Die Tallinn-Verschwörung - Thriller
bestehen.« Die letzten Worte galten dem Sprengsatz, den Wagner fein säuberlich entschärft hatte. Er packte die Einzelteile getrennt ein und erklärte, er würde einen Wagen schicken, der das Zeug abholen sollte.
»In letzter Zeit knallt es verdammt oft. Gestern Nachmittag ist in Unterföhring ein Auto hochgegangen. Vermutlich Feilings Fluchtwagen, denn er war auf einen seiner Sympathisanten zugelassen.«
»Spuren?«, fragte Torsten.
Wagner schüttelte den Kopf. »Bis jetzt keine. Aber wie ich schon sagte, ist das die Sache der Leute vom Verfassungsschutz.
Sie lassen die Finger davon, verstanden? Wo war ich eben? Ach ja, bei den Sprengstoffattentaten. Die Polizei hat vor kurzem einen Anschlag auf die Wieskirche verhindert. Die Bombe hätte ausgereicht, das Gebäude in Stücke zu reißen. Unsere Kollegen vom Verfassungsschutz haben ein Bekennerschreiben in arabischer Sprache dort gefunden. Angeblich steckt eine bis jetzt unbekannte Gruppierung namens Islamische Rachebrigade der Garde des Propheten dahinter.«
»Scheint getürkt zu sein – wenn ich Ihre Miene richtig interpretiere«, antwortete Torsten mit einem bissigen Auflachen.
»Ich werde nicht fürs Glauben bezahlt, sondern fürs Wissen. Bevor ich keinen handfesten Verdacht habe, zweifle ich alles an. Sie sollten das auch tun, denn dann würden Sie gesünder leben.« Wagner sah Torsten kopfschüttelnd an und zog dann eine Speicherkarte aus der Tasche.
»Ich darf doch Ihren Computer benützen?« Ohne eine Antwort abzuwarten, trat er an das Gerät, schaltete es ein und steckte das kleine Plastikrechteck in den Kartenleser.
»Sehen Sie genau hin!«, erklärte er, während er das passende Programm hochfuhr.
Kurz darauf erschien der überfüllte Marienplatz auf dem Bildschirm, so wie Torsten ihn in Erinnerung hatte.
Claudi, die sich an ihn gedrängt hatte, quietschte auf. »Das bin ja ich!«
Jetzt erkannte Torsten sie auch. Sie stand mit Jürgen zusammen in einer kleinen Gruppe glatzköpfiger Burschen, die so aussahen, als wünschten sie sich an jeden anderen Ort der Welt. Im nächsten Moment schob sich eine große, breitschultrige Gestalt durch die Masse und kam auf die Gruppe zu.
Torstens Augen sprühten Feuer. »Das ist Kobner!«
»Genau der – und dort sind Sie!« Wagners Finger stach nach vorne und zeigte auf die Stelle des Bildschirms, auf der eben Torsten auftauchte. Noch in derselben Einstellung griff Kobner unter seine Jacke, holte die Pistole heraus und zielte auf ihn.
Dann konnte man sehen, wie Claudi Kobners Arm hochzuschlagen versuchte. Im nächsten Moment sank die Türkin zusammen. Gleichzeitig zog Torsten schnell die Waffe und schoss zweimal gezielt auf Kobner.
»Eine gute Aufnahme, Herr Major. Da war ausnahmsweise mal eine Überwachungskamera richtig postiert«, befand Torsten mit leisem Spott.
»Es gab Dutzende Überwachungskameras, die den Demonstrationszug aufzeichnen sollten. Die Polizei und unsere Kollegen vom Verfassungsschutz werten sie derzeit aus. Diese Aufnahme hat sie natürlich am meisten interessiert. Verdammt, Renk, ich hatte Sie davor gewarnt, in der Gegend herumzuballern!« Wagner funkelte seinen Untergebenen wütend an, wirkte dabei aber eher hilflos.
Torsten Renk ließ die geballte Faust in die offene Hand klatschen. »Auf dieser Aufnahme ist deutlich zu sehen, dass ich nicht als Erster geschossen habe!«
»Das rettet Ihnen vorerst den Hals. Hauptkommissar Trieblinger ist zwar außer sich vor Wut, aber selbst er konnte nicht abstreiten, dass Sie in Notwehr gehandelt haben. Er hätte Sie sonst eingebuchtet, bis Sie schwarz werden.«
»Ich weiß, ich bin sein besonderer Liebling«, antwortete Torsten grinsend.
»Sie sollten ihm so schnell nicht mehr über den Weg laufen. Er wollte Sie nämlich persönlich verhören, aber diesen Zahn habe ich ihm gezogen. Er bekommt den Bericht, den Sie über diese Sache schreiben werden, und damit hat es sich. Aber Sie werden in Zukunft die Pfoten von dieser Sache lassen.
Das ist ein Befehl! Sie haben Hausarrest, bis mir einfällt, was ich mit Ihnen anfangen soll!« Wagners Stimme klang scharf, und Torsten war klar, dass sein Vorgesetzter es todernst meinte.
»Ich habe verstanden, Herr Major!«
»Da bin ich mir nicht ganz so sicher, aber Sie werden machen, was ich Ihnen sage.«
»Einkaufen werde ich aber wohl noch dürfen?«, fragte Torsten trocken.
Wagner fuhr herum, doch bevor er etwas sagen konnte, mischte Claudi sich ein.
»Das tue ich gerne für dich, Torsten.«
Wagner
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