Die Tagebücher (German Edition)
Kontrolle. Die anderen, T. Williams, Losey, Bill, French, Heyman haben angeekelt das Schiff verlassen. Sie hatte Rex auf jede nur erdenkliche Art beleidigt, körperlich, moralisch, sexuell. Sie lag in der Bar auf dem Boden und bellte wie ein Hund. Einmal hat sie sogar an ihrem Jagdhund rumgewichst – der ein lieber, verwuschelter alter Köter ist und Omar heißt. E. hat auf sie eingeredet, ich auch, Rex auch. Es hat überhaupt nichts genutzt. Sie hat sich in einem bösen Wortschwall überCarole Landis und Kay Kendall ergossen und Verwünschungen über Lilli Palmer ausgestoßen. Großer Gott!
Gestern, am Mittwoch, sind wir schon früh am Morgen nach S. Marg gefahren, um zu tanken und aufzuladen. […] Losey kam zum Mittagessen. Er ist intelligent, aber ein wenig verbissen. Ich hoffe, er hat wenigstens Humor. Ich fand es ziemlich anstrengend, zwei Stunden ein Gespräch mit ihm zu führen. Obwohl – vielleicht muss man mit Regisseuren gar nicht so viel reden .
Tennessee und Bill kamen auch vorbei. Auch diesmal schien Ersterer angetrunken. Er ist zumindest körperlich nicht gerade anziehend. Heyman hat uns erzählt, dass er vor ein paar Wochen Selbstmord begehen wollte und von Bill gerettet worden ist. Einzelheiten hat er nicht erzählt. Ich habe Tenn gefragt, ob er von den Diarhyl(?)-Tabletten Depressionen bekommt.
»Darüber weiß ich nichts«, hat er gesagt.
»Weil du ständig depressiv bist«, habe ich gesagt.
»Genau«, meinte er.
[…]
Freitag, 2. 6., Portofino Gestern Nachmittag habe ich mich auf dem Achterdeck ein bisschen gesonnt (am Ende bin ich von den Paparazzi auf der Straße gegenüber, die mit ihren Teleobjektiven fotografiert haben, vertrieben worden) und dabei gedacht – es war gegen zwei Uhr –, dass ich Rex und Rachel und zwei andere Leute mit ihrem Boot habe vorbeifahren sehen. E. fragt sich, ob sie wohl denken, dass wir sie abweisen, weil Rachel sich am Dienstag so schlecht benommen hat. Kann sein. Ich muss sie heute mal anrufen.
[…] Die beiden Hunde sind seit letztem Sonntag liebestoll und haben sich mindestens drei Mal am Tag besprungen. Wer hätte gedacht, dass Hunde, die geil sind, es so lange miteinander treiben können. Nach jedem Akt stecken sie noch 10 – 12 – 15 Minuten ineinander. Die betreiben das richtig ernsthaft und Oh Fies Penis sieht schon ziemlich abgenutzt aus.
Samstag, 3. 6. Bin gestern an Land gegangen und habe, wie versprochen, R. und R. H(arrison) angerufen. Ihr Hausmädchen sagte, sie seien am Hafen, also bin ich schnurstracks ins La Gritta, und da saßen sie natürlich auch. Sie waren schon total hinüber, obwohl es erst zwei Uhr mittags war. Ich habe sie in ein kleines Restaurant mitgenommen, wo ich Rotwein trank, während sie gegessen haben. […] Wir haben lange über den Tod und darüber, wie manch einer ihm ein Schnippchen schlägt, gesprochenund dachten dabei an Chichester, seinen Krebs und seine Genesung und dass er danach die ganze Welt umsegelt hat. 162 Es war unterhaltsam.
Heute war der Jahrestag der Befreiung Italiens durch die Alliierten. Portofino war von Urlaubern überschwemmt.
Ich habe R. und R. auf meinem neuen Boot zu einer halbstündigen Spritztour die Küste entlang mitgenommen. Es war so voll, dass wir, bevor wir endlich losfahren konnten, völlig durchnässt waren. Rex meinte, ich hätte das Boot so gesteuert, als wäre ich dafür geboren.
Die Küste hier ist ohne Frage viel interessanter als die Côte d’Azur, viel wilder und rauer. Rex hat sich sehr bemüht, Rach vom Trinken fernzuhalten, und es ist uns auch für circa eine Stunde gelungen. Als sie dann aber an Bord kam, sauste sie auf den Scotch zu wie eine Brieftaube, die nach Hause will. […]
Sonntag, 4. 6. […] Ich bin an Land gegangen, um nach Rex, Rach und ihrem Freund zu suchen – einem Anglo-Portugiesen, der Arthur Barbosa heißt (E. besteht darauf, ihn Edward zu nennen) und der E. dabei helfen soll, die Yacht neu einzurichten. Man will kaum glauben, dass Barbosa ein echter Portugiese ist – sein Vater war portugiesischer Konsul in Liverpool, wo ihn, glaube ich, Rex vor ein paar Jahrhunderten getroffen haben muss – weil er nicht nur so aussieht, sondern auch so redet wie die Karikatur eines Mittelklasse-, mittelalten englischen Internatsschülers. Genau der ist er nämlich auch. Er ist zur selben Zeit wie L. Olivier und Douglas Bader (der Pilot ohne Beine) zur St. Edward’s School in der Nähe von Oxford gegangen. R. und R. haben mir erzählt, dass er ihnen gesagt
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