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Die Templerin

Die Templerin

Titel: Die Templerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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ich… mit Euch … gehe?« würgte sie mühsam hervor. Sie mußte sich zu jedem Wort zwingen. Es war nicht nur die Verletzung an ihrer Kehle, die ihre Stimme daran hindern wollte, ihr zu gehorchen. Seltsam - sie hatte überhaupt keine Angst, obwohl das, was Abbé von ihr verlangte, praktisch ihren sicheren Tod bedeutete.
    »Mit Euch gehen?« fragte Salim. »Wohin? Antwortet!« Das letzte Wort hatte er beinahe geschrien.
    Abbé wandte nun doch den Kopf und sah Salim für die Dauer eines Herzschlags mit steinernem Gesicht an. Dann drehte er sich wieder zu Robin herum.
    »Ich werde Gunthar geben, wonach er verlangt«, sagte er. »Er glaubt, daß ich die Schuld am Tode seines Sohnes trage.
    Also werde ich zu ihm gehen und mich seiner Gnade ausliefern.«
    »Ihr wollt… was?« fragte Salim fassungslos. »Seid Ihr… seid Ihr von Sinnen?«
    »Gunthar ist ein vernünftiger Mann, trotz allem«, sagte Abbé. »Ich kenne ihn seit vielen Jahren, und ich weiß, daß er dieses Blutvergießen so wenig will wie ich. Vielleicht wird er mich töten, ohne mich anzuhören, aber vielleicht auch nicht. Vielleicht hört er mir zu, und wenn Robin hier ihm sagt, was wirklich geschehen ist, dann wird die Wahrheit am Ende doch noch obsiegen, wenn Gott es will.«
    »Ja, und vielleicht schickt er Euch auch seine himmlischen Heerscharen, um Euch beizustehen«, sagte Salim böse. »Seid kein Narr, Abbé! Er wird Euch töten, er wird Robin töten, und dann wird er hierher kommen und alle anderen umbringen. Und wenn nicht er, dann Gernot und dieser Hund Otto! Ihr wißt das!«
    »Gott wird mich beschützen«, sagte Abbé überzeugt. »Mein Entschluß steht fest. Ich werde zu ihm gehen.«
    »Das lasse ich nicht zu!« Salim sprang erregt halb von seinem Stuhl auf. »Ihr wißt genau, was…«
    »Salim!« Abbés Stimme war nicht einmal besonders laut, aber plötzlich so scharf, daß Salim wie unter einem Peitschenhieb zusammenfuhr. »Was erdreistest du dich? Hüte deine Zunge, verdammter Heide, oder ich lasse sie dir herausreißen!«
    Der Tuareg stand noch einen Moment lang erstarrt und mit wutverzerrtem Gesicht da, aber dann ließ er sich zurücksinken. In seinen Augen loderte blanker Zorn, doch plötzlich schien ihm klarzuwerden, daß Abbé und er nicht allein waren.
    »Bitte verzeiht, Herr«, sagte er mit einem demütigen Senken des Kopfes. Es war keine echte Demut, begriff Robin. Er senkte den Kopf, damit niemand sein Gesicht sah, und die Gefühle, die sich darauf spiegelten. »Es tut mir leid. Es war nur die Furcht um Euer Leben, die mich zu diesen Worten hingerissen hat. Aber ich bitte Euch, eines zu bedenken: Es geht hier nicht nur um Euer Leben. Nicht einmal um die unseren. Hier steht weitaus mehr auf dem Spiel.«
    »Schweig!« donnerte Abbé, aber Salim bekam in diesem Moment Hilfe von unerwarteter Seite.
    »Ich fürchte, er hat recht, Bruder«, sagte Jeromé. Er hob die Hand, als Abbé auffahren wollte. »Es tut mir leid. Ich kann Euch verstehen. Wir alle hier verstehen und respektieren Eure Beweggründe. Sie ehren Euch, aber ich fürchte, Euer Sklave hat Recht. Gunthar ist von Sinnen vor Schmerz. Er wird Euch nicht zuhören. Und es steht mehr auf dem Spiel als nur Euer Leben. Ihr habt nicht das Recht, es zu opfern.«
    »Uns bleibt keine Wahl«, beharrte Abbé.
    »Das ist nicht wahr!« sagte Salim. »Wir können ihnen standhalten. Sie sind nicht mehr als Bauern, die mit Knüppeln bewaffnet sind! Ihre Verluste sind fünfmal so hoch wie unsere.« Er mußte spüren, daß seine Worte auf wenig fruchtbaren Boden fielen, denn er fügte nach einem Moment hinzu: »Wir könnten Hilfe rufen!«
    »Hilfe? Woher?« Abbé machte eine zornige Geste, so als wolle er Salims Worte einfach vom Tisch fegen. »Die nächste Komturei ist einen halben Tagesritt entfernt!«
    »Ich werde hinreiten und noch vor Tagesanbruch wieder zurück sein«, behauptete Salim.
    »Unsinn«, antwortete Abbé. »Du hast gesehen, was mit Karl passiert ist.«
    »Karl war ein braver Mann«, erwiderte Salim in einem abfälligen Ton, der im krassen Gegensatz zu seinen Worten stand. »Zweifellos mutig und guten Willens, aber er war nur ein Knecht. Ich kann es schaffen. Ihr wißt, daß das so ist. Ich kann mich hinausschleichen und Eure Freunde holen. Wenn Ihr bis zum Morgen aushaltet.«
    »In Raimunds Komturei leben vier Ritter«, sagte Abbé traurig. »Von denen einer so alt ist, daß er sich sein Brot in Milch aufweichen muß, um es zu essen. Sie würden auch noch sterben.« Er

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