.«
    Montalbano zog sich trockene Sachen an, und während er die Espressokanne auf den Herd stellte, ging Vanna unter die Dusche, zog ein Kleid von Livia an, das ihr etwas zu groß war, und kam in die Küche. Dabei stieß sie erst gegen den Türrahmen und dann gegen einen Stuhl. Dass man ihr bei diesem Durchblick den Führerschein gegeben hatte! Sie machte wirklich nicht viel her. In den Jeans war es nicht zu erkennen, aber jetzt, in Livias Kleid, fiel Montalbano auf, was für krumme und muskulöse Beine sie hatte. Eher Männer- als Frauenbeine. Sie hatte fast keinen Busen, ein Gesicht wie eine Spitzmaus, und ihren Bewegungen fehlte jede Anmut.
    »Wo haben Sie Ihre Sachen hingetan?«
    »Im Bad steht ein Heizlüfter. Ich hab ihn angeschaltet und Jeans, Bluse und Jacke zum Trocknen aufgehängt.«
    Er bot ihr einen Stuhl an und stellte ihr einen Caffè Latte hin, dazu ein paar von den Keksen, die Adelina beharrlich kaufte, obwohl er sie nie anrührte.
    »Entschuldigen Sie mich kurz«, sagte er, nachdem er seine erste Tasse Espresso getrunken hatte.
    Er stand auf und ging hinaus, um im Kommissariat anzurufen.
    »Ah Dottori Dottori! Ah Dottori!«
    »Was ist los, Catarè?«
    »Es ist die reinste Sündflut hier!«
    »Was ist denn passiert?«
    »Der Wind hat die Ziegelei vom Dach abgedeckt, weswegen das Wasser aus allen Fugen überall herunterrinnt!«
    »Gibt’s irgendwelche Schäden?«
    »Ja, o ja. Beispielsweise alle schriftlichen Schreibpapiere auf Ihrem Schreibtisch, diejenigen, welche Sie noch abzeichnen müssen, die sind so dermaßen durchgeweicht, dass sie eine einzige Pampe sind.«
    Montalbano hüpfte das Herz vor Freude in der Brust. Endlich hatte er einmal Gelegenheit, der Bürokratie ein Schnippchen zu schlagen!
    »Hör zu, Catarè, ich bin noch zu Hause. Die Straße ist weggebrochen.«
    »Dann sind Sie also ein Schwerverhinderter.«
    »Es sei denn, Gallo schafft es irgendwie, mich abzuholen …«
    »Warten Sie, den geb ich Ihnen sofort, der steht mir hier neben mir zur Seite.«
    »Ja, Dottore?«
    »Hör mal, Gallo, ich war auf dem Weg ins Kommissariat, aber nach fünfzig Metern stand ich im Stau. Die Flut hat die Straße unterspült. Mein Auto steckt dort fest, es geht weder vor noch zurück. Ich bin jetzt wieder zu Hause und komme nicht weg. Wenn du es irgendwie schaffst …«
    Gallo ließ ihn gar nicht erst ausreden.
    »Allerspätestens in einer halben Stunde bin ich bei Ihnen.«
    Montalbano kehrte in die Küche zurück, setzte sich wieder und steckte sich eine Zigarette an.
    »Rauchen Sie?«
    »Ja, aber meine Zigaretten sind nass geworden.«
    »Dann nehmen Sie eine von meinen.«
    Er gab ihr Feuer.
    »Ist mir richtig

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