Die Tallinn-Verschwörung - Thriller
müsstest, würdest du arm werden«, erklärte sie selbstzufrieden.
Torsten streckte sich, bis seine Knochen krachten, und
schüttelte seufzend den Kopf. »Vielleicht könntest du mir erzählen, was du herausgefunden hast. Ich habe nämlich nicht das Geringste begriffen.«
»Das unterscheidet nun einmal einen normalen Menschen von einem Genie!«
Torsten ließ sich nicht provozieren, sondern forderte sie auf, mit Fakten herauszurücken.
Sie deutete mit einer großen Geste auf die Notizzettel. »Ich bin deinen Informationen nachgegangen, habe sie miteinander in Verbindung gebracht und ein paar Wahrscheinlichkeitsberechnungen angestellt. Hier ist das Ergebnis.«
»Das musst du mir erklären«, sagte Torsten, der nur eine verwirrende Fülle von Zahlen vor sich sah.
»Wie war das mit dem Genie?«, stichelte Petra. »Als Erstes habe ich gefragt, wohin Feiling und Hoikens verschwunden sein könnten. Italien hat hier eine Wahrscheinlichkeit von achtundsechzig Prozent.«
Torsten nickte erleichtert, obwohl Petra ihm damit nichts Neues sagte. Er hätte darauf gewettet, dass die beiden dorthin geflohen waren. In Italien existierte die größte rechtspopulistische Bewegung von ganz Europa.
Unterdessen setzte Petra ihre Erklärungen fort. »Weiter habe ich gefragt, ob all diese Anschläge und Aktionen von Feiling und seinen Leuten ohne Einfluss von außen durchgeführt werden konnten. Das wird mit fast achtzig Prozent verneint.«
»Es steckt also jemand anderes dahinter.«
»So sieht es aus.« Petra wies auf eine andere Zahlenkolonne. »Ich habe nachgefragt, um welche gesellschaftliche Gruppen es sich handeln könnte. Die höchste Wahrscheinlichkeit haben kirchliche Kreise. Das Ergebnis liegt dabei bei vierundzwanzig Prozent. Es steigt auf fünfundvierzig, wenn man es auf die konservativsten Gemeinschaften der Kirche
eingrenzt. Allerdings kommt selbst Opus Dei nicht einmal auf dreißig Prozent, und das auch nur, wenn man sich auf die Betonköpfe dieser Gruppierung fokussiert.«
»Was ist noch konservativer als Opus Dei?«, fragte Torsten verwirrt.
Petra strahlte ihn triumphierend an. »Das habe ich mich auch gefragt und eine entsprechende Suchaktion durchgeführt. Es gibt mindestens ein Dutzend Gruppierungen in der katholischen Kirche, die so tiefschwarz sind, dass die Leute von Opus Dei schon als liberal gelten können. Die meisten von denen würden jedoch eine Zusammenarbeit mit Ratten wie Feiling kategorisch ablehnen.«
Torsten sah sie gespannt an. »Und wie viele würden das nicht tun?«
»Zwei oder drei, aber die sind so unbedeutend, dass Feiling nicht einmal den kleinen Finger für sie rühren würde. Aber ich habe etwas anderes entdeckt.« Petra rief ein anderes Fenster auf und zeigte auf zwei Worte.
»Filii Martelli«, las Torsten.
»Die Söhne des Hammers! Ein Orden, der angeblich im zwölften oder dreizehnten Jahrhundert gegründet und vom damaligen Papst wieder aufgelöst wurde. Das Tollste an diesem angeblich aufgelösten Bund aber ist, dass er anscheinend heute wieder existiert.«
Torsten schüttelte verwirrt den Kopf. »Wie kommst du darauf?«
»Das sagt mir mein Verstand. In den letzten Wochen ist die Internetseite des Vatikans, die Informationen über diese Gruppierung enthält, mehrfach aufgerufen worden. Außerdem habe ich noch etwas anderes entdeckt. Während der Türkenkriege wurden mehrere Feldherren wie Prinz Eugen, Markgraf Ludwig von Baden oder Jan Sobieski von ganz speziellen kirchlichen Kreisen als wahre Söhne des Hammers
bezeichnet, die sich ihren Vorgängern würdig erwiesen hätten. Wenn die Söhne des Hammers damals noch ein Begriff gewesen sind, könnten sie es auch heute noch sein.«
Petra stöhnte theatralisch, um zu demonstrieren, wie mühsam es sei, nach den langen Stunden am Computer auch noch Vorträge halten zu müssen. Sie trank einen Schluck Wasser und stand dann auf. »So, das muss für heute reichen. Ich bin so müde, dass ich vierundzwanzig Stunden durchschlafen könnte.«
»Nimm das Bett! Ich lege mich auf die Luftmatratze.« Torsten war zu angespannt, um an Schlaf zu denken, wollte aber auf Petra Rücksicht nehmen. Während diese kurz im Badezimmer verschwand und sich dann hinlegte, begann er die erhaltenen Daten zu ordnen.
»Die Söhne des Hammers!« Torsten wusste nicht, was er von diesem Begriff halten sollte. Jedenfalls passten die Einzelteile zusammen. Da die Gruppierung als Ritterorden für den Krieg im Heiligen Land gegründet und später während der
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