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Die Templerin

Die Templerin

Titel: Die Templerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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sie manchmal ein so warmes Gefühl von Geborgenheit, daß sie ihn am liebsten nie wieder losgelassen hätte. Aber war das Liebe? Salim sah sie einen Moment lang vorwurfsvoll an, dann griff er nach Wirbelwinds Zaumzeug und machte mit der anderen Hand eine einladende Geste. »Fühlst du dich kräftig genug, um allein aufzusteigen?«
    »Aufsteigen?« wiederholte Robin irritiert.
    »Das muß man, wenn man von einem Pferd gefallen ist«, behauptete Salim. »Du mußt sofort wieder in den Sattel steigen, oder du wirst es nie wieder tun.«
    Er wiederholte seine auffordernde Geste, und Robin gab sich einen Ruck und trat neben den Hengst. Wirbelwind scheute leicht, als sie den Fuß in den Steigbügel setzte, aber Salim hielt ihn mit eiserner Hand unter Kontrolle.
    Robins Herz klopfte, und ihre Hände und Knie zitterten heftig, als sie sich in den Sattel schwang. Sie glaubte plötzlich zu verstehen, was Salim gemeint hatte, als er behauptete, es wäre wichtig, nach einem Sturz sofort wieder aufzusteigen. Wirbelwind tänzelte noch einen Moment, beruhigte sich aber schließlich, so daß Salim ihn auf der Stelle herumdrehte und langsam in Richtung Waldrand ging. Shalima folgte ihnen mit einigen Schritten Abstand, ohne daß Salim ihr eigens dafür einen Befehl erteilen mußte.
    Robin bückte sich, um einem tiefhängenden Ast auszuweichen, und Salim steigerte sein Tempo noch ein wenig. Er blickte starr nach vorne, und seine Bewegungen schienen Robin ein wenig zu abgehackt und kraftvoll. Wahrscheinlich war er gekränkt, weil sie ihn zurückgewiesen hatte. Bisher hatte sie das noch nie getan.
    Salim führte sie bis zum Waldrand, blieb stehen und sah zu ihr hoch. »Du rührst dich nicht, verstanden?« sagte er grob. »Laß die Hände von den Zügeln, bis ich aufgesessen bin.«
    Sie wartete, bis er auf Shalimas Rücken gestiegen und an ihre Seite geritten war, dann sagte sie unvermittelt: »Ich habe Jan gemocht, weißt du? Aber nicht geliebt.«
    Salim schwieg. Ihre Worte hatten ihn überrascht, und er sah irgendwie … ertappt aus.
    »Eine Weile dachte ich, es wäre Liebe, aber das stimmte nicht«, fuhr Robin fort. »Es war einfach nur…« Sie suchte nach Worten. »Es war der erste Fremde, den ich kennengelernt habe. Der erste Mann. Und er konnte wunderschön erzählen.«
    »Er war ein Aufschneider«, sagte Salim. »Er hat dir von seinen Abenteuern erzählt und den fremden Ländern, die er bereist hat?« Er schüttelte den Kopf. »Er hat keines dieser Abenteuer erlebt, und er ist niemals länger als eine Woche von der Komturei entfernt gewesen.«
    »Du hast ihn wohl nicht besonders gemocht«, sagte Robin fragend. Salim hob die Schultern und ließ die Stute antraben, bevor er weitersprach. Wirbelwind setzte sich ohne ihr Zutun in Bewegung, und Robin mußte sich beherrschen, um nicht vor Schrecken die Zügel loszulassen. »Ich weiß es nicht«, sagte Salim. »Er war kein guter Mensch. Aber er ist vielleicht nur so geworden, weil er keine andere Wahl hatte.«
    »Hat Bruder Abbé seinem Vater schon Bescheid gegeben, daß er… nicht mehr am Leben ist?« fragte Robin.
    »Sein Vater ist schon seit Jahren tot«, antwortete Salim. »Aber ich hatte nicht den Eindruck, daß es Jan das Herz gebrochen hat, als er starb. Er war hart, trotz seiner Jugend, und er wäre ein noch härterer Mann geworden.«
    Seltsam: Robin hatte nicht das Gefühl, daß Salim log, nur um schlecht über Jan reden zu können. Aber sie hatte einen vollkommen anderen Eindruck von Jan gehabt. Der Jan, den sie kennengelernt hatte, war ein fröhlicher junger Mann gewesen, der gerne lachte und trotz seiner Prahlerei im Grunde keiner Fliege etwas zuleide tun konnte. War es möglich, daß ein und derselbe Mensch zwei so grundverschiedene Seiten haben konnte?
    Sie sah Salim an und wußte im gleichen Augenblick die Antwort auf ihre eigene Frage. Es war ein eindeutiges Ja.
    Nur die Antwort auf die andere, viel drängendere Frage, die sie quälte, wußte sie immer noch nicht.

KAPITEL 28
    Auch wenn Salims überschwengliches Lob, ihre angeborenen Talente betreffend, sicherlich zu einem Großteil nichts anderes als pure Schmeichelei war, so hatte es wohl doch zumindest einen wahren Kern. Binnen weniger als einer Woche lernte sie, sich sicher auf dem Rücken eines Pferdes zu halten, und noch vor Ablauf der zweiten konnte sie auf Wirbelwinds Rücken selbst im scharfen Galopp mit Salim mithalten. Natürlich würde sie noch lange brauchen, um sich wirklich mit ihm messen zu können, aber

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