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Die Tallinn-Verschwörung - Thriller

Die Tallinn-Verschwörung - Thriller

Titel: Die Tallinn-Verschwörung - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag
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schon tiefer in unser Geheimnis eingeweiht, als es je ein Außenstehender in den letzten fünfhundert Jahren gewesen ist.«
    »Also hält Ihre Gruppierung sich für eine Art Illuminaten! «, höhnte Feiling.
    »Denken Sie, was Sie wollen, aber halten Sie den Mund, vor allem Ihren Pavianen gegenüber. Einer von ihnen hat in den Neonazikreisen der Stadt damit angegeben, es sei etwas gegen die Sendlinger Moschee geplant. Hätte die Polizei rechtzeitig geschaltet, wäre Ihr erster großer Auftrag bereits der letzte gewesen. Nur zur Warnung: Sie und Ihr Haufen würdet eine Verhaftung nicht lange überleben.«

    Der Mann meint es ernst, fuhr es Feiling durch den Kopf, und zum ersten Mal seit langem empfand er, der seit zwanzig Jahren mit den Staatsorganen spielte wie der Igel mit dem Hasen, Angst. Er war auf einen Tiger aufgestiegen, und jetzt noch abzuspringen erschien ihm unmöglich. Ein kaum wahrnehmbares Geräusch ließ ihn hochschrecken, und er glaubte trotz des Dunkels den Lauf der Pistole zu erkennen, die der Sekretär auf ihn richtete. Wenn der Pfaffendiener schoss, würden ihm auch die drei Leibwächter nicht helfen können, die er im Umkreis der alten Kirche verteilt hatte. Seine Phantasie gaukelte ihm schon eine Schlagzeile vor, die am nächsten Tag die Zeitungen beherrschen würde. »Neonaziführer Feiling erschossen!«, stand da in blutroten Lettern, und allein die Vorstellung tat ihm weh.
    Er atmete tief durch und versuchte, die Gesichtszüge des Mannes im Schatten zu entziffern. »Und was fällt als Nächstes an?«
    »Es gibt in Schwabing eine kleine Aufgabe für Sie. Aber ich will saubere Arbeit sehen, verstanden?«
    Feiling nickte mit trockener Kehle und prägte sich die Details ein.

ZWÖLF
    T orsten suchte die zerstörte Moschee an jenem Morgen auf, an dem auch das zweite Minarett in Trümmern lag. Im Allgemeinen hatten er und seine Dienststelle mit solchen Terrorakten wenig zu tun. Dafür waren Kripo, BND und Verfassungsschutz zuständig. Ihn hatte nur die Neugier zu diesem Ort getrieben. Zunächst beobachtete er das Gelände von seinem gepanzerten Volvo aus, bis es einem der Beamten,
die über die Trümmer stolperten, zu dumm wurde und auf ihn zukam.
    Es handelte sich um Trieblinger, von dem Torsten in Neuperlach nicht gerade im besten Einvernehmen geschieden war. Als der Beamte ihn erkannte, verzog er das Gesicht zu einer ärgerlichen Grimasse. »Was wollen Sie denn hier?«
    »Dasselbe wie die dort, nämlich gaffen!« Torsten wies auf die Menschenknäuel, die sich um die Absperrung ballten. Einige trugen Plakate, auf denen die PKK, die Grauen Wölfe, die Neonazis und ein Dutzend weiterer Organisationen einschließlich des israelischen Mossad und der CIA für den Anschlag verantwortlich gemacht wurden.
    »Die könnten mit ihrer Zeit auch etwas Besseres anfangen, als uns zu behindern«, blaffte Trieblinger, der nicht so recht wusste, wie er den MAD-Mann behandeln sollte.
    »Und? Habt ihr heute endlich Spuren gefunden? Immerhin wolltet ihr, wie ich gestern in der Zeitung gelesen habe, das Gelände Tag und Nacht bewachen.« Torsten traf ins Schwarze, denn Trieblingers Miene verriet ihm, dass die an der Untersuchung Beteiligten im Dunkeln tappten.
    »Während einer laufenden Ermittlung darf ich nichts preisgeben!« Trieblinger hoffte, sich so aus der Affäre gezogen zu haben, und wandte sich zum Gehen.
    Doch Torstens Frage nagelte ihn fest. »Was haben Sie inzwischen über den Mord an meiner Freundin herausgefunden? «
    Der Beamte drehte sich mit einer Miene zu Torsten um, als habe er es mit einem Schwachsinnigen zu tun. »Unsere Untersuchung schließt ein Fremdverschulden am Tod Andrea Kirschbaums aus. Aber wenn wir schon die Möglichkeit eines Mordes ins Auge fassen wollen: Wo waren denn Sie in der Nacht, in der es geschah?«
    Das kam so von links außen, dass Torsten am liebsten aus
dem Wagen gesprungen wäre und den Kripomann niedergeschlagen hätte. Er beherrschte sich jedoch und musterte Trieblinger verächtlich. »In der Nacht war ich in der Feldafinger Kaserne. Sie können dort nachfragen. Die Wache am Tor schreibt jeden auf, der kommt oder das Gelände wieder verlässt – mit Datum, Uhrzeit und Videoüberwachung.«
    Trieblinger biss die Zähne zusammen. Anstatt beim MAD nachzufragen, konnte er sich genauso gut von einer Wahrsagerin die Karten legen lassen. Das Ergebnis würde genauer sein. Die Brüder beim Bund hielten dicht, wenn es gegen einen der ihren ging. In dem Bewusstsein, dass er auch

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