Die Templerin
Gegner, aber berechenbar. Ich weiß, wie ich mit ihm umzugehen habe.« Er hob den Arm. »Siehst du die Bäume da vorne? Dahinter liegt ein kleiner See. Wer zuerst im Wasser ist, hat gewonnen!«
Er ließ Shalima lospreschen, und nachdem ihm Robin eine Sekunde lang wütend hinterhergestarrt hatte, folgte sie ihm. Wirbelwind griff kräftig aus, und doch fiel sie langsam, aber stetig zurück, und als Salim schließlich den Wald erreichte und zwischen den Bäumen verschwand, betrug der Abstand zwischen ihnen fast eine halbe Meile.
Robin fluchte ungehemmt, beugte sich im Sattel vor und versuchte, Wirbelwind irgendwie zu noch schnellerer Gangart anzuspornen. Vielleicht gelang es ihr sogar, aber sie holte Salim trotzdem nicht ein. Als sie den See erreichte, war Salim bereits im Wasser und schwamm mit kräftigen Zügen auf das gegenüberliegende Ufer zu.
Sie zügelte den Hengst, fiel mehr aus dem Sattel, als daß sie absaß und befreite sich mit einiger Mühe von Mantel, Wappenrock und dem schweren Kettenhemd. Anschließend schlüpfte sie aus den Stiefeln. Als sie auch das Baumwollhemd über den Kopf streifen wollte, teilte sich das Unterholz hinter ihr, und eine dunkelhaarige, in Lumpen gekleidete Gestalt trat heraus. Der Mann war einen guten Kopf größer als sie und von kräftigem Wuchs, und trotz seines abgerissenen Äußeren spürte Robin sofort, daß er kein Herumtreiber oder Bettler war.
Dann erkannte sie ihn.
Als sie ihn das letzte Mal gesehen hatte, war es dunkel gewesen, und er hatte Kleider wie die getragen, die sie selbst gerade abgelegt hatte, aber sie erkannte ihn trotzdem ohne jeden Zweifel wieder. Es war einer der vier angeblichen Tempelritter, die ihr Dorf überfallen hatten. Der Mann erkannte sie im gleichen Moment wie sie ihn. Ein halb erschrockener, halb ungläubiger Ausdruck erschien auf seinem Gesicht. Er machte einen Schritt in ihre Richtung, hob den Arm und blieb wieder stehen, als er die Kleidungsstücke sah, die sie gerade abgelegt hatte. »Na, wenn das keine Überraschung ist«, grinste er. »Unser kleines Bauernmädchen. Sie ist offenbar nicht nur zu hartnäckig, um zu sterben, sondern spielt jetzt auch noch den Ritter. Anscheinend liebt sie gefährliche Spiele.«
Robin sah sich hastig nach Salim um. Er war verschwunden. »Warum machst du nicht weiter, Kleines?« fragte der Mann grinsend. »Ich wollte dich nicht beim Baden stören. Zieh dein Kleid ruhig aus.« Seine Augen glitzerten, aber irgendwie spürte Robin, daß sein Blick nicht so lüstern war, wie es den Anschein haben sollte. Er wollte ihr angst machen, das war alles.
»Was wollt Ihr von mir?« fragte sie.
»Ich? Nichts.« Der Mann zuckte mit den Achseln. »Gernot und Otto verlangt es nach deiner Gesellschaft, um es einmal so auszudrücken. Sie haben einen hübschen Preis auf deinen Kopf ausgesetzt… und zwar nur auf deinen Kopf. Ich denke, ich werde ihn mir verdienen.« Er zuckte erneut mit den Schultern und nutzte die gleiche Bewegung, um unauffällig einen weiteren Schritt näher zu kommen. »Ich kann dich natürlich auch lebendig bei ihnen abliefern - oder dich auch laufen lassen. Es liegt ganz bei dir. Wenn du ein bißchen nett zu mir bist…«
»Lieber sterbe ich!« sagte Robin.
»Ganz wie du meinst, Kleines.«
Der Mann stürzte sich ohne Vorwarnung auf sie. Robin prallte zurück, tat so, als würde sie kopflos davonstürzen und wandelte die Bewegung im letzten Moment in ihr genaues Gegenteil um. Genau, wie Salim es ihr gezeigt hatte, ergriff sie die vorgestreckte Hand des Angreifers, knickte blitzschnell in der Hüfte ein und nutzte den eigenen Schwung des Mannes, um ihn über die Hüftknochen abrollen zu lassen. Der Rest schien fast ohne ihr Zutun zu geschehen: Der Mann verlor auf fast magische Weise den Boden unter den Füßen, flog im hohen Bogen durch die Luft und überschlug sich gut anderthalbmal, ehe er mit einem erstickten Schrei im Gras landete. Robin war kaum weniger überrascht als er - was sie indes nicht daran hinderte, ihm auf der Stelle nachzusetzen und ihn mit beiden Händen in die Höhe zu reißen, als er sich aufzurappeln versuchte. Sie ließ sich nach hinten fallen, setzte den linken Fuß gegen seine Brust und schleuderte den Mann zum zweiten Mal durch die Luft, während sie über die Schultern abrollte.
Diesmal schlug er noch härter auf und blieb einen Moment liegen. Blut lief aus seiner Nase, als er sich hochstemmte. Aber seine Augen loderten vor Wut, und Robin wurde klar, daß sie ihn auf diese
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