Die Tagebücher (German Edition)
ist aufgefallen, dass sogar die Bougainvillea gelb und vertrocknet sind.
In den Zeitungen waren viele Bilder. Auf zweien davon wollte ich mein Mädchen vom Fleck weg heiraten. […]
Montag, 31. 7., Rom Wir waren erst um 2:30 Uhr ins Bett gegangen und deshalb auf der Fahrt nach Catania ziemlich wackelig. Hinreißend, wie die Sizilianer ihre Pferde schmücken – eines der Pferde sah riesig aus, 1,80 oder 1,90 m. Es hatte einen herrlichen Federschmuck, wippte und nickte damit stolz umher. Viele Menschen sitzen draußen vor ihren Häusern auf ganz einfachen Küchenstühlen, die Fassade der Häuser ist von der Sonne ausgeblichen, rosa und grau, und sie schält sich ab. Zu unserer Überraschung ist Catania ziemlich groß, und wir haben lange gebraucht, um durch die Stadt durchzukommen. Hier in Sizilien sind Miniröcke nicht sehr verbreitet. Einmal, als wir in einer engen Straße anhalten mussten, war E.’s Rock so weit raufgerutscht, dass man ihre (zugegebenermaßen wunderbaren) Oberschenkel bis zur Hälfte sehen konnte, als ein junger Mann stehen blieb und vom Anblick so aufgegeilt war, dass ich dachte, er würde gleich hier, auf der Stelle, einen Orgasmus bekommen. E. war ziemlich darauf bedacht, ihren Rock nicht wieder runterzuziehen, bevor wir losgefahren waren. So konnten dem Spanner die ganze Zeit fast die Augen rausfallen. Heute Nacht wird er davon träumen.
Es war heiß in Rom. Wir trafen R. Wilson, der sich wie ein neuer Mensch benommen hat. Wir fuhren ins Studio und hatten ein ziemlich armseliges Mittagessen im Studio von Dino de Laurentiis mit Tiziani und J. Losey. Ich glaube, das wird noch ganz schön langweilig mit ihm werden.
[…] Heute übernachten wir im Grand Hotel – in der wohl luxuriösesten Suite, die ich je gesehen habe. Wir wohnen in der Königssuite, aber der Service ist alles andere als königlich.
AUGUST
Dienstag, 1. 8. Wir haben beschlossen, bis Freitag zu bleiben. Bis auf unser Handgepäck waren alle unsere Koffer auf dem Weg nach Genf, deshalb habe ich E. vorgeschlagen, mal bei Pucci einzufallen. Hat sie dann auch mit großem Erfolg gemacht. Ich wollte gerade meine Garderobe mit neuen Hemden, Socken und Shorts auffrischen, als Jane uns die Neuigkeit brachte, unsere Koffer seien wieder aufgetaucht. 181 E. durfte trotzdem weiter einkaufen.
Wir sind tagsüber drin geblieben. Ich fühlte mich elend, weil ich am Tag davor zu viel getrunken hatte. Ich hatte ein paar Martinis, die mir kurzzeitig geholfen haben, aber am Abend hatte ich immer noch das Zittern. Es ist heiß in Rom. Die Suite hat eine Klimaanlage, deshalb ist es angenehmer auf dem Zimmer als draußen. Morgen gehe ich raus und kaufe mir ein paar Bücher.
[…] Losey kam vorbei, um sich mit E. zu unterhalten. Sie kann es überhaupt nicht verbergen, wenn sie jemanden nicht leiden kann. Sie blickt dann ganz mürrisch und mit festem Blick in die Ferne. Und ihre Ausdrücke werden ein bisschen ordinär.
Wir machen beide gerade die Drinking Man’s Diet, sie scheint zu wirken. Anders als bei anderen Eiweiß-Diäten, bei denen man ständig Kalorien zählen muss, ist es hier viel einfacher, die Kohlenhydrate zu zählen. Außerdem darf man dabei ein paar Drinks nehmen. Wir werden noch ein paar Wochen so weiter machen.
Mittwoch, 2. 8. Was für ein grauenhafter, schrecklicher, aber irgendwie angemessener Tag. Mein ganzer Ärger und Missmut, mein blödes Verhalten – alles kam heute zusammen. Ich glaube, es liegt an der Stadt, an Rom. So ziemlich alles, was mir jemals Scheußliches passiert ist, ist in Rom passiert. Vielleicht hängt das mit der Höhenlage der Stadt zusammen. Sie liegt zu nah am Meeresspiegel. […]
Bis auf ein paar Stunden, in denen wir mit Mckenna und Merrill La Traviata aufgenommen haben, hat heute gar nichts geklappt. Ich habe mich kaum bewegt und trotzdem wie ein Ochse geschwitzt. Als ich mit den beiden M.’s und ihren Frauen zurück ins Hotel kam, haben wir ein paar Drinks getrunken, und dann haben Merrill und seine Frau uns zum Abendessen eingeladen. Elizabeth hat sich an der Bar wie eine Schlampe benommen, eine knallharte.
Später am Abend haben Elizabeth und ich uns gegenseitig beleidigt. Ich hab sie angeschrien, sie sei »gar keine Frau, eher ein Mann«, und sie hat zurückgeschrien, ich sei »ein kleines Mädchen«. Was sind wir doch für ein liebenswertes, hoffnungslos dekadentes Paar.
Ich bin wahnsinnig enttäuscht von mir selbst. Irgendetwas ist mir zum falschen Zeitpunkt durch den Kopf geschossen.
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