Die Tagebücher (German Edition)
meisten natürlich E.
Bevor ich heute Abend zu Bett ging, hat Pedro 187 mir einen Zettel zugesteckt. Claudye hatte ihn mir von der Küste zugeschickt. Darauf stand, dass Robin Marlowe sich an Gianni gewandt (Claudyes Freund) und nach einem Verhütungsmittel gefragt hatte, weil Michael und sie miteinander schlafen wollten! Gianni hat gesagt, dass sie wohl noch ein bisschen jung sei (sie ist 13) und wollte Michael sprechen (er ist 14), aber Michael wollte nicht. Ich bin auf geblieben, hab auf sie gewartet und ihnen gesagt, sie sollen sich hinlegen. Aber Nella hab ich aufgetragen, dass sie sie voneinander fernhalten soll, aber Tatsache ist natürlich, wenn sie’s machen wollen, machen sie’s. Und nichts und niemand wird sie davon abhalten. Vor ein paar Tagen hab ich Michael noch gesagt, er soll vorsichtig sein. Hoffentlich hält er sich dran.
Montag, 18. 9., Kalizma, Capo Caccia Es war ein ziemlich arbeitsreicher Tag. Haben trotz des Wetters sicher ungefähr dreieinhalb Minuten geschafft. […]
E. hat mit Michael wegen Robin gesprochen, M. war stinksauer auf Robin und erklärte: »Ich hab ihr gesagt, sie soll’s lassen.« Er blieb nachmittags alleine am Set, weil Robin wahrscheinlich beleidigt ins Hotel zurückgegangen war. Sie kam irgendwann zurück und M. war für den Rest des Tages zuckersüß zu seiner Mutter.
Mary Morgan, die Frau von W. John Morgan, kam von der gegenüberliegenden Seite der Insel herüber, wo sie zusammen mit einer Gruppe von Intellektuellen aus Oxbridge Ferien macht – einer davon heißt Love und einer schreibt für N. Statesman . 188 Sie sind langweilig, missgünstig, raffiniert, schnell beeindruckt und, ich vermute, zweitklassig und berechenbar. Ich hätte nach drei Minuten den Dialog, den sie in der restlichen Stunde, die ich noch mit ihnen verbrachte, für sie schreiben können.
[…] Es ist wirklich eine schwierige Aufgabe, jetzt zu entscheiden, was wir bezüglich der Schule für Liza und Maria tun sollen. Liza ist zehn Jahre alt und schlau. Maria ist sechseinhalb und langsam. Eine, die Letztere, nach London? Maria zu Ive und Gwen nach London auf eine Schule, über die ich gelesen habe, dass es dort eine Methode gibt, die langsameren Kindern mit ziemlich viel Erfolg etwas beibringt. E. ist ziemlich verzweifelt. Ich auch.
Dienstag, 19. 9. Wir haben wie die Tiere geschuftet und siebeneinhalb Minuten gedreht. Wir haben nach dreieinhalb oder vier Wochen schon zwei Drittel des Drehbuchs geschafft.
Heute haben alle über einen ziemlich gemeinen Zwischenfall gelacht, der Michael Dunn, dem Zwerg, passiert ist. Robbie, der Riesenschnauzer, hat ihn einfach umgehauen. Der Kleine hat’s mit Fassung getragen und den Hund Blödmann genannt.
E. hatte heute eine tolle Szene, in der sie sich fast die Lunge aus dem Hals gehustet hat. Alle waren schwer beeindruckt.
Heute kam Noël Coward an, der sehr alt und ein bisschen besoffen aussah und auch gleich weiter gesoffen hat. Es war uns beiden (unabhängig voneinander) ziemlich peinlich. Er hat E. mit Komplimenten überschüttet, ihr gesagt, wie wunderschön sie ist und was für eine brillante Schauspielerin. Ab und an hat er mir auch was zugeworfen. Er ist ein wirklich großzügiger Mann, aber es ist traurig, mit anzusehen, wie er die Feinheiten seines Humors verliert, aber vielleicht erzählt er nur immer wieder dasselbe, wenn er betrunken ist, genauso wie ich. Er bewegt sich wie ein alter Mann, aber dann ist mir eingefallen, dass er sich schon immer wie ein alter Mann bewegt hat. Mit seinem gebeugten Rücken und dem fehlenden Hals sieht er aus, wie ein gekrümmter, großer Mann, dabei ist er kein bisschen größer als ich. Er hat jetzt fast eine Glatze, und die Säcke unter seinen Augen lassen ihn noch asiatischer aussehen als zuvor. Er nennt sich selbst »die älteste chinesische Charakterdarstellerin der Welt«. Als er aus dem Flugzeug ausstieg, wurde er gefragt, wie seine Reise gewesen sei […], und er hat, während er sich zum Zoll vorschob, geantwortet: »Mein ganzes Leben war eine fantastische Komposition.« Er ist ein reizender Kerl. »Ich bin völlig verwirrt durch J. Heyman«, erklärt er. »Ich habe mit ihm telefoniert, wir haben uns geschrieben, und ich dachte, er wäre ein kleiner, haariger, schmieriger, jüdischer Herr, der immer fetter wird. Stattdessen treffe ich hier auf einen toll aussehenden Jüngling. Das ist vielleicht eine Enttäuschung!«
Wir haben bis circa 21 : 15 Uhr mit Noël, seinem Freund Graham Payn und seinem
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