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Die Tallinn-Verschwörung - Thriller

Die Tallinn-Verschwörung - Thriller

Titel: Die Tallinn-Verschwörung - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag
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das er als Unterkunft ausgesucht hatte.
    Einer der jungen Männer, die sich seinetwegen eine andere Schlafstatt suchen mussten, ballte die Fäuste und drehte sich zu einem Kameraden um. »Am liebsten würde ich diesen aufgeblasenen Wicht heute Nacht heimsuchen und ihn mit einem Zeltpflock vögeln!«
    Renzo hatte die Worte vernommen und warf dem Burschen einen warnenden Blick zu. Dann befahl er einem anderen Kameraden, den Leihwagen des Priesters wegzubringen und von einem anderen Verleiher ein unauffälligeres Gefährt zu besorgen.

FÜNF
    D er Moment, in dem Graziella gehofft hatte, die jungen Männer würden ihr helfen, war vorüber. Während sie zu Don Batistas Zelt geführt wurde, versuchte sie, sich so viel wie möglich von der Umgebung einzuprägen. Das Zeltlager musste sich in einem abgelegenen Winkel der Abruzzen befinden, sonst wäre es zu leicht zu finden gewesen. Das Tal, in dem es lag, war von schroffen Felsen umgeben, und die einzige Straße, die hier heraufführte, war eine üble Schotterpiste, und jedes Schlagloch hatte sie einzeln gespürt. Sie hatte auch keinen Hinweis darauf, wo sie sich befand, denn die letzten Dörfer waren ihrem Gefühl nach bereits vor Stunden hinter ihnen zurückgeblieben, und von denen hatte sie kein einziges gekannt.
    Die beiden Männer setzten sie auf eine der vier Luftmatratzen und gingen auf einen Wink des Priesters wieder hinaus.
Als der Eingang des Zeltes zufiel, nahm Don Batista auf einer anderen Luftmatratze Platz und durchbohrte sie eine Weile mit seinen Blicken, als wolle er damit ihren Willen brechen.
    Nach einer Weile gab er sein Schweigen auf. »Es wäre besser für dich zu reden.«
    Graziella glaubte ihm kein Wort. Wenn der Mann von ihr erfahren hatte, was er wissen wollte, würde er sie umbringen. Das hatte ihr der Mordanschlag auf ihren Großonkel bewiesen. Innerlich klammerte sie sich an den Gedanken, der alte Herr könnte die Pralinen nicht erhalten oder aus einem unerfindlichen Grund verschmäht haben. Aber viel Hoffnung hatte sie nicht. Don Batista musste ebenso wahnsinnig sein wie Winter, anders konnte sie sich seine Handlungsweise nicht erklären. Allerdings hatten Mord, Intrigen und Gewalt die Geschichte des Christentums seit den ersten Tagen geprägt, und sie fragte sich, ob der sanftmütige Prediger aus Galiläa dies vorausgesehen hatte.
    Graziella schüttelte sich innerlich und blickte Don Batista an, der ihr nun eine Vielzahl von Fragen stellte, obwohl sie ihm wegen des Knebels keine Antwort geben konnte. Offensichtlich wollte er ihr damit zeigen, dass sie sich völlig in seiner Gewalt befand. Er schien seine Macht über sie zu genießen, und das machte ihr am meisten Angst.
    »Hast du alles verstanden?«
    Graziella zog die Schultern hoch und sah Don Batista wie erstaunt an. Obwohl er sie nicht berührte, wurde ihr bei seinem Anblick übel. Das lag nicht daran, dass sie ihn für homosexuell hielt, sondern an dem Gedankengut, welches er vertrat und das in ihren Augen dem Sinn und auch den Lehren der heiligen Kirche Hohn sprach.
    »Ich nehme dir jetzt den Knebel ab, und dann wirst du reden!«

    Don Batista erntete ein Kopfschütteln. Sollte er sie schlagen, konnte ihr das sogar nützen. Ein Teil der jungen Männer hatte so ausgesehen, als würden sie rebellieren, wenn sie sie schreien hörten, und vielleicht würden einige von ihnen ihr sogar helfen zu fliehen.
    Ihr Entführer löste das Tuch, mit dem der Knebel in ihrem Mund gehalten wurde, zog sich sofort wieder zurück und wischte die Hand, mit der er sie berührt hatte, an einem Hemd ab, das einer der früheren Bewohner des Zeltes zurückgelassen hatte. Dann starrte er sie drohend an.
    »Wo sind die übrigen Aufzeichnungen versteckt, die du bei Rocchigiani gestohlen hast?«
    Graziella würgte den Rest des Knebels aus. »Dort, wo du sie niemals finden wirst!«, fauchte sie und hoffte, er käme nicht auf den Gedanken, den Schrank mit den Geheimfächern in der Bibliothek ihres Großonkels zu untersuchen.

SECHS
    P etra Waitl blieb die Nacht über bei Torsten und erwies sich auf ihre Art als ähnlich anstrengend wie Jürgen und Claudi. Bis in die frühen Morgenstunden hockte sie am Computer und schien ihren Gastgeber als bessere Hilfskraft anzusehen. Torsten durfte Notizen für sie machen und sie mit Wasser, Tee und weiteren Broten versorgen. Erst als im Osten bereits der erste Schimmer des neuen Tages aufleuchtete, schaltete sie den Computer ab und rieb sich müde die Augen.
    »Wenn du das bezahlen

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