Die Templerin
zurück. »Ich will das jetzt nicht«, sagte sie.
»Warum nicht?« fragte Salim. Er war nicht zornig, sondern nur verständnislos.
»Weil ich jetzt nicht möchte, das muß reichen«, antwortete Robin. Sie nahm ihm das Hemd aus der Hand, zog es an und fügte dann hinzu: »Oder muß ich? Ich meine, wo ich doch offensichtlich dein Eigentum bin.«
Sie sah Salim an, daß er nicht die geringste Ahnung hatte, wovon sie überhaupt sprach. »Was redest du da?«
»Sie gehört mir«, zitierte Robin. »Ich habe euch belauscht, heute morgen. Abbé und dich.«
Einen Moment lang genoß sie es regelrecht, etwas in seinen Augen aufkeimen zu sehen, was beinahe an Entsetzen grenzte. Doch dann kam noch etwas hinzu, etwas, das sie nicht verstand, das sie aber auf schwer in Worte zu fassende Weise verunsicherte. Sie wäre nicht überrascht gewesen, wenn er wirklich wütend geworden wäre oder versucht hätte, alles zu leugnen oder sie auf die gleiche überhebliche Art abzufertigen, wie er es mit Abbé getan hatte. Doch er tat nichts dergleichen, sondern etwas, womit Robin zuallerletzt gerechnet hätte.
»Oh Robin«, murmelte er - und dann sank er vor ihr auf die Knie und fuhr lauter und in fast beschwörendem Ton fort: »Robin, Liebste! Das habe ich doch nur gesagt, um dich zu schützen! Ich würde doch niemals etwas sagen oder tun, was dich verletzt, oder was dir auch nur nicht gefällt!« Robin war nun vollkommen verwirrt. Von allen denkbaren Reaktionen, mit denen sie gerechnet hatte, war dies die Unwahrscheinlichste. Und vor allem: Sie spürte, daß Salims Bestürzung echt war.
Trotzdem antwortete sie, zwar mit leicht zitternder Stimme, aber in immer noch abweisend-schneidendem Ton: »Du hast völlig recht. Es gefällt mir tatsächlich nicht, wenn mich jemand als sein Eigentum betrachtet.«
»Aber so ist es doch gar nicht!« Salims Stimme wurde fast flehend. »Ich habe es gesagt, das ist wahr. Aber doch nur, um dich vor Abbé zu schützen, aus keinem anderen Grund. Wenn Abbé glaubt, daß ich dich für mich beanspruche, dann wird er es nicht wagen, dich hierzulassen. Du wirst uns begleiten, verstehst du das denn nicht? Du kannst mich begleiten! Wir werden zusammenbleiben, du und ich! Das wolltest du doch, oder?«
»Ja«, antwortete Robin. »Aber nicht als dein… Besitz.«
Salim stand wieder auf. Er wurde noch ernster und seine Stimme noch leiser. »Es ist der einzige Weg«, sagte er.
»Als deine Sklavin mitzugehen?« fragte sie bitter.
»Als meine Königin«, verbesserte sie Salim. »Es ist doch gleich, was die anderen denken. Für mich wirst du immer die einzige auf der Welt bleiben. Ich würde niemals etwas von dir verlangen, was du mir nicht freiwillig gibst oder was du nicht willst.«
Wie gerne sie ihm doch geglaubt hätte! Aber da war so viel, was er ihr nicht gesagt hatte, so viele Lügen!
»Du wirst mich begleiten«, sagte er, als sie nicht antwortete. »Und wenn wir in meiner Heimat sind, dann werde ich dich zu meiner Frau machen, ganz offiziell - wenn du das willst. Niemand wird es dann noch wagen, dich anzurühren.«
»Die Frau eines Sklaven?« fragte Robin. Als Salim nicht antwortete, sondern nur lächelte, fügte sie hinzu: »Aber das bist du ja gar nicht, nicht wahr?«
»In gewissem Sinne schon«, behauptete Salim.
»In gewissem Sinne?« Robin zog die Augenbrauen zusammen. »Heute morgen, als ich Abbé und dir zugehört habe, da war ich manchmal nicht ganz sicher, wer von euch der Sklave ist und wer der Herr.« Sie atmete hörbar ein, dann stellte sie die Frage, die sie schon seit Wochen quälte: »Wer bist du, Salim? Wer bist du wirklich’?«
Salim antwortete nicht gleich, sondern starrte zu Boden. Bevor er dann sprach, atmete er so schwer ein und aus, als koste es ihn seine gesamte Kraft, die folgenden Worte auszusprechen. Er flüsterte beinahe. »Manchmal frage ich mich das selber«, sagte er. »Es ist wahr: Ich bin Abbés Sklave. Aber ich bin auch ein Prinz.«
»Ein Prinz?«
Salim nickte. »Es ist nicht das richtige Wort, aber es ist das, das ihr benutzen würdet. Mein Vater ist ein Scheich. Ein sehr mächtiger und einflußreicher Mann. Als Abbé vor zehn Jahren in sein Land kam, da hat er erkannt, daß es für unseren Stamm den sicheren Untergang bedeuten würde, sich den fremden Eroberern zu widersetzen. Andere haben das nicht erkannt und wurden ausgelöscht, aber mein Vater und Abbé schlossen ein Bündnis. Ich bin das Unterpfand dafür.«
»Du?«
Salim hob die Schultern. »Abbé verlangte
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