Die Teerose
ihr verdammten Dreckskerle! Los, beide!«
»Halt! Wartet!« hörte er einen seiner Männer brüllen.
Das Geräusch von Schritten, dann war ein Knall zu hören. Ein Mann schrie vor Schmerz auf, dann: »Probier noch mal wegzurennen, und ich schlag dir das Bein ab.«
»Ripton! Was zum Teufel ist hier los?« rief Roddy und eilte zur Pforte des Polizeireviers.
»Keine Ahnung, Sir.«
Roddy sah in den Gang. Zwei Männer, die sich kaum mehr auf den Beinen halten konnten, standen dort. Ihre Gesichter waren zu Brei geschlagen, voller Blut und blauer Flecken, und ihre Kleider waren zerrissen. Ungläubig schüttelte Roddy den Kopf. Er ging auf sie zu, und plötzlich erkannte er sie – es waren Reg Smith und Stan Christie, Bowler Sheehans Männer.
»Guten Morgen, Sergeant«, sagte jemand hinter ihnen.
Ein junger, äußerst muskulöser Mann in engen Hosen und roter Weste trat vor. Ihm folgte ein anderer Mann im gleichen Aufzug.
Schlägertypen, dachte Roddy. Das verrieten schon ihre Kleider. Genausogut hätten sie Schilder vor sich hertragen können. »Kenn ich euch zwei?« fragte er und bemerkte die Narbe am Kinn des ersten und die breite Boxernase des zweiten.
»Tom Smith«, sagte der erste mit Unschuldsmiene.
»Dick Jones«, der andere.
»Was wollt ihr hier, Jungs?«
»Die wollen ‘ne Aussage machen«, erwiderte Tom. Er gab seinen beiden Gefangenen einen Stoß. »Los, redet schon, ihr Dreckskerle. Schön laut, damit euch alle hören können.«
Weder Reg noch Stan gaben einen Laut von sich. Mit finsterem Blick ließ Tom seine Fingergelenke knacken. Reg zuckte zusammen. Stan öffnete die dick geschwollenen Lippen und sagte: »Wir ham Denny Quinn und seine Nutte erledigt.«
»Und wer noch?« drängte Tom.
»Bowler Sheehan.«
Roddy sah Reg und Stan ungläubig an. »Seid ihr bereit, das zu unterschreiben?«
Sie nickten ergeben, und Roddy ließ sie von seinen Polizisten wegführen. Tom und Dick entfernten sich Richtung Tür.
»Wartet einen Moment!« befahl er. »Wer hat sie so zugerichtet?«
Tom zuckte die Achseln. »Keine Ahnung. Wir ham sie so gefunden. Vor einem Pub.«
»Vor einem Pub? Welchem Pub?«
»Vor irgendeinem.«
»Für wen arbeitet ihr?« fragte Roddy.
Tom lächelte. »Ich versteh nicht, was Sie meinen, Sergeant«, antwortete er.
»Ah, du verstehst nicht.« Roddy ging zur Tür, schlug sie zu und sperrte sie ab. »Vielleicht helfen dir ein paar Tage im Bau auf die Sprünge?«
»Aufgrund welcher Anklage?«
»Weil mir einfach danach ist und keiner mich davon abhalten kann. Wie wär’s damit?«
Tom sah Dick an. Der nickte. »Für einen Freund von Denny Quinn. Für einen Mann, der’s nicht für richtig hält, daß Bowler Sheehan mit einem Mord davonkommt.«
»Freund? Daß ich nicht lache. Ihr arbeitet für Malone. Der möchte Sheehan aus dem Weg haben. Er schickt mir Reg und Stan und hofft, daß ich die Drecksarbeit für ihn erledige, stimmt’s?«
Keiner der beiden antwortete. Sie sahen Roddy nur mit einem Blick an, der höflich und respektvoll und zugleich herablassend und aufreizend war.
»Aber ich kann mir einfach nicht erklären«, fuhr Roddy fort, »warum Malone die beiden nicht einfach abgemurkst hat. Und warum er Sheehan nicht einfach umbringt. Außer Sheehan ist abgetaucht, und Malone kann ihn nicht finden. Vielleicht ist es so. Vielleicht benutzt er die beiden Vögel dort drinnen als Köder, weil er weiß, daß Sheehan sie nicht im Knast haben will. Weil er Angst hat, sie könnten zu singen anfangen. Er wird sie rausholen. Er wird auftauchen, und Malone kann ihn erledigen. Hab ich recht, Jungs?«
Tom schluckte. Dick blinzelte. Keiner sagte ein Wort.
Roddy sperrte sie Tür auf. Er wußte, was er wissen wollte. »Also seid so gut, Jungs«, fuhr er fort, »richtet Mr. Malone aus, daß er auf seiner Seite des Flusses bleiben soll. Wenn nicht, wird ihm das sehr leid tun.«
Auf dem Weg nach draußen blieb Tom stehen. »Können Sie sie verhaften, Sergeant?« fragte er.
»Wenn sie ein Geständnis unterschreiben, ja.«
»Und Sheehan auch? Für den Mord an Quinn?«
»Wenn wir genügend Beweise gegen ihn haben oder sein Geständnis, dann schon«, antwortete Roddy.
Tom nickte. »Denny Quinn war ein guter Mensch. Und er hat’s nicht verdient, so zu sterben. Aber Bowler Sheehan schon. Er kommt an den Galgen dafür.« Er lächelte verhalten. »Auf die eine oder andere Weise.«
»Überlaßt das uns«, warnte ihn Roddy. »Wenn Sheehans Leiche gefunden werden sollte, suche ich nach
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