Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Templerin

Die Templerin

Titel: Die Templerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
Mund schlug und unverzüglich auf sie losrennen wollte, aber von Hark daran gehindert wurde. Auch auf den Gesichtern der anderen machten sich die unterschiedlichsten Emotionen breit: Erstaunen, Überraschung, zum allergrößten Teil aber Schrecken und Furcht.
    Sie mußten auch einen erschreckenden Anblick bieten, wie sie so aus der Dunkelheit auftauchten. Robins Gesicht und auch ihr Gewand waren voller eingetrocknetem Blut und Schmutz. Quer vor ihr lag ein Toter über dem Pferderücken, und auch Bruder Abbé hatte eine häßliche, dick verkrustete Platzwunde an der Schläfe. Dazu begann sein Gesicht nun deutlich anzuschwellen und sich in allen nur denkbaren Schattierungen blaugrün zu färben. Trotzdem bot der Tempelritter in seinem Wappenrock und hoch oben auf dem Rücken seines gewaltigen Schlachtrosses einen beeindruckenden Anblick. Das flackernde rote Licht der Fackeln schien seine ganze Gestalt in Blut zu tauchen, so daß er trotz des Kreuzsymbols auf seiner Brust mehr wie ein Dämon aussah, der direkt aus dem Schlund der Hölle geritten kam, aber keinesfalls wie ein Krieger Gottes.
    Dasselbe mußte auch für sie gelten, denn der Schrecken, mit dem Hark und die anderen - einschließlich ihrer Mutter! - sie musterten, beinhaltete kein Mitgefühl, sondern eher das Entsetzen von Menschen, die sich plötzlich und unerwartet mit dem Leibhaftigen konfrontiert sehen. Ihre Mutter beherrschte sich, bis Robin und der Tempelritter fast vor ihr waren, dann aber machte sie sich gewaltsam aus Harks Griff los und stürmte auf sie zu. »Robin!« schrie sie. »Großer Gott, Robin! Was ist geschehen?!«
    Abbé hielt sie mit einer herrischen Geste zurück und warf Robin einen raschen, eindeutig drohenden Blick zu, ehe er sich an ihre Mutter wandte: »Seid Ihr seine Mutter, Weib?«
    »Robin ist meine Tochter, ja«, antwortete Robins Mutter. In ihren Augen blickte es kampfeslustig auf. Weder Abbés Kleid noch sein überheblicher Ton schien sie in diesem Moment sonderlich zu beeindrucken. Abbé blinzelte überrascht und warf Robin einen schnellen, völlig verwirrten Blick zu. »Eure … Tochter?«
    »Was habt ihr mit ihr gemacht?« fragte Robins Mutter erregt. »Was habt Ihr ihr angetan?«
    »Hüte deine Zunge, Weib«, sagte Abbé kühl. »Deiner Tochter ist nichts geschehen.«
    »Aber all das Blut…«
    »…ist nicht ihres.« Abbés Stimme wurde schneidend. »Es ist das Blut meines treuen Knappen, der sein Leben geopfert hat, um meines zu beschützen. Und so ganz nebenbei auch das deiner Tochter, Weib.« Robins Mutter schwieg. Sie war kein bißchen beruhigt, aber offensichtlich hatte Abbé sie nun doch eingeschüchtert. Ihr Blick irrte unstet zwischen Robins Gesicht und dem des Tempelritters hin und her, doch bevor sie weitersprechen konnte, sagte Robin rasch: »Er sagt die Wahrheit, Mutter. Ich bin nicht verletzt. Nur ein Kratzer. Aber ich wäre tot, wenn er nicht gewesen wäre.«
    »Danke, Robin«, sagte Abbé spöttisch. »Ich bin wirklich froh, daß du meine Version bestätigst.« Er wandte sich an das halbe Dutzend Männer und Frauen, das noch immer in einigen Schritten Entfernung dastand und ihn mißtrauisch beäugte. »Wer von euch hat hier das Sagen?« Im allerersten Moment rührte sich niemand, dann aber trat Gero zögernd vor und sagte: »Wir haben keinen Dorfschulzen, wenn Ihr das meint, hoher Herr. Aber Ihr… könnt mit mir reden, wenn Ihr es wünscht.« Abbé antwortete erst einmal gar nicht, sondern starrte mit schräg gehaltenem Kopf den nagelbesetzten Knüppel an, den Gero noch immer in der Hand hielt. Als dieser seinen Blick bemerkte, ließ er seine improvisierte Waffe hastig sinken. Robin hatte das Gefühl, daß er sie am liebsten hinter dem Rücken versteckt hätte, wie ein Kind, das einen Apfel gestohlen hatte und auffrischer Tat ertappt worden war.
    »Nun, dann werde ich das tun«, sagte Bruder Abbé schließlich. »Aber nicht hier.« Er wies auf Robins Mutter. »Deine … Tochter hat eine Menge Gutes über dich erzählt. Und ich brauche einen Ort, um mich ein wenig auszuruhen … Welches Haus ist deines?«
    »Gleich das erste links«, antwortete Robins Mutter automatisch. »Aber was… ?«
    »Also gut, dann treffen wir uns dort«, sagte Bruder Abbé. Er deutete auf Gero. »Du kommst ebenfalls. Und falls es außer dir noch jemanden in eurem Dorf gibt, mit dem ich reden kann, soll er auch kommen.« Damit ritt er weiter und nahm auch Robins Pferd am Zügel mit, so daß ihre Mutter hastig aus dem Weg springen

Weitere Kostenlose Bücher