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Die Tallinn-Verschwörung - Thriller

Die Tallinn-Verschwörung - Thriller

Titel: Die Tallinn-Verschwörung - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag
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musste nur Jürgens Miene ansehen, um zu wissen, wie der Hase lief. »Wie sind Sie eigentlich an die beiden hier gekommen, Renk?«
    »Ich habe sie als Zeugen mitgenommen, damit sie meine Aussagen im Notfall bestätigen können.«
    »Das stimmt nicht!«, rief Claudi. »Torsten hat uns gerettet, denn die Schwarzköpfe wollten uns in Stücke reißen.«
    Wagner wandte sich an seinen Untergebenen. »Was wollen Sie mit den beiden anfangen?«
    Auf Torstens Gesicht erschien ein hinterhältiges Lächeln. »Darüber wollte ich mit Ihnen reden, Herr Major. Eines ist klar: Zu ihren früheren Freunden können sie nicht mehr zurück. Am besten statten wir sie im Rahmen eines Zeugenschutzprogramms mit einer neuen Identität aus und stecken sie erst einmal für zwölf Jahre in die Bundeswehr.«
    »Igitt!«, rief Claudi aus.
    Auch Jürgen schüttelte den Kopf. »Dorthin gehe ich nicht. Da sind etliche Mitglieder aus der nationalen Kameradschaft, die mich kennen. Die würden mir eine Kugel verpassen, bevor ich A sagen kann. Da gehe ich lieber zu den Franzosen in die Fremdenlegion. Bei denen ist wenigstens was los.«

    »Tu dir keinen Zwang an!«, spottete Torsten. »Aber du musst eines bedenken: Bei denen geht es härter zu als bei uns, und wenn es knallt, sind die immer vorneweg. Außerdem sind dort ebenfalls frühere Freunde von dir, nämlich die, denen unsere Leute zu dicht auf den Fersen waren. Dort kannst du nicht sicher sein, ob dich eine Kugel von vorne oder von hinten erwischt. Außerdem richten wir dich so her, dass dich keiner deiner alten Kumpels mehr erkennt.«
    Jürgen begann zu überlegen. Zu seinen alten Freunden konnte er nach den Ereignissen auf dem Marienplatz nicht mehr zurück. Daher gefiel ihm die Idee, sich einer der härtesten Militäreinheiten der Welt anzuschließen. Andererseits fürchtete er den mörderischen Drill in der Fremdenlegion, und noch mehr Angst hatte er vor der unbekannten Sprache. In der Bundeswehr gab es ebenfalls Spezialeinheiten, und bei denen würde er unter Landsleuten sein.
    »Also, wenn ihr es schafft, dass mich keiner meiner alten Kameraden erkennt, mache ich es«, sagte er zögernd.
    Torsten klopfte ihm auf die Schulter. »Keine Sorge, mit etwas längeren Haaren, einer kleinen Gesichtsoperation und ohne deine Tätowierungen erkennt dich nicht einmal deine Mutter wieder.«
    Wagner machte ein Gesicht, als würde er den Leutnant am liebsten fressen, nickte aber. »Das ist keine schlechte Idee. Der Bursche könnte uns helfen, schwarze Schafe in unseren Reihen zu entlarven.«
    »Braune Schafe, Herr Major«, korrigierte ihn Torsten.
    »Ich bin kein Verräter«, brummte Jürgen störrisch.
    Torsten packte ihn und zog ihn so herum, dass er ihm in die Augen schauen musste. »Verdammt, du gehörst jetzt zu unserem Verein! Da wäre es Verrat, wenn du unsere Gegner in Schutz nehmen würdest.«
    »Jetzt machen Sie den Burschen nicht kopfscheu. Das
kriegen wir schon hin! Das Mädchen ist allerdings ein Problem. « Wagner überlegte, ob er Claudi bei Torsten lassen konnte.
    Der aber dachte nicht daran, ihm diesen Gefallen zu tun. »Wieso Problem? Es gibt doch auch bei uns genug Frauen in der Armee!«
    »Aber ich bin erst sechzehn!«, rief Claudi empört.
    Torsten legte ihr lachend den Arm um die Schulter. »So wie du aussiehst, gehst du als Achtzehnjährige durch. Stell dir vor, du kannst dann zwei Jahre früher als die anderen in den Ruhestand treten und hast noch was von deiner Pension. Oder bist du zu eitel, um dich zwei Jahre älter zu machen?«
    Wagner schüttelte in komischer Verzweiflung den Kopf. »Das ist wohl unsere Aufgabe, mit neuen Pässen und so weiter. Renk, Sie soll der Teufel holen! Aber was soll’s! Wir kümmern uns um die zwei. Ich schicke nachher einen Wagen mit Leuten, die den Sprengstoff holen sollen, und die werden die beiden gleich mitnehmen. Ihnen aber befehle ich noch mal, diese Wohnung nicht zu verlassen, bevor ich es Ihnen ausdrücklich gestatte. Wenn Sie Hunger haben, können Sie den Pizzaservice anrufen.«
    »Aber erst einmal gehe ich los, um Semmeln und Salami fürs Frühstück zu holen«, rief Claudi und lief aus der Wohnung, ehe sie jemand aufhalten konnte. Wagner folgte ihr beinahe auf dem Fuß, doch da sie bereits mit dem einzig vorhandenen Lift in die Tiefe fuhr, musste er warten, bis die Kabine wieder nach oben kam.

DREIUNDZWANZIG
    A ls Graziella erwachte, wusste sie zunächst nicht, was mit ihr geschehen war. Ihr war übel, der Hals tat ihr weh und sie bekam

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