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Die Templerin

Die Templerin

Titel: Die Templerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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und vor allem kluges Tier, das ihre Wünsche auf fast schon magische Weise vorauszuahnen schien. Und das sollte das große Mysterium des Reitens sein, eine Kunst, von der alle behaupteten, man brauche ein halbes Leben, um sie wirklich zu erlernen? Sie trabten einige Minuten wortlos nebeneinander her, das aber auf seltsam unterschiedliche Art: Robin genoß es einfach, auf dem Rücken des Schecken zu sitzen und jede einzelne seiner kraftvollen, geschmeidigen Bewegungen zu spüren, als wäre es ihre eigene. Es war, als wären der Hengst und sie zu einer Einheit verschmolzen, einem einzigen Wesen, das nur noch zufällig in zwei Körpern wohnte.
    Vielleicht war sie ein bißchen zu begeistert gewesen…
    Sie hatten die Hälfte des Weges zu den Hügeln zurückgelegt, als Salim sein schon fast beleidigtes Schweigen brach. »Für jemanden, der nicht reiten kann, kannst du ziemlich gut reiten«, sagte er. »Aber werd jetzt nicht übermütig. Sich im Sattel zu halten ist nur der Anfang.«
    »Und wer sagt dir, daß ich mich nur im Sattel halten kann?« fragte Robin spitz.
    »Meine Augen«, antwortete Salim.
    »Vielleicht sind sie ja nicht so gut, wie du glaubst«, antwortete Robin, die der Hafer stach. »Hol mich ein, wenn du kannst!«
    Sie ließ die Zügel etwas lauter knallen, und ganz wie sie erwartet hatte, fiel der Schecke aus seinem raschen Trab in einen langsamen (aber trotzdem deutlich schnelleren!) Galopp. Es fiel ihr schwerer, sich im Sattel zu halten, aber noch nicht so schwer, daß sie Grund zur Sorge gehabt hätte.
    Salim schien das etwas anders zu sehen. Mit einem ungehemmten Fluch ließ er auch seine Stute schneller ausgreifen, lenkte sie an ihre Seite und beugte sich im Sattel vor, um nach den Zügeln ihres Hengstes zu greifen. »Willst du dich umbringen?« keuchte er. Die Angst in seiner Stimme war echt.
    Für einen winzigen Moment war Robin nahe daran, seine Hand einfach zur Seite zu schlagen; dann wurde ihr plötzlich klar, daß das wahrscheinlich das Dümmste war, was sie in diesem Moment tun konnte. Salim beugte sich weiter vor, aber in diesem Moment warf der Hengst plötzlich den Kopf in den Nacken, vielleicht erschreckt durch die Bewegung, die er im Augenwinkel wahrgenommen hatte, und Salims Hand griff ins Leere. Möglicherweise wäre trotzdem nichts passiert, hätte sich Robin angemessen verhalten und gar nichts getan - aber sie reagierte so falsch, wie es überhaupt nur möglich war: Statt es dem Tier zu überlassen, in seinen gewohnten Rhythmus zurückzufinden, schrie sie erschrocken auf und riß mit aller Gewalt an den Zügeln. Der Hengst wieherte vor Schmerz, als die Trense in sein empfindliches Maul biß und sein Kopf mit brutaler Gewalt zurückgerissen wurde.
    Er ging durch.
    »Festhalten!« schrie Salim. »Halt dich fest!«
    Robin klammerte sich mit aller Kraft an den Zügeln fest. Wahrscheinlich machte sie damit alles nur noch schlimmer, aber sie konnte nicht anders. Aus ihrer Angst wurde von einem Lidzucken zum anderen nackte Panik. Sie preßte die Schenkel mit aller Gewalt gegen den Pferdeleib, krallte sich in die Zügel und beugte sich weit über den Hals des Tieres, um irgendwie ihr Gleichgewicht zu halten.
    »Anhaltenl« schrie sie. »Halt an! Sofortl«
    Ihr Schrei schien es eher schlimmer zu machen. Der Hengst griff mit gewaltigen Sätzen aus. Der Boden schien nur noch so unter ihr hinwegzufliegen. Salim spornte Shalima zu noch größerer Schnelligkeit an, streckte den Arm aus, so weit er konnte, und versuchte wieder, nach Robins Zaumzeug zu greifen. Er verfehlte es, und der Hengst schien sein Tempo noch einmal zu steigern. Die Hügel und der Waldrand sprengten ihnen regelrecht entgegen. Robin riß und zerrte immer verzweifelter am Zaumzeug, aber das Pferd wurde nur noch schneller, und sie konnte sich jetzt nur noch mit allergrößter Mühe im Sattel halten. Salim versuchte zum dritten Mal, die Zügel zu fassen, aber seine Hand griff auch diesmal ins Leere, dann hatte der Hengst den Waldrand erreicht, und Salim mußte notgedrungen zurückfallen.
    Obwohl Unterholz und Gebüsch gerade am Waldrand so dicht waren, daß ein Durchkommen fast unmöglich schien, preschte der Hengst mit unvermindertem Tempo weiter. Zweige und tiefhängendes Geäst schrammten über Robins Arme und Beine, zerrissen ihre Kleider und peitschten ihr Haar. Robin riß schützend den rechten Arm vors Gesicht, aber es nutzte nichts. Der Hengst jagte noch immer wie von Sinnen dahin, und der Wald wurde immer dichter. Manchmal

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