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Die Templerin

Die Templerin

Titel: Die Templerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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zwischen Helle und dem Tempelritter erfahren und wäre nicht heute hier aufgetaucht, um dieses fürchterliche Blutbad anzurichten. Ebensogut, dachte sie bitter, hätte sie Jan und Helle auch gleich selbst erschlagen können.
    Sie wollte etwas sagen, aber in diesem Moment drangen gedämpfte Laute aus der Dunkelheit zu ihnen, und als Robin erschrocken hochsah, glaubte sie etwas (jemanden?) davonhuschen zu sehen. Vielleicht nur ein Tier, das vor ihnen floh, vielleicht aber auch etwas anderes. Waren das nicht… Schritte gewesen?
    Auch der Tempelritter schien das Geräusch gehört zu haben, denn er richtete sich kerzengerade im Sattel auf. Seine Hand senkte sich auf das Schwert, und der Blick seiner kleinen Schweinsäuglein bohrte sich in die Dunkelheit. Nach einem Moment ließ seine Wachsamkeit allerdings schon wieder nach.
    Robin entspannte sich dagegen überhaupt nicht. Im Gegenteil. Sie wurde immer nervöser, sah sich immer hektischer um. Als sie das letzte Mal ein solches Warnsignal ignoriert hatte, hatte es Jan und Helle das Leben gekostet.
    »Hast du Freunde, Junge?« fuhr Bruder Abbé fort. »Geschwister?«
    »Nein«, antwortete Robin. »Ich habe keine Geschwister. Nur meine Mutter. Mein Vater lebt schon lange nicht mehr.«
    »Aber du hast doch sicher Freunde in eurem Dorf«, bohrte Bruder Abbé weiter. »Jungen in deinem Alter - oder vielleicht gar schon ein Mädchen?« Er lächelte. »Nur keine Scheu. Du hast ja selbst gesehen, daß auch ich der Liebe nicht ganz abgeneigt bin.«
    »Judith«, gestand Robin. »Die Tochter unseres Nachbarn … und Gese. Aber sie ist schon älter. Ungefähr wie Helle.«
    »Dann halte dich an sie«, sagte Bruder Abbé. »Eine erfahrene Frau kann dir eine Menge beibringen… liebst du deine Mutter?«
    »Natürlich.«
    »Und natürlich liegt dir auch viel an deinen Freunden, dem Nachbarsmädchen und an dieser Gese. Und wahrscheinlich auch noch an dem einen oder anderen. Euer Dorf ist sehr klein. Da kennt jeder jeden. Also hör mir zu: Wenn wir jetzt in dein Dorf kommen, dann wirst du gar nichts sagen. Ich rede, und du wirst einfach nur zuhören. Und wenn man dich fragt, ob das, was ich sage, die Wahrheit ist, dann wirst du es bestätigen. Wenn ich dabei bin, und auch später. Wenn du nicht sicher bist, was du sagen sollst, dann sagst du, daß du dich nicht mehr erinnerst, weil alles so schrecklich war und du so große Angst hattest. Hast du das verstanden?«
    Robin nickte.
    »Das will ich hoffen«, sagte Abbé mit einem dünnen, angedeuteten Lächeln. »Denn wenn nicht, dann werde ich wiederkommen. Ich werde dir kein Haar krümmen, aber ich werde deine Mutter töten, deine kleine Freundin, Gese und jeden anderen aus deinem Dorf, der dir etwas bedeutet.«
KAPITEL 3
    Ihre Annäherung blieb nicht unbemerkt. Obwohl die meisten Dorfbewohner kurz nach der Abenddämmerung zu Bett gingen, kam ihnen eine kleine Abordnung der Bewohner entgegen, als sie sich den ersten Häusern näherten - unter ihnen auch Robins Mutter, die ob der Verspätung ihrer Tochter offenbar schon in großer Sorge gewesen war. Außer ihr gehörten noch ein gutes halbes Dutzend weiterer Männer und Frauen zu der kleinen Abordnung, die Robin und Abbé fünfzig Schritte vor den ersten Häusern erwartete. Die meisten hielten brennende Fackeln in den Händen. In ihrem hell flackernden Licht erkannte Robin nicht nur besorgte Gesichter, sondern auch mindestens zwei bewaffnete Männer, eine Tatsache, die auch Bruder Abbé keineswegs entgehen konnte: Gero, Geses Mann, hatte einen armlangen Knüppel dabei, durch dessen oberes Ende er eine Anzahl langer Nägel getrieben hatte, und der Bauer Hark hatte sich passender Weise mit einem Dreschflegel bewaffnet. Sie warf einen raschen Blick zu Bruder Abbé hinüber. Der Tempelritter schien völlig gleichmütig, aber er konnte nicht vollkommen verhindern, daß sich ein dünnes, verächtliches Lächeln auf seine Lippen stahl. Sie mußte daran denken, wie mühelos er Olof getötet hatte, nachdem er erst einmal wieder im Besitz seines Schwertes gewesen war, und sie war plötzlich sicher, daß er selbst jetzt, verletzt wie er war, ganz allein das halbe Dutzend Männer und Frauen erschlagen könnte.
    Leider fürchtete sie auch, daß ihm der Tod einiger einfacher Bauern nicht besonders nahegehen würde …
    Als sie dicht genug heran waren, um ins Licht der Fackeln zu reiten, machte sich Unruhe unter den Dorfbewohnern breit. Robin sah, wie ihre Mutter erschrocken zusammenfuhr, die Hand vor dem

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