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Die Templerin

Die Templerin

Titel: Die Templerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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und gesattelt, und Jeromé wollte sich auf der Stelle herumdrehen und aufsitzen, wurde aber von Abbé daran gehindert, der ihn am Arm ergriff und ihn fast gewaltsam herumriß. Die Stimmen der beiden wurden lauter, so daß Robin sie nun auch hier oben hören konnte.
    Auf diese Weise vergingen einige Minuten, bis sich eine weitere Gestalt in einem nachtschwarzen Mantel zu ihnen gesellte. Der Knecht, der Jeromés Pferd gebracht hatte, hatte längst das Weite gesucht, und auch Robin wünschte sich fast, nicht aufgewacht zu sein.
    Trotzdem blieb sie natürlich am Fenster stehen und sah zu, was weiter geschah.
    Jeromés und Abbés Gestikulieren wurde heftiger, und ihre Stimmen immer lauter; für einen kurzen Moment sah es beinahe so aus, als wollten die beiden aufeinander losgehen, und vielleicht hätte Jeromé dies sogar getan, wäre Abbé wie er bewaffnet gewesen. So aber riß er nur seinen Arm mit einer wütenden Bewegung los, schwang sich in den Sattel und sprengte davon. Abbé sah ihm nach, bis er unter dem Tor verschwunden war, dann drehte er sich herum und verschwand mit weit ausgreifenden Schritten im Haus. Salim folgte ihm gleich einem lautlosen Schatten, und nur einen Herzschlag später fuhr auch Robin herum und verließ das Zimmer. Was immer zwischen Jeromé und Bruder Abbé vorgefallen war, ging sie nichts an. aber sie spürte, daß es sie betraf. Sie mußte wissen, warum Jeromé weggeritten war, und wohin.
    Ihre Schritte wurden jedoch langsamer, je weiter sie die Treppe hinunter lief, und bevor sie die Tür öffnete und den Turm verließ, blieb sie noch einmal stehen. Die Vorstellung, daß sie nur zu Abbé gehen und ihn um Auskunft bitten brauchte, war ziemlich naiv. Abbé würde ihr allerhöchstens Vorwürfe machen, daß sie ihn belauscht hatte, und ihr ansonsten bescheiden, daß sie das alles nichts anginge.
    Aber sie mußte einfach wissen, was vorging. Das schreckliche Gefühl eines bevorstehenden Unglückes war wieder da, und es war mit einem Mal stärker denn je. Etwas Furchtbares würde passieren. Noch heute. Sie versuchte, diesen Gedanken als lächerlich abzutun oder wenigstens so weit niederzukämpfen, daß er sie nicht mehr vor Furcht am ganzen Leib erbeben ließ, aber das eine gelang ihr so wenig wie das andere. Sie öffnete die Tür, trat auf den Hof hinaus und sah sich aufmerksam nach allen Seiten um, um sich davon zu überzeugen, daß sie auch wirklich allein war. Als sie zum Haupthaus hinüber lief, schlug sie einen großen Bogen um die brennende Fackel und achtete auch darauf, nicht in den Lichtschein zu geraten, der aus einigen Fenstern im Untergeschoß fiel. Erst als sie die Tür erreicht hatte und das Gebäude betrat, wurde ihr klar, daß sie sich wie eine Diebin benahm.
    Diese Einsicht hinderte sie nicht daran, die Tür so leise wie möglich hinter sich zu schließen und auf Zehenspitzen weiterzuschleichen. Das Haus war still, noch viel stiller, als es ohnehin meistens auch tagsüber war, und auf eine fast unheimliche Art. Dieses Gebäude kam ihr oft wie eine Kapelle vor. Jetzt erschien es ihr wie eine Gruft, kalt und ab weisend, ja, beinahe feindselig, als wolle ihr die Stille zuflüstern, daß sie besser daran täte, nicht hier zu sein. Eine unsinnige Vorstellung, aber sie ließ sich nicht abschütteln. Robin war mehr als erleichtert, als sie endlich wieder den Klang menschlicher Stimmen hörte.
    Sie folgte ihnen und war nicht überrascht, sie als die Abbés und Salims zu erkennen. Auf Zehenspitzen ging sie die Treppe hinauf und wandte sich nach links. Die Stimmen wurden lauter und ihr Klang erregter, und hinter einer nur angelehnten Tür am Ende des Ganges leuchtete das ruhige gelbe Licht einer Kerze.
    Robin Schritte wurden immer langsamer, je weiter sie sich der Tür näherte - und vor allem, je deutlicher sie die Stimmen verstand. Abbé und Salim führten kein angenehmes Gespräch.
    »Nein!« sagte Abbé gerade. »Das ist mein letztes Wort. Ich will es nicht, und es ist auch unmöglich!«
    »Dann habt Ihr es möglich zu machen«, antwortete Salim. »Wie sagt ihr Christen doch so gerne? Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg!« Robin war beinahe entsetzt, als sie hörte, in welchem Ton Salim mit Abbé sprach. Er war niemals besonders respektvoll Abbé gegenüber gewesen, nicht einmal in Gegenwart der anderen Tempelritter, aber sie hatte ihn auch noch niemals so mit ihm reden hören.
    Erstaunlicherweise reagierte Bruder Abbé jedoch nicht zornig, sondern ganz im Gegenteil in verzeihendem,

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