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Die Teerose

Die Teerose

Titel: Die Teerose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Donnelly
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Onkel ein Trinker, der seit Monaten nicht mehr gearbeitet hat. Die Bank hat seinen Laden gepfändet und will ihn versteigern lassen. Ich hab einen Termin beim Bankdirektor, um zu sehen, ob ich ihn übernehmen kann. Ich hab bereits zuviel von meinem eigenen Geld reingesteckt, um die Gläubiger auszuzahlen. Vielleicht für nichts. Möglicherweise wirft mich die Bank raus.«
    »Ich verstehe.«
    »Wie läuft’s bei dir?«
    »Hervorragend!« sagte er strahlend. »Ich finde nirgends eine Wohnung, und ich finde keine Räume für meine Galerie. Alles ist zu klein, zu schäbig oder zu teuer. Und vor einer Stunde habe ich ein Telegramm bekommen, daß alle Gemälde, die ich gekauft habe – mein ganzes Vermögen – in Le Havre auf ein falsches Schiff verladen und nach Johannesburg geschickt wurden. Nach Afrika! Es dauert Ewigkeiten, bevor sie wieder hier sind. Mein Hotel ist laut. Das Essen ist schrecklich. Und der Tee ist unsäglich. Ich verstehe die Menschen in dieser verdammten Stadt nicht. Sie sprechen kein Englisch. Zudem sind sie entsetzlich unhöflich.«
    Fiona grinste ihn an. »Ich hasse New York«, sagte sie.
    »Ich auch. Ich verabscheue diese blöde Stadt«, antwortete er, ebenfalls grinsend.
    »Aber als wir vom Schiff gestiegen sind, hast du gesagt …«
    »Vergiß, was ich damals gesagt habe. Da war ich im Delirium.« Er legte den Arm um ihre Schultern.
    »Ach, Nick«, seufzte sie und lehnte den Kopf an ihn. »Was für ein Schlamassel.«
    »Das kannst du laut sagen.«
    Sie sah zu ihm auf. »Was sollen wir tun?«
    »Uns einen Schampus genehmigen, aber sofort. Das ist das einzige, was dagegen hilft.«
    Fiona nahm seinen Korb, stellte ihn in den Laden und erklärte ihm, daß sie nach nebenan gehen müsse, um herauszufinden, wo man Farbe kaufen konnte. Er sagte, er würde sie begleiten. Als sie vor der Tür standen, hörten sie einen lauten Wortwechsel – eine männliche Stimme mit amerikanischem und eine weibliche mit italienischem Akzent. Es klang, als stritten sie. Fiona wollte gerade anklopfen, zog aber die Hand wieder zurück, doch sie war gesehen worden, und ein paar Sekunden später kam ein gutgelaunter junger Mann mit Paisleyhosenträgern und passender Krawatte heraus und bat sie hinein.
    »Kommen Sie rein, kommen Sie rein! Ich bin Nate. Nate Feldman. Und das ist meine Frau Maddalena.« Eine Frau mit ungewöhnlich dunklen Augen und dichtem schwarzem Haar, die an einem Zeichentisch saß, nickte ihnen zu. Sie trug eine farbverschmierte Bluse und einen schiefergrauen Rock.
    Fiona stellte sich und Nick vor und sagte dann: »Ich dachte, Sie könnten uns vielleicht sagen, wo man Farbe kaufen kann. Wandfarbe. Ich richte den Laden nebenan her, und vor ein paar Tagen hab ich Farbkübel draußen gesehen … ich hoffe, wir haben Sie nicht gestört …«
    »Ach, Sie haben uns schreien hören?« fragte Nate. »Keine Sorge, das ist nur die Art, wie wir arbeiten. Wir brüllen und schreien, dann werden die Messer gewetzt, und wer am Schluß aufrecht stehen bleibt, hat gewonnen.« Er sah die irritierten Mienen von Fiona und Nick und sagte: »Ich mach Scherze, ihr beiden! Das war ein Scherz, verstehen Sie … ha, ha, ha? Aber was halten Sie von meiner Idee …?« Mit den Händen zeichnete er die Umrisse eines Plakats in der Luft. »Man sieht einen Wagen, darüber die Worte HUDSONS AELTZER , und den Kutscher, der sich aus dem Bock nach unten beugt und zu Ihnen, den Kunden, sagt: ›Bei Magenproblemen, probieren Sie unsere Tablette, die kriegen Sie als Doublette!‹ Sehen Sie, da ist das Bild, zeig’s, Maddie … sehen Sie? Wie finden Sie’s?«
    »O ja, das paßt gut«, sagte Nick. »Die Illustration ist hervorragend gelungen, finde ich.«
    »Und der Text? Gefällt Ihnen …?«
    »Nate, um Himmels willen. Biet ihnen doch einen Platz an!« sagte Maddalena tadelnd.
    »Entschuldigen Sie! Bitte … nehmen Sie Platz«, sagte er und deutete auf ein Sofa voller Drucke und Plakate. Fiona hob ein Plakat hoch und legte es zur Seite.
    »Entschuldigen Sie das Durcheinander«, sagte Nate. »Das ist unser Büro und gleichzeitig unsere Wohnung. Wir haben uns erst vor kurzem selbständig gemacht und die Werbeagentur eröffnet. Es ist noch das reinste Chaos.«
    »Das ist einfach toll, Mr. Feldman«, schwärmte Fiona von dem Plakat, das sie gerade in der Hand hielt.
    »Nate, bitte.«
    »Nate«, wiederholte sie. »Was für ein herrliches Bild!« Auf dem Plakat stand WHEATONS KEKS-ZOO – EIN ABENTEUER IN JEDER SCHACHTEL ! Das Bild zeigte

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