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Die Teeprinzessin

Titel: Die Teeprinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbj Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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nur diese Span-ge sein? Sie wird mir doch nicht einfach vor die Füße ge-fal-len sein?«
    Hoch oben über ihnen hatte Anton endlich verstanden, dass er die Spange suchen und hinabwerfen sollte. Betty hörte das Anreißen eines Zündholzes, dann zeugten der schwache Schein eines flackerndes Lichtes und der muffige Duft verbrannten Fetts davon, dass er eine Talgkerze angesteckt hatte, um besser sehen zu können. Anscheinend rutschte er jetzt auf den Knien über den Boden, um die Spange zu finden. Wie gut, dass der alte Asmussen etwas schwerhörig ist, dachte Betty. Hoffentlich beeilte Anton sich und warf die Haarspange in einem Moment nach unten, in dem sein Vater in eine andere Richtung sah! Aber warum dauerte es so lange? Was um alles in der Welt machte er da oben?
    »Hier unten ist jedenfalls keine Haarspange!«, trompetete der alte Asmussen nun und sein Gesicht rötete sich noch mehr. »Damit steht fest, dass du da oben mit aufgelöstem Haar gesessen hast. Was in Dreiteufelsnamen hast du in diesem Aufzug da oben mit meinem Sohn getrieben? Denkst du etwa, ich hätte nicht gemerkt, dass du in einem Alter bist, wo manche Mädchen schon herumpoussieren? Ich habe ja nichts dagegen, wenn ihr beiden euch später mal bekommt, ganz im Gegenteil, wenn ich das so sagen darf, aber doch noch nicht jetzt!« Er merkte selbst, dass er zu weit gegangen war, und räusperte sich in sein riesiges seidenes Taschentuch. »Du bist im vergangenen Winter erst vierzehn Jahre alt geworden! Wir sind hier doch nicht bei den Hottentotten!«
    »Aber mein Herr!« Der junge Kaufmann sah den alten Teehändler strafend an.

    Betty schluckte. Oben heulte Anton fast unhörbar vor sich hin. Was sollte sie nur tun? Und wie sah sie aus? Vorn war das Kleid vom Herumrutschen auf dem Zwischenstock voller Staub. Nun bemerkte sie auch noch, dass eine der engen Nähte in der Taille des Kleides geplatzt war. Das musste wohl geschehen sein, als der junge Kaufmann sie aufgefangen hatte. Sie spürte, wie sie bis zum Haaransatz errötete. Gut, dass Asmussen und sein Gast offenbar nicht gesehen hatten, dass man an dieser Stelle bereits einen Blick auf ihr Unterhemdchen werfen konnte. Betty wäre am liebsten vor Scham im Boden versunken. Schon kullerte eine Träne über ihre Wange und tropfte auf ihren nackten Hals.
    Der junge Kaufmann sah sie erschrocken an. Dann machte er plötzlich eine kleine Drehung, bückte sich blitzschnell und zauberte im Herumdrehen einen kleinen Gegenstand aus der Tasche seines Übermantels. Er legte ihn mit einer leichten Bewegung auf den Boden und hob ihn gleich darauf selbst wie der auf. »Ach, da ist sie ja, die verlorene Haarspange. Bitte sehr, junge Dame. Verzeihen Sie mir, dass ich sie nicht gleich gefunden habe. Wo hab ich nur meine Augen? Die Spange lag hier unter dem Tisch!« Er sah sie bedeutungsvoll an.
    Betty hatte schon Luft geholt, um ihm zu erklären, dass das nicht ihre Spange war und dass sie keinesfalls von einem Fremden irgendeinen Gegenstand entgegennehmen würde, da hatte er mit einer Hand ihre Haare ergriffen, sie nach hinten in den Nacken geschlungen und mit einer einzigen schnellen Bewegung mit der Spange befestigt. »Sie gestatten doch!« Sie hatte gar nicht die Zeit, irgendetwas zu gestatten.
    Er nickte ihr kurz zu und wendete sich sofort wieder Asmussen zu. »Was halten Sie nun von dem Tee?«
    Asmussen rieb sich den grauen Bart. »Also wenn das so ist, Betty, dann ist das wohl doch alles so weit in Ordnung. Und
nun nimm deinen heulenden Freund Anton von da oben und lasst euch nicht wieder beim Lauschen auf dem Zwischenboden erwischen! Oder wobei auch immer!« Er grummelte. »Und renne hier nicht im weißen Kleid herum, wenn das schon kein Nachthemd ist. Du bist doch keine Braut. Noch nicht, mein Kind! Ich möchte dich doch sehr darum bitten, die übliche Reihenfolge einzuhalten. Wenn dein Vater dich so sieht, bekommt er einen Herzkasper!«
    »Den haben Sie ja nun schon fast bekommen, Mister Asmussen«, entgegnete der junge Mann noch, bevor Betty den Mund aufmachen konnte. Betty schob die Tür auf und lief ins Freie, ohne ihn noch einmal eines Blickes zu würdigen.
    Durch den schmalen Gang zwischen den Häusern erreichte sie die Laube auf der anderen Seite der Silberschmiede. Hier glänzte immer noch der morgendliche Tau auf den Blüten der Kapuzinerkresse, die violetten Wicken, die sich an der Laube hinaufkringelten, öffneten eben ihre Blüten. Poffmanntje, der alte schwarze Kater, stolzierte mit angewidertem

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