Die Tallinn-Verschwörung - Thriller
Kardinal Winter beizustehen. Da er die Frau jedoch nicht in diesem Lager lassen konnte, musste er sie einem seiner Vertrauten übergeben.
Sein Ärger auf Graziella brachte ihn auf den Gedanken, nicht den Archivar Lodovico auszusuchen, sondern Gianni, der mit seiner Vorliebe für geblümte Hemden auffiel. Der Mann war ganz scharf darauf, dem Weibsbild handgreiflich klarzumachen, dass eine Frau dazu geschaffen war, Männern zu Willen zu sein. Doch bevor er sie diesem Bullen übergab, wollte er ihr noch eine letzte Chance geben.
»In ein paar Stunden werden sich unsere Wege trennen. Du würdest dir vieles ersparen, wenn du jetzt redest.«
Ihr wütendes Kopfschütteln war eindeutig.
Ohne sich weiter um seine Gefangene zu kümmern, verließ Don Batista das Zelt und winkte Oberst Renzo zu sich. »Bald werden Gianni und ein weiterer Kamerad kommen. Sobald sie da sind, schicken Sie sie zu mir.«
»Mir wäre es lieber, Gianni würde nicht mehr hierherkommen. Ich habe nicht viel für den Mann übrig!« Renzo dachte daran, wie oft er mit diesem Menschen aneinandergeraten war. Gianni konnte seine Pfoten nicht von den Freundinnen seiner Kameraden lassen, und das führte immer wieder zu Stunk im Lager.
»Gianni wird nicht lange bleiben. Inzwischen könnte sich
jemand um die Gefangene kümmern. Die hat heute Nacht ins Höschen gemacht und stinkt zum Gotterbarmen. Zwei Ihrer Leute sollen sie aus dem Zelt holen und dort drüben waschen!«
Renzo hob abwehrend die Hände. »Vor allen Männern?«
»Da es sich um disziplinierte Soldaten unserer Bewegung handelt, wird es ihnen wohl nichts ausmachen.«
In Don Batistas Stimme lag so viel Hohn, dass Renzo ihm am liebsten einen Schlag versetzt hätte. Er verstand nicht, wieso Fiumetti ein Bündnis mit diesen klerikalen Fanatikern hatte eingehen können. Er selbst war für eine ehrliche Auseinandersetzung mit den Fäusten und liebte große Aufmärsche mit begeisternden Reden. Die Heimlichkeit, die mit Don Batista und den anderen Pfaffen Einzug gehalten hatte, war ihm zuwider. Doch solange die Anführer der Bewegung dieses Bündnis guthießen, musste er sich daran halten.
Kochend vor Wut wandte er sich um und wies zwei seiner Männer an, die Gefangene aus dem Zelt zu holen. »Passt aber auf. Unser Freund hier hat sie in der Nacht nicht zur Toilette gehen lassen.«
Der Priester konterte gelassen: »Zieht das Weibsstück aus, spritzt es mit einem Wasserschlauch ab und steckt es in Hemd und Hosen aus euren Beständen.«
»Sollen wir einen ganz speziellen Schlauch zum Abspritzen nehmen?«, fragte einer anzüglich und griff sich dabei in den Schritt.
»Halt die Schnauze!«, fuhr Renzo ihn an.
Der Oberst konnte jedoch nicht verhindern, dass mehrere seiner Leute Graziella aus dem Zelt zerrten, ihr die Fesseln lösten, den Knebel abnahmen und sie trotz aller Gegenwehr bis auf die Haut auszogen. Ein anderer brachte eine Kompressorpumpe und einen Wasserschlauch und spritzte sie unter dem Gejohle seiner Kameraden von oben bis unten
ab. Sie verkrampfte sich und wand sich vor Verlegenheit. So gedemütigt zu werden, hatte sie sich in ihren schlimmsten Albträumen nicht vorstellen können. Aber sie wollte sich nicht schwach zeigen und kämpfte gegen ihre Tränen an. Die Angst vor dem, was danach mit ihr passieren würde, schnürte ihr fast die Luft ab. Als die Männer von ihr abließen, war Graziella wieder sauber, aber ihre Haut brannte, als habe man sie ihr abgeschält.
Die ganze Mannschaft sah dabei zu und gab johlend ihre Kommentare dazu ab. Einer der Burschen wandte sich grinsend an Don Batista. »Sie haben ein bildhübsches Mädchen bei sich, obwohl Sie selbst nichts damit anzufangen wissen. Bei diesem Hintern und dem Busen werden einem ja direkt die Hosen zu eng.«
Er zupfte an der besagten Stelle, während Renzo die Sache zu dumm wurde. Er scheuchte die Kerle zurück und reichte Graziella ein paar Kleidungsstücke.
»Zieh dich an!«
Graziella schlüpfte so rasch in die Hose und das olivfarbene Unterhemd, als würde der Stoff ihr eine gewisse Sicherheit bieten. Beides war zu groß, und da man ihr keine Unterwäsche gegeben hatte, rieb der harte Stoff zwischen ihren Beinen. Trotzdem war sie froh, nicht mehr nackt vor den Kerlen stehen zu müssen.
Die Ankunft zweier Autos beendete das Zwischenspiel. Renzos Männer rannten scheinbar kopflos auseinander, da begriff Graziella, dass die meisten Pistolen oder Schnellfeuergewehre holten, um auf einen Angriff vorbereitet zu sein. Es handelte
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