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Die Templerin

Die Templerin

Titel: Die Templerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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realistischer - Wunsch. Männer wie Jeromé und Xavier taten nichts ohne Grund. Und sie pflegten auch niemanden zu vergessen.
    »Setz dich«, befahl Jeromé.
    Robin gehorchte. Ihr Herz begann zu klopfen. Sie hatte große Angst. »Du hast deine Sprache also wiedergefunden«, begann Jeromé. »Ein… wenig«, flüsterte Robin stockend. Sie hob die Hand an den Verband um ihren Hals. »Schmerzen.«
    »Das mag sein«, erwiderte Jeromé kalt. »Trotzdem wirst du uns jetzt erzählen, was in jener Nacht in eurem Dorf geschehen ist. In allen Einzelheiten.«
    Es gab keinen Widerspruch. Jeromés Stimme war frei von jedweder Drohung, aber vielleicht war es gerade das, was sie so bedrohlich machte.
    Robin begann zu erzählen. Jedes Wort bereitete ihr Schmerzen, und jedes Wort kostete sie noch ein bißchen mehr Mühe als das vorherige, so daß sie Jeromés Wunsch nach allen Einzelheiten sicher nicht nachkommen konnte. Aber sie berichtete, so gut es eben ging, von dem, was sie in der Nacht hinter der alten Kapelle gesehen und gehört hatte, und Jeromés Gesicht verdüsterte sich mit jedem Wort, das er hörte. Aber er unterbrach sie nicht, sondern ließ sie zu Ende erzählen, auch wenn sie noch so lange brauchte, immer wieder stockte, Kraft sammelte und lange, schmerzerfüllte Pausen einlegte.
    Dann begann er zu reden.

KAPITEL 22
    Noch vor Ablauf der Stundenfrist, um die Salim gebeten hatte, setzten Gunthars Männer zum letzten Ansturm auf den Turm an. Er begann mit einem Chor allmählich anschwellender, lauter werdender Stimmen, Kriegsgeschrei, mit dem die Männer draußen sich selbst aufpeitschten und das keinem anderen Zweck diente, als sie ihre eigene Furcht vergessen zu lassen, aber Robin spürte es schon einen Moment zuvor. Für einen ganz kurzen Augenblick war es, als… hielte der gesamte Turm den Atem an. Eine unheimliche Stille breitete sich aus, und Robin hob den Kopf.
    Jeromé hatte ihr angeboten, ihr einen Raum zuzuweisen, in dem sie abwarten konnte, aber das hatte sie abgelehnt. Warten worauf? Daß das Unausweichliche geschah und die endgültige Apokalypse über sie alle hereinbrach? Sie war sich der Tatsache vollkommen bewußt, daß sie alle den nächsten Morgen wahrscheinlich nicht mehr erleben würden, aber wenn es etwas gab, was noch schlimmer war als dieser Gedanke, dann war es die Vorstellung, allein in einem Zimmer zu sitzen und tatenlos darauf zu warten. Sie hatte den Templern vorgeschlagen, sich um die Verletzten zu kümmern, und Jeromé hatte dieses Angebot dankend angenommen.
    Auch wenn sich ihre Verluste - wie Xavier es zynisch ausgedrückt hatte - in akzeptablen Grenzen hielten, so hatten sie doch schwere Verluste erlitten, und es gab kaum jemanden, der nicht auf die eine oder andere Art verwundet worden war. Eine helfende Hand wurde überall gebraucht, auch wenn es nicht die geschickteste war.
    Jetzt ließ Robin den angefeuchteten Stoffstreifen sinken, den sie in den Händen hielt - das Verbandszeug war ihnen längst ausgegangen, so daß sie sich mit allem möglichen behelfen mußten - und lauschte. Für eine Sekunde wurde es still, vollkommen. Das Schweigen konnte sie erklären: Die Männer, die an den Gucklöchern und Schießscharten standen, sahen, was draußen geschah, und erstarrten für den Moment vor Schrekken, sammelten sich vielleicht und versuchten, irgendwie mit ihrer Furcht fertigzuwerden…, aber unter dieser Stille war noch etwas anderes, eine Anspannung, die stärker und stärker wurde. Die Bestie zerrte wieder an ihrer Kette.
    Und zerriß sie.
    Draußen hob das Kampfgeschrei der Angreifer an, und fast im gleichen Moment hörte man wieder jenen auf so schreckliche Weise harmlos anmutende Laut, mit dem jeder Angriff begann: Das dumpfe Geräusch, mit dem Pfeile und Bolzen gegen die Wände prallten, manchmal ins Holz fuhren, aber auch in Fleisch, ein Geräusch, das dem von Hagel nicht unähnlich war, nur weicher, bösartiger. Gunthars Männer waren keine guten Schützen. Sie trafen selten, aber sie trafen.
    Der Mann, dessen linkes Bein sie gerade verbunden hatte, stand auf, griff mit grimmiger Miene nach dem Schwert, das neben ihm an der Wand lehnte, und humpelte aus dem Raum. Robin folgte ihm. Es gab noch andere Verletzte zu versorgen, aber plötzlich verließ sie der Mut. Es war so sinnlos. Warum eine Wunde verbinden, die im nächsten Moment wieder geschlagen wurde? Wozu einen Schmerz lindern, wenn das Schwert, das neuen und schlimmeren zufügen würde, schon gezogen war? Dies war der

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